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Bluegrass aktuell:
1. Internationales Bluegrass Festival in Bühl / Baden
Die ersten Bilder aus Bühl vom 12. April 2003
Von Hauke Strübing

Ein großer Erfolg für die Bluegrass Music in Deutschland, ein großer Erfolg für die Stadt Bühl als Veranstalter und für Walter Fuchs und Rüdiger Schmitt als Präsenter und Organisatoren des 1. Internationalen Bluegrass Festivals in Bühl. Und starke Leistungen der teilnehmenden Gruppen Special Consensus aus den USA, Bluegrass Stuff aus Italien, 4 Wheel Drive aus Holland und GroundSpeed aus Deutschland. Hier sind die ersten Bilder der 8stündigen Veranstaltung. (Sonntag, 13.4.2003/11.30 Uhr) 

Und es steht nun fest: Wegen des großen Erfolges wird das Bühler Bluegrass-Festival zur Tradition und findet auch im Jahr 2004 statt!

Greg Cahill: Er gründete SPECIAL CONSENSUS im Jahr 1975. Bild: Hauke Strübing

Greg Cahill, er spielt 5-String-Banjo, singt die Bariton- und Tenor-Stimme in der von ihm im Jahr 1975 gegründeten Bluegrass-Gruppe SPECIAL CONSENSUS. Mit seiner 4-Mann-Band bot er Bluegrass der Extraklasse und einige good old country songs im Bluegrass-Gewand.
 

Die holländische Gruppe 4 WHEEL DRIVE am 12. April 2003 in Bühl, Baden. Bild: Hauke Strübing

Joost van Es, Jürgen Biller und Paul Van Vlodrop von der Gruppe 4 WHEEL DRIVE: Sie lief in der Abendvorstellung mit "Dueling Banjos", ihrem "Orange Blossom Special" und glänzendem Harmoniegesang zu Höchstform auf.
 

BLUEGRASS STUFF aus Italien - Bluegrass Music kann auch choreographisch gestaltet sein. Bild: Hauke Strübing

Eine helle Freude war die Gruppe BLUEGRASS STUFF aus Italien: Herrlich die Gesangsmimik von Perry Meroni, der Ideenreichtum der vorgetragenen Lieder und bewunderswert die Choreographie aller Bandmitglieder.


Die deutsche Bluegrass Band GROUNDSPEED setze mit ihrem Eröffnungsauftritt den ersten Höhepunkt des Bluegrass-Festivals im Bürgerhaus Neuer Markt in Bühl. Hier im Vordergrund: Ulli Siekert, Mandoline, und Matthias Malcher, Gitarre.


WALTER FUCHS organisierte und präsentierte das 1. Internationale Bluegrass Festival von Bühl. Als die Weltereignisse dieser Wochen auch Schatten auf die Bühler Veranstaltung warfen, konnte er SPECIAL CONSENSUS davon überzeugen, auf jeden Fall in Bühl aufzutreten. Die Zuhörer, die den Saal des Bürgerhauses Neuer Markt in Bühl, am Abend nahezu bis zum letzten Platz füllten, dankten es ihm und den auftretenden Gruppen.

Bilder: Hauke Strübing

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Und ich möchte an dieser Stelle einen dieser seltenen Berichte über ein bei uns ebenfalls seltenes Ereignis aus dem Badischen Tagblatt vom 14. April 2003 wiedergeben:

Spontaner Auftritt der Familie Musselwhite beim Bluegrass-Festival in Bühl / Über Fachzeitschriften auf das Country-Festival in Bühl aufmerksam geworden

Instrumente ins Auto gepackt

Bühl (mmü)
– Sie waren die unverhofften Stars des Internationalen Bühler Bluegrass-Festivals: Mit ihrer spontanen Einlage eroberte die Familie Musselwhite die Herzen der Besucher im Sturm. Die Familie stammt aus Georgia. Vater Mark ist Hubschrauber-Pilot der US-Army und in Bad Kissingen stationiert. Eine echte Bluegrass-Familie: Mutter Cindy spielte in ihrer Jugend selbst Banjo in Bluegrass-Bands. Ihr Talent und ihre Liebe zur Musik hat sie an ihre Kinder vererbt: Tochter Morgan spielt Fiddle, ihre jüngere Schwester Molly Banjo und Brüderchen Luke Mandoline, und alle fünf sind vorzügliche Sänger.

Über Fachzeitschriften waren sie auf das Festival aufmerksam geworden. Und so packten sie ihre Instrumente ins Auto und fuhren nach Bühl. Denn das ist drüben so üblich. Bluegrass Festivals sind dort echte Happenings: Man übernachtet im Camping-Wagen oder im Wohnmobil, und nach den Auftritten wird mit Freunden oder Nachbarn zusammen Musik gemacht.

Insofern waren vor allem die Kinder etwas irritiert über die Konzert-Atmosphäre im Bürgerhaus. Doch schließlich fanden sie Kontakt zu Four Wheel Drive: Die Band nahm die Musselwhites mit in ihre Garderobe und jammte mit ihnen.

Moderator Walter Fuchs war völlig von den Socken, als er hörte, was da los war. Für ihn war klar: Die müssen auf die Bühne! Die Kinder zierten sich zwar anfangs etwas, doch Vater Mark sprach schließlich ein Machtwort. Jawohl, wir machen´s. Und wie! Es war toll mit anzusehen, wie selbstverständlich das funktionierte und wie gut die Familie spielt.

Am Ende verabschiedeten sich die Musselwhites etwas schüchtern, das Publikum tobte. So etwas hatten sie wohl auch in ihrer Heimat noch nicht erlebt. Und den Besuchern wurde spätestens hier schlagartig klar, dass es auch noch ein „anderes Amerika“ gibt.

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Dieser Bericht stand am 14. April 2003 im Badischen Tagblatt. Und ich möchte noch etwas hinzufügen: Wir saßen links etwas an der Seite im nahen Bühnenbereich und beim Blick auf den Center-Punkt der Bühne streifte der Blick zwangsläufig über eine Familie mit 4 Kindern: die zwei Mädchen und die beiden jüngeren Brüder saßen in der 1. Reihe, und was mich in den 6 Stunden verwunderte, war diese eiserne Disziplin, mit der die Kinder auf ihren Plätzen ausharrten. Manchmal ging mir durch den Kopf, ob die dargebotene Bluegrass Music eher ein Zwang für die Kinder sein könnte. Es ist ja nun bei weitem nicht die gewöhnlichste Musik für „deutsche“ Ohren in dem Alter, dachte ich mir. Ob sie sich langweilen? Man hört ja immer mal, dass die Kinder nur das zu tun haben, was die Eltern wollen. Wie gesagt: Das hört man gelegentlich. Und dennoch, diese Ausdauer überraschte mich. Während des 1. Auftritts von Bluegrass Stuff sah ich einen der Musiker während ihres Vortrags auf die Kinder rechts vor mir in der 1. Reihe deuten. Er wollte wohl sagen: Da guckt mal hin, der Kleine ist eingenickt. Irgendwie machte es den Anschein, dass ihn das ganze Geschehen jetzt „übermannt“ hatte. Aber dann trat 4 Wheel Drive auf: Die Kinder saßen wieder auf ihren angestammten Plätzen. Und als Jürgen Biller das 5-String-Banjo zum Duell mit der Gitarre von Jan Michielsen anstimmte – oder auch umgekehrt – da waren sie hellwach: Morgan, Molly und Luke Musselwhite und der jüngere Bruder. Na endlich, dachte ich mir, jetzt kommen sie auf ihre Kosten: Der Kampf der Instrumente begeisterte sie, so ein bißchen raufen, das ist schließlich das Privileg der Jugend. Irgendwann entdeckte ich unter ihren Sitzen eine Reihe von Instrumentenkoffern, machte mir aber immer noch keinen Reim darauf, was später noch kommen würde.
Hauke Strübing, 15.4.2003