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Live im Rattlesnake Saloon in München
Jett Williams, Billy Swan, Heidi Hauge, Charlie McCoy & Tomboola Band
Ein Konzertbericht von Friedrich Hog

Jett Williams ist die Tochter des legendären Hank Williams, Billy Swan hatte 1974 einen fünffachen Millionseller mit „I Can Help“, Heidi Hauge ist eine der bekanntesten norwegischen Country Sängerinnen, Charlie McCoy ist der berühmteste Mundharmonikaspieler aller Zeiten und Tomboola ist die schwedische Band, mit der Charlie McCoy zur Zeit auf Skandinavien-Tour ist. Da die Tomboola Band und Heidi Hauge sich den Manager teilen, hat man sich in dieser Kombination zusammengefunden, und ist gemeinsam mit dem riesigen Tourbus der Heidi Hauge Band in 18 Stunden von Dänemark nach München gefahren, nur für Bruno und seinen Rattlesnake Saloon. Von den Auftritten am 30. und 31. März 2004 sahen wir den am Dienstag.  

Da wir bereits um halb sieben angekommen waren, konnten wir mit den Künstlern ausführlich plaudern, insbesondere mit Billy Swan. Diesen hatten wir vor Jahren bereits einmal im österreichischen Dornbirn zusammen mit Kris Kristofferson erlebt, mit dem er zur Zeit aber nicht mehr zusammenarbeitet. Kris ist wieder mit Filmprojekten beschäftigt. Vor dem Konzert konnten wir uns mit den hervorragenden Steaks und dem vielfältig sprudelnden, leckeren Bier im Rattlesnake Saloon vertraut machen, einfach köstlich. Von 20.30 Uhr bis nach Mitternacht gab es dann Musik pur, mit nur jeweils recht kurzen Unterbrechungen. Die Tomboola Band machte von 20.30 Uhr bis 21.15 Uhr den Anfang, ohne einen Solisten zu präsentieren machten sie einen sehr geschlossenen Eindruck, Björn Hauge, Ehemann von Heidi Hauge, hatte sich mit akustischer Gitarre und Gesang dazugesellt, ansonsten gab es eine feine Steelguitar (Benny Pedersen), sowie E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. „Some Broken Hearts Never Mend“, „Beautiful Body“, keine Einflüsse aus Rock oder Pop, da passte alles. Beste Stimmung von Anfang an, „Highway 40 Blues“, „Willie, Waylon & Me“, ein CCR-Medley, wirkungsvoll und gar nicht „hau wech“, solche Bands dürfte es in Deutschland auch ein paar geben, das wäre eine echte Bereicherung.  

Um 21.30 Uhr betrat Charlie McCoy die Bühne, rund 15 Jahre zuvor war er schon einmal im Rattlesnake aufgetreten. Er hat nichts von seiner freundlichen Art und angenehmen Ausstrahlung verloren, zollte seinen Musikern verdienten Respekt und bewies, dass er einer der virtuosesten Musiker ist, die Nashville zu bieten hat, für fast alle großen Stars hat er bereits gearbeitet, und auf unzähligen Alben ist seine Mundharmonika zu hören. 29 eigene Alben hat er veröffentlicht und auf der Bühne wechseln sich bei ihm instrumentale Titel mit von ihm gesungenen ab, neben Mundharmonika spielte er auch Keyboard. „Six Days On The Road“ und „Love Bug“ hat er gesungen, „Always On My Mind“ und „John Henry“ gab’s instrumental. Nach 20 Minuten bat er Heidi Hauge auf die Bühne, die ihren ersten Auftritt in Deutschland absolvierte. Charlie blieb als Musiker der gesamten weiteren Show erhalten. Nach zwei Liedern folgte Billy Swan mit einer etwas längeren Sequenz, „Wooden Heart“, Kristofferson’s „Stranger“ und „I Can Help“ waren enthalten.  

Jett Williams beschränkte sich auf das Repertoire ihres Vaters, obwohl der Allison-Moorer-Titel aus dem Film „The Horsewhisperer“, „A Soft Place To Fall“, im November als Single veröffentlicht wurde und sich einigen Radio-Airplays erfreut. „Jambalaya“ gab’s zum Auftakt, Jett wirkte temperamentvoll, hatte sichtlich Fun. Aber auch mit Balladen konnte sie begeistern, „I Can’t Help It If I’m Still In Love With You“ oder „Your Cheating Heart“, das Hank Williams ihrem Bericht zu Folge nie auf einer Bühne gesungen hat, und das als B-Seite erst posthum zum Riesenhit wurde.  „Mind Your Own Business“ und ein jazzig gesungenes „Tear In My Beer“ folgten. Der Geist von Hank Williams schwebte über der Bühne, einfach zum genießen. Jett hat eine große Ähnlichkeit mit ihrem legendären Vater, obwohl sie inzwischen über 20 Jahre älter ist, als Hank je wurde.  

Im dritten Set nach kurzer Pause wiederholte sich der äußere Ablauf, Charlie McCoy spielt den Patsy-Cline-Hit „Crazy“ und natürlich sein geniales Stück „Orange Blossom Special“, das er wie kein anderer beherrscht und auch mehrfach eingespielt hat, immer noch etwas schneller. Auch „Roll In My Sweet Baby’s Arms“ schüttelt er genial aufbereitet aus dem Ärmel. Heidi Hauge sang u.a. ihre wunderbare Version von des Connie-Smith-Klassikers „Once A Day“. Billy Swan machte ein wenig Rock’n’Roll, „Memphis“ von Chuck Berry, „Shake, Rattle & Roll“ von Bill Haley“ und „Lover Please“, das er schon mit 19 Jahren geschrieben hatte. Jett Williams machte dann in ihrem zweiten Set in Worten und musikalisch klar, dass Hank Williams bereits 8 Jahre vor Bill Haley’s „Rock Around The Clock“ den Rock’n’Roll vorweggenommen hatte mit „Move It On Over“. Eines der traurigsten Lieder ihres Vaters ist „I’m So Lonesome I Could Cry“. „Kaw Liga“ durfte auch nicht fehlen, wird man im Rattlesnake Saloon doch von einem hölzernen Indianer begrüßt. Mit „Walkin‘ After Midnight“ kam bei ihr ausnahmsweise einmal Patsy Cline zu Ehren. Es war auch schon nach Mitternacht, als alle zusammen „Will The Circle Be Unbroken“ sangen.  

Ein Abend, der allen Besuchern in bester Erinnerung bleiben wird, hat er doch gezeigt, dass man mit authentischer Country Music noch einen gut besuchten Rattlesnake Saloon gelungen unterhalten kann. Wer Gelegenheit hat, diese Show zu sehen, sollte es sich nicht entgehen lassen, die Künstler haben alle eine große Vergangenheit aber stehen noch mit Freude und Spiellaune gerne auf der Bühne, verlernt haben sie gar nichts.