Crazy America

In den Jahren 1996 bis 1999 habe ich für meine Sendung "Stars´n´Stripes" so richtig verrückte Meldungen über Ereignisse und Vorgänge in den USA zusammengetragen. "Crazy Stars´n´Stripes" nannte ich diesen Teil der insgesamt 2stündigen Sendung. Die Beiträge haben direkt mit der Country Music nichts zu tun - aber schmunzeln kann man auch auf einer Country-Seite. Einige Beiträge habe ich wieder ausgegraben und füge sie nach und nach auf dieser Seite ein: Frei zum Schmunzeln. Und manchmal auch nur bemerkenswerts oder makaber: Crazy America.

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Über die Jerry Springer-Talkshow im US-Fernsehen

(20.11.2002). Talkshows im US-Fernsehen, das ist ein abendfüllendes Thema: Oprah Winfrey, Ricki Lake, Rosie O´Donell, David Letterman, Jay Leno, Tom Snyder, Conan O´Brien, Maury, Jenny Jones, Montel Williams - das sind alles Fernsehknüller drüben in den USA - morgens, nachmittags, abends, in der Nacht. Die alle zusammen, die sind - um es einmal so auszudrücken - bestenfalls Morgenvorstellungen im Kindergarten, verglichen mit einer Talkshow, die im US-Fernsehen am Morgen, am frühen Nachmittag und spät abends (je nach dem, in welchem Landstrich Sie sich gerade aufhalten) laufen und fürwahr den Boden aus dem Faß raushauen. Beep-Show habe ich sie für mich mal getauft, nicht etwa aus dem Grunde, den Sie jetzt unerlaubterweise im Kopf haben (denn die heißt Peep-Show). Beep-Show nur deswegen, weil von 60 Minuten minus Werbezeit die restliche Sendezeit weitgehend tonmäßig ausgeblendet ist. Rein verrückt geht´s da nämlich zu. Da werden Menschen aufeinander losgelassen, die sich nur Frechheiten und Gemeinheiten an den Kopf werfen, so gemein im Ausdruck, daß die meisten Wortgefechte ausgeblendet werden und nur noch Wortfetzen übrig bleiben. Da findet Wildwest auf dem Bildschirm statt, da werden Weiber zu Hyänen, Kerle gehen mit Fäusten aufeinander los, Stühle fliegen über die Bühne. Als ich diese Talkshow zum ersten Mal sah, habe ich gedacht, ich sei verrückt. Die wichtigsten Männer in dieser Talkshow sind Bodyguards, unter anderem auch Steve, und die sind im ständigen Einsatz und beschützen die Kandidatinnen und Kandidaten voreinander. Und der Moderator, der steht in aller Seelenruhe irgendwo zwischen den Zuschauern, leitet seine Sendung mit einem kurzen Satz ein, stellt den Gast auf der Bühne vor und fragt: What´s goin´ on? Dann irgendwann heizt er nach oder greift auch mal beruhigend ein. Auf dem Höhepunkt des Geschehens geht´s dann ab in die Werbung, und wenn die Keilerei in der Werbepause kein Ende findet, dann gibt´s für zu Hause anschließend einen Nachschlag. Zuerst wie gesagt habe ich gedacht: na Klasse, gut inszeniert. Aber da ist nichts inszeniert, das ist live - die gehen wirklich wie die Wilden aufeinander los. Wütend, unberechenbar, heulend, schimpfend, fluchend, beleidigend.

Wie die Talkshow heißt? Ganz einfach Jerry Springer, wie der Moderator Jerry Springer. Sicherlich, die Talkshow steht auf einem anderen Niveau als alle anderen Talkshows. Aber die muß man sich tatsächlich zweimal ansehen: Einmal weil man es nicht glaubt. Und das zweite Mal, damit man es glaubt.  (Beitrag am 23.11.1997)

Nachtrag am 20. 11. 2002: Inzwischen hat die Jerry Springer-Talkshow etwas abgespeckt: Sie ist nicht mehr so handgreiflich, die Bühnenausstattung geht nicht mehr in die Brüche, allerdings wollen die Kontrahenten auf der Bühne gelegentlich schon aufeinander losgehen - doch Steve und seine Bodyguard-Kollegen sind sehr wachsam und lassen es nicht zur Tuchfühlung kommen. Was nicht heißt, daß die verbale Klopperei aufgehört hätte: Die Beeps sind auch weiterhin Störfaktor Nummer 1 in dieser Show. Statt Fäuste und Möbelstücke fliegen jetzt die verbalen Beleidigungen und Tiefschläge durch den Raum und den Äther.

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Fundsachen aus vergangenen Tagen, über die man sich noch heute wundern kann.
V
errückt klingt das nächste, aber alles andere als verrückt ist das, was ich Ihnen jetzt erzähle: Da hatte nämlich ein Friseur, ein Barber in Madison im Bundesstaat Alabama, eine glänzende Idee, die ihm jetzt viel Geld bringen kann.

Als das Fernsehen 1989 über die Ölkatastrophe im Prince William Sund in Alaska berichtete, da beobachtete unser Friseur, daß das Fell eines Otters, der gerettet wurde, mit Öl gesättigt war. Friseur Phillip McCrory kam auf die Idee einmal nachzuprüfen, ob nicht auch menschliches Haar ein treffliches Mittel zur Reinigung des Wassers bei Ölunfällen wäre. Er füllte fünf Pfund haarigen Abfalls aus seinem Salon in eine Damenstrumpfhose, knotete diese an den Füßen zu einem Ring zusammen und legte sie ins Planschbecken seines Sohnes. Mitten hinein ins Wasserbassin schüttete er dann gebrauchtes Motoröl.

Als er dann die Beine der Strumpfhose zusammenzog, wurde das Öl von den Haaren absorbiert, und im Wasser konnte man keine Ölspur mehr sehen.

Jetzt prüft die US-Raumfahrtbehörde NASA tatsächlich, ob menschliches Haar ein Mittel zur Reinigung des Wassers bei Ölunfallen ist. Und wenn dem so ist, dann muß Friseur Phillip McCrory sich in der Tat nicht mehr um seinen Haarabfall kümmern und alle anderen Sorgen sind ihm wohl auch genommen.
(Beitrag am 26. Juli 1998)
 

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Fundsachen aus vergangenen Tagen, über die man noch heute lachen kann.
Eine Meldung wie sie nur aus Amerika kommen kann. Der 19jährige Schüler Mike Cameron, ein Senior an der Greenbrier High School in Evans, Georgia, machte etwas, was er hätte nicht tun sollen: Am sogenannten Coke-Tag seiner Schule trug er beim entscheidenden Gruppenfoto ein T-Shirt des konkurrierenden Herstellers Pepsi Cola, wo doch alle anderen Schüler T-Shirts mit der Aufschrift "Coca Cola" trugen.. Nun muß man allerdings wissen, daß - wenn man drüben Coke ordert - immer Coca Cola gemeint ist, Coke also Coca Cola ist und niemals Pepsi Cola. Denn Pepsi Cola heißt Pepsi. Und wenn man am Coke-Tag einer Schule ein Pepsi-T-Shirt trägt, dann findet die Schulleitung, die drüben Werbeverträge mit Firmen abschließen kann und in dem Fall einen Werbevertrag mit Coca Cola hat, solch einen Scherz gar nicht mehr so komisch, und sie suspendierte Mike Cameron für einen Tag vom Unterricht. Der Schulleiter vertrat in dieser Angelegenheit die ganz harte Linie. Er meinte nämlich, daß es hier nichts mit dem Kampf um Märkte von Coca Cola und Pepsi zu tun hätte sondern daß ein Schüler einfach nicht ungehobelt und destruktiv zu sein hat. Basta! Bei Coca-Cola war man derweil ganz gelassen: Der Junge habe etwas gemacht, was Schüler halt so machen. Und der Limonaden-Konkurrent Pepsi Cola gab sich naturgemäß verständnisvoll: Der Junge habe Geschmack bewiesen.  (Beitrag am 12.April 1998)

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Eine Geschichte, wie sie nur aus Amerika kommen kann!
Was ich Ihnen jetzt erzähle, klingt recht seltsam und vielleicht sogar verrückt. In den Clinch Mountains, dort wo Bluegrass und Oldtime Music heute noch am schönsten und am ursprünglichsten klingen, dort tief in den Appalachen - also in Virginia, fast schon an der Grenze zu Tennessee, dort liegt ein Ort namens Castlewood. Und dieser Ort brachte sich ordentlich ins Gerede. Aus Wut auf lokale Steuern nämlich wollen die Bürger von Castlewood kurzerhand per Mehrheitsbeschluß ihre Stadt wieder auflösen. Tatsächlich ist Castlewood eine der drei größten Gemeinden im Bundesstaat Virginia. Und mit der Gründung vor 6 Jahren versprachen sich die Bürger und Stadtoberen u.a. eine ordentliche Kanalisation, ein paar Förderdollars aus Washington und natürlich jede Menge Industrie. Doch daraus wurde dann nichts. Gebracht hat es den Bürgern lediglich höhere Steuern.Und als die Stadt auch noch Streifenwagen auf Patrouille schickte, um Strafzettel auszuteilen, da war es dann um den Frieden in Castlewood geschehen. Die Bürger wählten einen neuen Bürgermeister und neue Stadtverordnete ausschließlich mit dem Ziel, den Ort Castlewood wieder abzuschaffen. Mit 749 zu 622 Stimmen schafften es die Bürger tatsächlich, doch nun muß das Parlament von Virginia noch darüber entscheiden und ein Kreisrichter hat über diesen seltsamen Bürgerentscheid auch noch zu befinden.  Was ja alles ganz schön verrückt klingt, aber dennoch wahr ist!
(Beitrag vom 22. Februar 1998)
Nachtrag: Bis heute ist nicht bekannt, ob dieser Plan auch in die Wirklichkeit umgesetzt worden ist.

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Vielleicht haben ja auch Sie irgendwo in der Wohnung an irgendeiner Wand ein Kalenderblättchen hängen, auf dem ein kleiner Bub seiner Angebeten einen zarten Kuß auf die Wange drückt. Ein schöner Anblick sagen Sie sich, und ich sage mir das auch - nur in Lexington im US-Bundesstaat North Carolina sah das eine Lehrerin der dortigen Southwestern Elementary School ganz ganz anders. Als nämlich  der 6jährige Erstkläßler Johnathan Prevette einer ebenfalls 6jährigen Klassenkameradin zart die Wange küßte, wurde er wie ein Krimineller zum Schulleiter abgeführt, und der verpaßte ihm Einzelarrest, während seine Klassenkameraden an einer Eisparty teilnahmen. Anschließend wurde er dann von der Schule verwiesen. Das geschah so nicht etwa im Jahre 1786 oder im Jahr 1856 in den USA sondern  - man höre und staune - vor zwei Wochen, also Ende September 1996. Obwohl die Schulbehörde keinerlei Einsicht hatte und auf ihre Prinzipien pochte, mußte sie nach landesweiten Zeitungs- und Fernsehberichten und süffisanten Kommentaren in den Medien schließlich doch klein beigeben: Klein Jonathan darf wieder zur Schule gehen. Und ich bin mir sicher, daß das kleine Mädchen diesen ersten Kuss niemals vergessen wird! Jonathan wird dies sicherlich auch nicht, wenngleich aus ganz anderen Gründen. (Beitrag am 13.10.1996)

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Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Amerika, das Land der vielen Freiheiten. Amerika aber auch das Land mancher Merkwürdigkeiten. Oder kämen Sie 33 Jahre nach dem Tod von John F. Kennedy auf die Idee, das Attentat auf den amerikanischen Präsidenten nachspielen zu lassen? So richtig live? In einem offenen Wagen? Just so wie ihn Kennedy damals benutzte am 23. November 1963? Genau auf der Strecke vom Flugplatz Lovefield in Dallas bis in die Innenstadt von Dallas, vorbei an dem Gebäude in der Elm Street, aus dem damals die Schüsse gefallen sind? Kämen Sie auf die Idee??
Genau auf diese Idee ist jetzt ein cleverer Geschäftsmann gekommen, der seine Klientel wie einst Kennedy im offenen Wagen durch die Straßen von Dallas kutschieren läßt und ihnen das Gefühl vermittelt, wie es wäre, wenn es in der Elm Street knallt. (Beitrag vom 20.10.1996)

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Heute gar nicht so crazy, aber so´n bißchen crazy geht´s schon zu in diesen Wochen in den USA. Was eigentlich bei uns ganz und gar unüblich ist und oftmals auch verpönt, das sind in den USA gewohnheitsmäßig die langen, langen Vorlaufzeiten auf ein bestimmtes Ereignis. Auf Weihnachten z. B. bereitet man sich schon im September, spätestens aber im Oktober vor – mit (künstlichen) Weihnachtsbäumen und Baumschmuck in unendlicher Auswahl. Von Rudolph ganz zu schweigen. Als ich kürzlich vom Flughafen Nashville in die Heimat startete, standen an allen Schaltern in der Abfertigungshalle Pumpkins, ausgehölte Kürbisse mit Kerzen: Halloween kündigte sich schon Wochen vorher an. Doch das war lange noch nicht alles. In den Wal-Marts, Targets und K-Marts wurde alles angeboten, was man für eine zünftige Halloween-Nacht in den USA so braucht: Fasching im Frühherbst. Nicht nur Kinder laufen als Gespenster und Hexen verkleidet in der Weltgeschichte herum - aber zumeist sind sie es. Von Haus zu Haus ziehen sie mit ihrem Sack, der sich - je länger der Abend - schnell mit Süßigkeiten und anderen Kleinigkeiten füllt. TRICK OR TREAT heißt der Spruch an jeder Haustür: Süßes oder.... Kaum vorzustellen, was passiert, wenn einer seine Tür nicht aufmacht! Halloween wird am 31. Oktober jeden Jahres "gefeiert" - ein Abend vor Allerheiligen. (Beitrag am 27.10.1996)

 

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Vom Kaffetrinken in den USA - und Teetrinken auch
Dieser Beitrag war ein Teil meiner Sendung Stars´n´Stripes am 29. Dezember 1996 und hat nichts von seiner Gültigkeit verloren

In den letzten Wochen haben Sie bei uns viel Neues über Amerika erfahren, das eine oder andere auch über das Essen. Jetzt erzähle ich Ihnen etwas über den Kaffee. Der wächst dort wohl kaum, aber natürlich trinkt man in den USA auch Kaffee. Und wie man den trinkt!! Und was für welchen. Dünn ist er, und wenn Sie sich drei Wochen oder auch noch länger drüben aufgehalten haben, dann sind Sie garantiert entwöhnt, koffeinentwöhnt. Der Kaffee in den USA bringt Sie sicherlich nicht um die Schlaf, und es macht auch nichts, wenn Sie viel davon trinken.  Kaffee ist allgegenwärtig: Morgens, mittags, abends - praktisch immer. Sie zahlen in jedem Fall nur die erste Tasse Kaffee (richtig gelesen!) und können dann trinken soviel Sie wollen und soviel Sie vertragen. Denn es gehört schon zur sprichwörtlichen Gastfreundschaft, daß es den Kaffee bis auf die eine gezahlte Tasse, oder den einen gezahlten Becher umsonst nachgeschenkt gibt. Warm-up nennt man das. Und hier beginnt nun die eigentliche Geschichte: Sie sollten sich auf jeden Fall und wohlweislich einen Spruch auf Lager legen, der Sie vor dem Kaffee bewahrt, wenn Sie mal keinen Kaffee mehr trinken möchten. Ein nach Ihrer Ansicht ablehnendes Thanks wird Ihnen auf jeden Fall anders ausgelegt, als Sie sich das denken und vorstellen - und schwupp ist die Tasse wieder voll. Hemmungslos wird auch jede nur halbvolle Tasse nachgefüllt. Man ist drüben sogar beleidigt, wenn sie das verhindern wollen. Wenn Sie absolut mal keinen Kaffee mehr mögen, dann sagen Sie das der immer freundlichen Bedienung kategorisch mit einem bestimmten “No thank you”, was zur Folge hat, daß Sie für diese Mahlzeit ihre Ruhe haben.

Ganz anders verhält sich das übrigens mit den Teetrinkern, denn das müssen aus der Sicht der Amerikaner Menschen von einem anderen Planeten sein. Auch hier zahlen Sie die erste Tasse. Und bei der bleibt es auch, wenn Sie sich nicht selbst rühren. Denn kaum wird Ihnen mal Wasser nachgeschenkt oder ein neuer Teebeutel angeboten. Ich hatte immer den Eindruck, daß man von mir erwartet, daß ich aus einem Teebeutel sechs Tassen rausdrücke. Verlangte ich nach mehr hot water, dann kam zwar das hot water - aber kein weiterer Teebeutel. Kam ausversehens mal der Teebeutel, gab es sicherlich kein zusätzliches hot water. Aber ich will auf keinen Fall die Behauptung aufstellen, daß die Freundlichkeit nur mit dem Kaffee zusammenhängt und beim Tee aufhört. Wenn Sie nämlich statt des hot tea den ebenfalls allgegenwärtigen Iced Tea ordern, dann ergeht es Ihnen genau so wie den Kaffetanten: Den Iced Tea gibt es in Hülle und Fülle im Nachschub.

Trotz vieler Tassen Tee in den USA inzwischen bin ich noch nicht dahinter gestiegen, was den Unterschied zwischen diesen Getränken und der damit verbundenen Freundlichkeit heraufbeschwört. Aber eines Tages frage ich da nochmal genau nach! Oder ich halte doch lieber meinen Mund und ordere brav weiterhin mein hot water. Die Teebeutel von Aldi, Kaufland, Real oder einem Tante-Emma-Laden befinden sich seither ohnehin in meinem Reisegepäck.


Nachtrag zu diesem Beitrag:
Als Teetrinker in den USA hat man also seine liebe Not: Man fühlt sich einsam. Man fühlt sich gar nicht so umkümmert von den ansonsten so aufmerksamen Waitresses. Und in Laredo am Rio Grande, dort wo Amerika am mexikanischsten ist, da passierte dann das, was ich am meisten befürchtete: In einem der allgegenwärtigen "All you can eat"- Restaurants ging ich selenruhig ans Buffet. Mit vollem Teller zurück am Tisch schnupperte ich Verdächtiges: Es roch nach Kaffee!! Sie sollte doch nicht etwa?!?! Doch, sie hatte es getan!!! Mein Tee war versetzt mit einem Warm-up-Kaffee. Das war schlimmer als Durst leiden!

Aber nur Gemach. Wir sind ja schließlich in Amerika: I´m so sorry, sagte sie, und schwupp hatte ich meine neue Tasse Tee - mit einem neuen Teebeutel und sogar mit einem Extra-Kännchen hot water.
 

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Eigentlich ist das, was ich Ihnen jetzt sage, alles andere als crazy, alles andere als eine verrückte Einstellung: Aber in den USA ist das nun mal so. Und manchmal könnte man sich von dieser Art Beweglichkeit bei uns auch etwas mehr wünschen.
Also die Geschichte ist die: Am vergangenen Dienstag ist überall in den USA die dritte CD-Box aus der Reihe der Beatles-Anthologie erschienen. Man kann sich diese Beatles-Crazymania der Amerikaner gar nicht so richtig vorstellen, aber die sind ja wie verrückt hinter diesen CDs her: Weltweit wurden von den beiden ersten Doppel-CDs rund 13 Millionen Stück verkauft. Vom gesamten Beatles-Katalog sogar an die 35 Millionen Stück.
Am 29. Oktober 1996, am vergangenen Dienstag also, war nun mal wieder Beatles-Tag, und dieser Einkaufs-Tag begann nicht etwa um 10 Uhr morgens wie drüben üblich. Nein nein, da wäre man ja schon 10 Stunden zu spät dran. Ladenketten wie Towers und Blockbuster zum Beispiel, die lösen ihr Problem ganz anders. Da die Geschäfte dieser beiden Ketten, was für ein Paradies, ohnehin bis 24 Uhr geöffnet haben, hängt man sorglos noch 1 bis 2 Stunden an die Schicht dran und war dann munter mittendrin am Dienstag, am 29. Oktober. Und ob Sie´s nun glauben oder nicht: da wird ganz ordentlich verkauft mitten in der Nacht, denn jeder möchte gerne der erste sein, der sich die Beatles-Aufnahmen besorgt, die er ohnehin vielleicht schon besitzt. Das Feeling ist es halt! Das Gefühl, ich war einer der ersten.
(Beitrag in Stars´n´Stripes am 3. November 1996)

Update am 23. Juli 2002

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Hollywood & Music Talk (aus der Sicht des 10. November 1996)
Rummel um Madonna und Evita! Evita ist Evita Peron, Gattin des früheren argentinischen Diktators, die während der Helsinki-Olympiade im Jahre 1952 erst 33jährig gestorben ist. Evita ist auch die Hauptfigur eines gleichnamigen Musicals, das verfilmt wurde mit Madonna, mit Antonio Banderas und mit Jonathan Pryce in den Hauptrollen. Und nicht zuletzt wohl wegen dieser hochkarätigen Besetzung ist der Rummel um diesen Film richtig ins Rollen geraten. Und das lange bevor der Film überhaupt in den Kinos zu sehen ist: Am 24. Dezember in amerikanischen Kinos und in deutschen Kinos sogar erst am 9. Januar 1997. Verbunden mit dem Rummel läuft die kommerzielle Ausnutzung derzeit in Amerika auf Hochtouren. Schwarze Organzakleider à la Evita Peron sind seit Anfang November im Handel erhältlich, und eines der großen Kaufhäuser in den USA, Bloomingdales, richtet ab Dezember in einer Reihe von Häusern Evita-Shops ein. Für kurze Zeit wird die Kosmetikfirma Estee Lauder ein eigenes THE FACE OF EVITA-Kosmetikdepot auf den Markt bringen. Und ab 12. November klingeln die Kassen auch in den Schallplattengeschäften zumindest drüben in den USA: Am Dienstag erscheint der komplette Soundtrack EVITA auf CD und MC. Auf den Film, wie gesagt, warten wir noch ein Weilchen: Wer zufällig an Weihnachten in den USA ist, weiß was er an Weihnachten tun könnte, ansonsten hat der Film bei uns am 9. Januar 1997 Premiere.

Anderer Hollywood-Talk: Brad Pitt, so wird vermutet, könnte die Hauptrolle in dem Universal-Film “Meet Joe Black” spielen, ein Remake des Films “Death Takes A Holiday” nach einer Vorlage aus dem Jahre 1934.

Und am 4. Februar 1997 erscheint in den USA ein Video mit der Original-Verfilmung BAMBI aus dem Jahre 1942.

Kevin Koster könnte demnächst wieder zu Schläger und Baseball greifen: Nach seinen beiden Rollen in den Filmen BULL DURHAM und FIELD OF DREAMS hat er Gefallen gefunden an dem Skript FOR THE LOVE OF THE GAME. Regie soll Sydney Pollack führen.

Und noch ein Blick in die Musikwelt: Das größte und wichtigste Ereignis der Musik in den USA, die Grammy Award Verleihung findet erstmals im Madison Square Garden statt. CBS überträgt die Verleihung der Grammys live am 26. Februar 1997. In den USA wie gesagt. Und vorhin sprach ich vom Musical EVITA und der entsprechenden CD, die am kommenden Dienstag in den USA erscheint. Das ist reichlich spät, denn bei uns ist sie längst auf dem Markt - hören wir mal rein!
(Beitrag in Stars´n´ Stripes am 10. November 1996)


Update am 23. Juli 2002

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Aufschrei kürzlich in deutschen Kreisen - und nicht nur in Sport- und Sportlerkreisen! Hat doch allen Ernstes das deutsche Privatfernsehen, namentlich RTL und Sat 1, angeregt, das sportliche Regelwerk beim Fußball zu ändern. Angestrebt würden etwa Drittelpausen während eines Fußballspiels, so stand´s zu lesen. Was aber auch für ein Verlangen!!!

Dabei sind neue Regeln und insbesondere Auszeiten mitten im Spiel, wie dpa recherchierte, in den USA schon längst keine Ausnahmen mehr und seit mehreren Jahrzehnten üblich. Die National Football League ist das beste Beispiel. 1,1 Milliarden Dollar kassiert die NFL für ihren TV-Vertrag mit fünf verschiedenen Sendern pro Jahr. Und weil diese Summe fast 60% der jährlichen Gesamteinnahmen ausmacht, zeigt sich die NFL entsprechend großzügig. Die Fernsehpartner wünschten sich zum Beispiel ein Spiel von exakt drei Stunden Länge statt der in der Vergangenheit üblichen drei Stunden und 8 Minuten. Also verkürzte die Liga die Zeit zwischen den Spielzügen von 30 auf 25 Sekunden. Anderes Beispiel: Auf Wunsch der Sender wurde in der Major League Baseball vor zwei Jahren sogar der Spielmodus geändert und die Playoff-Runde von 4 auf 8 Teams erweitert.

Übrigens spricht man in den USA über mehr Spielunterbrechungen für etwaige Werbeeinblendungen überhaupt gar nicht. Ob Football, Baseball, Icehockey oder Basketball: Alle 4 Sportarten bieten derlei Pausen ohnehin schon reichlich zur Genüge. Die einzige Liga, die drüben nicht so richtig auf die Beine kommt, ist der Soccer, der Fußball europäscher Art. Der Grund dürfte wohl auch am mangelnden Interesse der Werbewirtschaft liegen: Es gibt halt nur eine Pause in jedem Spiel, die Halbzeitpause. Wie bei uns - und nicht genug Zeit für lukrative Werbung. Womit wir wieder am Anfang dieser Überlegung wären.
(Beitrag in Stars´n´Stripes am 10. November 1996)

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