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Die Buck Owens Story (1)
Einleitung / Schaffen und Wirken erster Teil
Von Hauke Strübing

Vorwort
Dieser Beitrag erschien ursprünglich im Jahr 1973 in der Country-Zeitschrift COUNTRY CORNER unter dem Titel "BUCK OWENS from Bakersfield" (COUNTRY CORNER, Oktober 1973, 8. Jahrgang, Heft 36). Der Abdruck nach 32 Jahren erfolgt in 4 Teilen. Einige Passagen sind heute nur noch aus der Sicht von vor 32 Jahren zu verstehen. Der COUNTRY CORNER-Beitrag wurde - abgesehen von kleinen Korrekturen -  in der Originalfassung übernommen. Der Autor.

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"COUNTRY MUSIC is American music. It comes right from the soul, right from the people. COUNTRY MUSIC didn't come from overseas. COUNTRY MUSIC came from right here, now, today, yesterday, last week, last year."

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Also sprach Buck Owens. Er sagte und sagt noch mehr, wie er überhaupt Anspruchsvolles von sich gibt: selbstbewußt wie es nun einmal einer tut, der weiß, daß er einer jener vielen ungekrönten Könige der Country Music ist. 

Jimmie Rodgers, die Carter Family, Hank Williams, Roy Acuff, Bob Wills,  Bill Monroe schrieben Country Music Geschichte. Jeder auf seine Art. Vieles in der Country Music von heute wäre undenkbar, gäbe es keinen Bob Wills, keinen Bill Monroe, keinen Roy Acuff, hätte es keinen Jimmie Rodgers, keinen Hank Williams, keine Carter Family gegeben. In den 50er Jahren wuchs eine Garde junger Talente nach, die ihrerseits Country Music Geschichte schreibt. Heute. Wir haben das Vergnügen - oder Mißvergnügen? - diese Entwicklung der Country Music mitzuerleben. Wir erleben diese Country Music Maker in ihrer vollen Strahlkraft. George Jones, Johnny Cash und Buck Owens sind einige. 

Erst die Zukunft wird ihnen Recht geben. Auch wenn es viele heute noch nicht glauben wollen, sie bereichern die Country Music um viele interessante Aspekte. So wie Chet Atkins, Owen Bradley, Don Law und Steve Sholes als Producer und Harold Bradley, Floyd Gramer, Hank Garland, Buddy Harman, Grady Martin und Bob Moore als Session-Musiker im Jahre 1956 jenen berühmten Nashville Sound kreierten, wofür sie unendlich oft verwünscht wurden. Im Rückblick sieht dann auch alles ganz anders aus. Schon heute sind die Aufnahmen jener Jahre Classics. Den richtigen Abstand muß man gewinnen. Daran liegt's. 

Trotz gelegentlicher Abstriche muß man auch feststellen, daß Buck Owens immer COUNTRY war und ist, COUNTRY machte und macht. Vor allem oder gerade dann, wenn das Phänomen Country Music fast kein Phänomen mehr war und wieder einmal alle guten Vorsätze über den Haufen geworfen wurden. Man hat das schon öfters erlebt. Verknüpft mit einem  ausgesprochenen Sinn für das Geschäftliche erhob Buck Owens sein Bakersfield als Gegenpol zum immerwährenden Mekka Nashville, ebnete er die Bahnen unzähliger Nachwuchskräfte und vergaß dabei fast den Sänger und Songwriter Buck Owens. Es gibt vieles über diesen Mann zu sagen. Es ist an der Zeit über Buck Owens zu sprechen - eine erste Bilanz zu ziehen. 

Schaffen und Wirken erster Teil

Es gibt zwei Perioden im Leben von Buck Owens. Während das Wirken des Sängers nach dem 1. März 1957 lückenlos nachweisbar ist, sind die Jahre davor wie so oft im amerikanischen Musikgeschäft etwas verdunkelt. Das liegt wohl in der Hauptsache daran, daß die Sänger in den Staaten meist und in der Regel bei einem jener kleiner Labels beginnen, die nur zu oft über eine kleine Region nicht einmal bekannt sind. Anders als bei uns, möchte man sagen, denn hier wird man zum Plattenstar (getrimmt) oder man wird es eben nicht. Dennoch scheint die Dunkelziffer bei Buck Owens auf den zweiten Blick gar nicht so hoch zu sein. Fest steht dies: Seine ersten Schallplattenaufnahmen machte Buck Owens im Jahre 1956. Fest steht aber auch, daß sich Buck Owens zunächst mit eigenen Kompositionen in die große Welt der Country Music einführte. 

Bleiben wir bei seinen ersten Schallplattenaufnahmen. Das erste, was eine größere C & W Anhängerschar von Buck Owens hörte, waren jene sechs Titel, die auf dem Label PEP erschienen: Sweethearts In Heaven, Down On The Corner Of Love, It Don't Show On Me, There Goes My Love, Right After The Dance und House Down The Block. Freilich wurden diese Lieder ursprünglich gar nicht für das PEP-Label aufgenommen. Wie man sagt, hätte RCA 1956 irgendein kleines Country-Unterlabel gehabt, für das Buck Owens diese Aufnahmen machte. Kurz vor der Veröffentlichung - ein Zeichen der Zeit - entschied man sich jedoch, dieses Label von Country auf R & B umzustellen. Wahrscheinlich hätte die Nachwelt nie etwas von den 6 Aufnahmen erfahren, wenn nicht ein Mann namens Terry Fell das Material aufgekauft hätte. Er gründete das PEP-Label, nahm Buck Owens unter Vertrag und ging mit ihm ins Geschäft. Das war wie gesagt im Jahre 1956. Einige Jahre später wiederum kaufte Starday - wie so vieles - das PEP-Material auf und brachte es auf der Lp SLP 172 „The Fabulous Country Music Sound Of Buck Owens“ erneut heraus. Sämtliche Titel sind heute noch erhältlich - zumeist auf Sampler-Lps. Mit Ausnahme von „Sweethearts In Heaven“ enthält auch die engliche EMBER Lp CW-126 das restliche PEP-Material. 

Bei einer anderen Schallplattenfirme machte Buck Owens in dieser Zeit zudem eine R & B-Aufnahme, die nach seiner eigenen Feststellung nur als Demo-Aufnahme gedacht war. Label und Aufnahme scheinen unbekannt zu sein, doch liegt die Vermutung nahe, daß es sich um den Titel „HOT DOG“ handelte. Hier liegt eine NEW STAR Single vor, die wohl tatsächlich nur eine Demo-Platte ist. NEW STAR (manufactured by New Star Records  Goodlettsville, Tennessee USA) 45-6418-1441 'Hot Dogs (Autor; Buck Owens & D.Dedmon) mit der Rückseite 45-6418-1440 'Sweethearts In Heaven' (Autor: Buck Owens). „Hot Dog“ ist ein R & B Titel, Buck Owens nur schwerlich wiederzuerkennen. Interessant, sogar sehr interessant ist dagegen 'Sweethearts In Heaven'! Denn sie ist nicht mit der PEP- bzw. STARDAY-Aufnahme identisch. Das wohl augenfälligste Unterscheidungsmerkmal ist das Fiddle-Zwischenspiel.

Drei weitere Titel befinden sich auf der Hilltop Lp „Buck Owens & Ferlin Husky & Faron Young“ (JS-6027: Hot Dog, Rhythm And Booze, It Don't Show On Me). Bei „It Don´t Show On Me“ handelt es sich um die PEP-Version. „Rhythm And Booze“ taucht hier zum ersten Mal auf, während „Hot Dog“ ebenfalls nicht identisch mit der NEW STAR-Aufnahme ist. Beide, „Hot Dog“ und „Rhythm And Booze“ sind R & B-Titel. 

Kommen wir schließlich zu der La Brea-Langspielplatte, die möglicherweise auch im Jahre 1956 produziert worden ist, mit Bestimmtheit jedoch erst während seiner ersten Capitol-Jahre veröffentlicht wurde. Also nach 1957. Die Aufnahmen sollten ursprünglich auch nur als Demonstrationsmaterial dienen. Buck Owens trat in jener Zeit mit seiner Gruppe "The School House Playboys“ im 'Blackboard Club' in Bakersfield auf. Mit Jack Trent/piano, Jelly Saunders/fiddle, Junior Stonebarker/steel guitar und Ray Heath/drums wirkte er gelegentlich bei Aufnahmen der Gesangsgruppe CLETE STEWART/FOREST LEE mit, die bei Chesterfield Records unter Vertrag standen. In einem auch für damalige Zeiten schlecht ausgestatteten Studio produzierte Virginia Richmond jene elf Aufnahmen mit Buck Owens und seinen „School House Playboys“, die später auf der La Brea Lp L/LS 8017 veröffentlicht wurden. Vom Material her sind die meisten Aufnahmen in anderer Version auf Capitol und/oder Starday bekannt. „I´m Gonna Blow" ist der einzige R & B-Titel auf dieser Lp. Bemerkenswert ist auf jeden Fall noch, daß die String-Bass-Begleitung ganz fehlt.

BUCK OWENS:Country Girl / Down On The Corner Of Love / The House Down The Block / You're For Me / Blue Love / Right After The Dance /It Don't Show On Me / Please Don't Take Her From Me / Three Dimension Love (bei Capitol als 'My Everlasting Love' veröffentlicht) / Why Don't My Mommy Stay With My Daddy And Me? / I´m Gonna Blow /CLETE STEWART & FOREST LEE: When I Hold You / Higher, Higher And Higher / I Will Always Love You, Darlin' LA BREA L/LS 8017. 

Als Füller - keineswegs indes als Lückenfüller - schließen sich den Owens-Aufnahmen drei Titel des Gespanns  Stewart/Lee an. Aufnahmen im klassischen Stil der frühen 50er Jahre, die wohl am ehesten mit denen der Farmer Boys verglichen werden können. Buck Owens (guitar) und seine Gruppe begleiten das Gesangs-Duo. Abgesehen von der Tonqualität bringt diese Lp einen Buck Owens, wie wir ihn in seinen ersten Capitol-Aufnahmen kennen. Die Lp ist nicht ganz so perfekt im Sound. Immerhin bringt sie den überhaupt umfassendsten Überblick vor Capitol.

Die Buck Owens-Story, Teil 2: Der Songwriter Buck Owens / Buck Owens in jungen Jahren