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Die Buck Owens Story (2)
Der Songwriter Buck Owens / Buck Owens in jungen Jahren
Von Hauke Strübing

Vorwort
Dieser Beitrag erschien ursprünglich im Jahr 1973 in der Country-Zeitschrift COUNTRY CORNER unter dem Titel "BUCK OWENS from Bakersfield" (COUNTRY CORNER, Oktober 1973, 8. Jahrgang, Heft 36). Der Abdruck nach 32 Jahren erfolgt in 4 Teilen. Einige Passagen sind heute nur noch aus der Sicht von vor 32 Jahren zu verstehen. Der COUNTRY CORNER-Beitrag wurde - abgesehen von kleinen Korrekturen -  in der Originalfassung übernommen. Der Autor.

 

Der Songwriter BUCK OWENS
D
er andere frühe Buck Owens ist der Songwriter Buck Owens.

“When I was about 22 or 23, I wanted to get to be something in the country music business, and it looked like the best way was a song writer. I´d knocked on many doors in attempts to make records myself, and people always asked “GOT ANY SONG?”. They said they had a lot of singers, but they needed material. So I started writing.”

Und er schrieb nicht ausgesprochen erfolglos. Man kann wohl heute sagen, daß der Songwriter Buck Owens den Weg für den Country Sänger Buck Owens ebnete. Immer wieder tauchen Titel auf, die eingangs schon erwähnt wurden: DOWN ON THE CORNER OF LOVE, THERE GOES MY LOVE, SWEETHEARTS IN HEAVEN. Red Sovine sang “Down On The Corner Of Love” - den ersten Erfolg für den Songwriter Buck Owens. Es folgten “There Goes My Love” mit George Morgan, “I Used To Love You” mit Jean Shepard, “A Night To Remember” mit Wynn Stewart und natürlich “Sweethearts In Heaven” mit Don Reno & Red Smiley (DOT). Einer der renommiertesten Songwriter war Ende der 50er Jahre Harlan Howard. Unbeeindruckt von dem wachsenden Einfluß des Rock'n'Roll auf die Country Music setzte Harlan Howard mit seinen Titeln die klassische Richtung der 50er Jahre fort. Erinnern wir uns an „Heartaches By The Number“ (Ray Price) oder „Pick Me Up On Your Way Down“, das er ursprünglich auch für Ray Price schrieb. „Pick Me Up On Your Way Down“ sang schließlich doch ein anderer und verhalf gleich zweien zur Karriere: Charlie Walker und — Harlan Howard selbst. Andere herausragende Kompositionen von Harlan Howard waren „Heartbreak USA“ (Kitty Wells), „Busted“ (Johnny Cash), „I Fall To Pieces“ (Patsy Cline), „The Blizzard“ (Jim Reeves), „Three Steps To The Phone“ (George Hamilton IV), „Mary Ann Regrets“ (Burl Ives).   

Eben diesen Harlan Howard verband eine enge Freundschaft mit Buck Owens. Beide arbeiteten von 1956 bis Anfang 1960 als Songwriter zusammen. Was nicht weiter verwundern kann, da sich ihre Auffassung und ihr Stil, wenigstens in diesen Jahren, stark ähnelten. Einer der ersten gemeinsamen Titel war „Daddy For A Day“ , mit dem sie anfangs allerdings einige Schwierigkeiten hatten. Erst nachdem sie ihn in „MOMMY For A Day“ umgetauft hatten, wurde er akzeptiert. Und Kitty Wells hatte ihren nächsten Hit. Viele der Harlan Howard /Buck Owens-Titel sind dann zu einem späteren Zeitpunkt auf der Lp „Buck Owens Sings Harlan Howard" erschienen - wie man überhaupt viele Howard und Howard/Owens-Kompositionen auf den frühen Buck Owens-Lps vorfindet. 

Unendlich lang ist freilich auch die Liste der eigenen Kompositionen. Weit über 200 Titel sind es mittlerweile, sie hier aufzuführen, ginge über den  gesteckten Rahmen hinaus. Ausschließlicher Dreh- und Angelpunkt war und ist das Wörtchen L-O-V-E in seinen Kompositionen: Verschmähte Liebe, Haßliebe, immerwährende Liebe, Liebe, Liebe, Liebe! Mit Ausnahme seiner Sacred Alben immer wieder das Thema Nr. 1. Früher und heute. Daran änderte sich auch nichts, als mit „Act Naturally“ im Jahre 1963 die bislang erfolgreichsten Jahre in der Karriere dieses Sängers begannen. Bei der Wahl seiner Themen und der Art seiner Lieder kann man allerdings auch nicht behaupten, daß er (als Songwriter) die Country Music maßgeblich revolutionierte, wie es etwa Roger Miller tat. Harlan Howard löste sich Anfang der 60er Jahre rasch von dem Schablonenhaften seines Schaffens, Buck Owens tat es nicht. Vieles klingt zu unisono, es gibt in der Thematik keine Abwechselung, vieles kommt über einen gewissen Standard nicht hinaus. Ein schwarzes Fleckchen auf der sonst so weißen Brust von Buck Owens? Mag sein. Andererseits gibt es nicht wenige, die da sagen, dass er mit seinen Liedern weitgehend die klassische Linie der 50er Jahre in Erinnerung halte. Und das sei allein Verdienst genug! 

BUCK OWENS in jungen Jahren

Buck (Alvis Edgar Jr.) Owens wurde am 12. August 1929 in Sherman, Texas, geboren. Aus der frühen Ehe mit Bonnie Owens, die er als 17jähriger in Mesa, Arizona, heiratete, gingen zwei Söhne - Buddy und Mike – hervor. Allerdings hielt das Glück nicht lange an: die Ehe wurde Anfang der 50er Jahre geschieden. Wie viele vor und nach ihm begann Buck Owens seine Laufbahn als Musiker: Als Gitarrist strampelte er sich von Club zu Club, von Sender zu Sender durch. Ans Singen war vorläufig noch nicht zu denken.

Dafür sammelte er Erfahrungen als Sideman und trat schließlich mit 16 Jahren in einer Radio-Show beim Sender KTYL, Mesa/Arizona, gemeinsam mit Theryl Ray Britten als “Buck and Britt“ auf. Das war im Jahre 1945. Danach folgten Zwischenstationen in Bakersfield (KUZZ und KPMC), Puyallup/Washington (KAYE) und Tacoma/Washington (KTNT), wo er erstmals mit jenem Mann zusammentraf, der an seinem späteren Erfolg wesentlichen Anteil hatte: Bill Woods. 1949/1950 zog er mit seiner Familie nach Bakersfield und trat dort als Lead-Gitarrist auf. Die folgenden Jahre waren für Buck Owens wichtig - wenn auch nicht besonders erfolgreich. Im 'Blackboard' in Bakersfield wird er 1953 mit der Frage konfrontiert, ob er künftig als Sänger oder weiterhin als Gitarrist auftreten soll. Alles verbunden mit der Frage, ob er wieder einmal einen neuen Job suchen muß. Die Antwort fällt nicht schwer. Er debütierte als Sänger, behielt seinen Job und harrte der Dinge, die da wohl jetzt kommen mußten. Aber es tat sich erst etwas, als die Band, in der Buck Owens mitwirkte, ihren Stil änderte und fortan Rhythm & Blues spielte. Er trat aus und wechselte in die Band von Tommy Collins.

Tommy Collins war etwa ab 1954 bis Ende der 50er Jahre eine der schillernden Westküstengrößen in der Country Music. Heute weitgehend vergessen, allenfalls noch als Komponist bekannt. In vielen Aufnahmen von Tommy Collins wirkte Buck Owens als Lead-Gitarrist mit: What'cha Gonna Do Now, High On The Hilltop, You'd Better Not Do That (aufgenommen am 8. September 1953) sind einige. 1954 trat er mit Tommy Collins erstmals im Ryman Auditorium in Nashville auf, Capitol holte Buck Owens danach ins Studio. Als Gitarrist begleitet er Ferlin Husky, Faron Young, Wanda Jackson, Sonny James, Skeets McDonald aber auch Pop-Größen wie Stan Frebergs Kay Starr und Gene Vincent.

Irgendwann zwischendurch gründete er dann seine eigene Band - The Schoolhouse Playboys, mit der er die La Brea-Lp aufnahm. Die PEP-Aufnahmen lenkten endlich die ganze Aufmerksamkeit auf Buck Owens. Capitol, Columbia und Dot veranstalteten ein Wettrennen um ihn, Capitol gewann. Buck Owens blieb in Bakersfield, und am 1. März 1957 fuhr dann jener Express ab - als Bummelzug zunächst, der von kurzen Unterbrechungen abgesehen Spitzengeschwindigkeiten erreichte und hielt.

Die Buck Owens-Story, Teil 3: Die frühen CAPITOL-Jahre / Der große Umbruch