Uhr

Die Buck Owens Story (3)
Die ersten CAPITOL-Jahre / Der große Umbruch
Von Hauke Strübing

Vorwort:
Dieser Beitrag erschien ursprünglich im Jahr 1973 in der Country-Zeitschrift COUNTRY CORNER unter dem Titel "BUCK OWENS from Bakersfield" (COUNTRY CORNER, Dezember 1973, 8. Jahrgang, Heft 37). Der Abdruck nach 32 Jahren erfolgt in 4 Teilen. Einige Passagen sind heute nur noch aus der Sicht von vor 32 Jahren zu verstehen. Der COUNTRY CORNER-Beitrag wurde - abgesehen von kleinen Korrekturen -  in der Originalfassung übernommen. Einleitend zum 2. Teil der  Story über Buck Owens schrieb ich damals:

Bekanntlich fließen bei uns die Informationen spärlich - wenn überhaupt.  Man ist daher in jedem Falle, ob das Thema nun Buck Owens, Lefty Frizzell oder Bill Anderson heißt, auf langwieriges Recherchieren angewiesen. Je länger der ins Auge gefaßte Sänger im Country Geschäft ist, desto schwieriger und aufwendiger werden sich diese Untersuchungen gestalten. So etwa könnte die Formel in etwa lauten. Ob man schlecht, mäßig oder gut recherchiert hat, hängt von einer gewissen Intensität ab, mit der man an die Aufgabe herangegangen ist. Verbunden mit Eigeninitiative, vielleicht etwas Unterstützung und mit einer gehörigen Portion Glück. Viele Informationen bilden im Laufe der Monate und Jahre irgendwann einmal ein Mosaik, bei manchen Erkenntnissen hat der Zufall seine Hand im Spiel.

So war das also damals vor nunmehr 30 Jahren plus. Im Vergleich zu damals sind solche Informationen heute geradezu federleicht zu erhalten. Das Internet bietet dazu alle nur erdenklichen Möglichkeiten. Was damals noch als Sensation galt - nämlich nähere Infos über die Pep-Aufnahmen von Buck Owens zu erhalten, das ist heute selbstverständliches Wissen. Buck Owens war Anfang der 50er Jahre Sessionmusiker im LuTal Recording Studio in Bakersfield. In dieser Eigenschaft wirkte er u.a. auch in dem Terry Fell-Klassiker "Truck Driving Man" (B-Seite von "Don´t Drop It", X-Records 0010) als Gitarrist und Sänger mit. Beeindruckt von seinen Songwriter- und Sänger-Qualitäten versuchte Terry Fell auch Buck Owens bei dem "X"-Label unterzubringen. Allerdings erfolglos, denn RCA formte "X" gerade in ein R & B-Label um. Also blieb man in Bakersfield und suchte und fand hier eine Möglichkeit beim kleinen Pep-Label. 1956 nahm Buck Owens in seiner ersten Pep-Session 4 Titel auf: Down On The Corner Of Love/It Don't Show On Me/The House Down The Block/Right After The Dance. In einer weiteren Session folgten dann Hot Dog/Rhythm And Booze (die unter dem Pseudonym Corky Jones vertöffentlicht wurden)/Sweethearts In Heaven/There Goes My Love.

Die ersten CAPITOL-Jahre

In einer früheren Ausgabe von COUNTRY CORNER hieß es einmal, daß Buck Owens von 1963 - 1969 mit 16 Nummer l Hits in den USA Erfolg hatte. Und weiter, daß ihn nur Eddy Arnold mit 19 Nummer l Hits und 68 Top-Ten Aufnahmen überflügelte. Es kommt wohl immer darauf an, welche Publikation man bei solchen Betrachtungen zu Rate zieht. Nach einer BILLBOARD -Zusammenstellung, die das Jahr 1971 noch einbezieht, rangiert Sonny James heute mit 20 Nummer l Hits vor Buck Owens (19) und Eddy Arnold (15). Fest steht allerdings, daß Buck Owens in der Zeit von 1963 bis 1969 seine erfolgreichste Epoche hatte: 15 seiner Aufnahmen wurden in ununterbrochener Reihenfolge Nummer l Hits. Anlaß genug für Capitol, ihn 1970 zum "Sänger des Jahrzehnts" zu küren.

Wie kam es zu dieser Entwicklung? Am 10. März 1957 schloß Buck Owens mit Capitol einen Schallplattenvertrag. Seine ersten Aufnahmen liegen mittlerweile so weit zurück, daß sich kaum noch einer an die Plattennummern erinnern kann. Ob sie überhaupt, ob sie nur regional erschienen sind - wer weiß es. "Come Back/I Know What It Means" und "I Only Know That I Love You/Sweet Things" hießen die Titel.

Über sie wurde nie viel gesprochen, sie sind auf keiner seiner 52 Capitol Lps (einschließlich ST 11204 'The Good Old Days Are Here Again") erschienen. 'I' ll Take A Chance/Walk The Floor' und "Second Fiddle/Everlasting Love" folgten im Jahre 1958. Der nationale Durchbruch gelang ihm dann endgültig mit 'Tired Of Living (dieser Titel erschien außer auf seiner ersten Capitol-LP T 1489 "Buck Owens" nie wieder in einer anderen Zusammenstellung)/Under Your Spell Again". Am 4. 10. 1959 führte BILLBOARD "Under Your Spell Again" erstmals in der Country-Chart auf. 22 Wochen lang blieb sie dort und erreichte als beste Position den 4. Platz. Vergleichsweise hielt sich der Vorgänger "Second Fiddle" mit zwei Wochen recht bescheiden in den Hitlisten. Vergleichsweise schnitt aber auch die nachgezogene Version von Ray Price ("Under Your Spell Again" auf Columbia 41477) wesentlich schlechter ab (5. Platz/15 Wochen). Alle nachfolgenden Single-Aufnahmen (Above And Beyond/'Til These Dreams Come True (Capitol 4337)/ Excuse Me/I've Got A Right To Know (4412) Foolin'  Around/ High As The Mountains (4496) / Loose Talk/Mental Cruelty (mit Rose Maddox (4550) / Under The Influence Of Love/Bad Bad Dreams (4602) / Nobody's Fool But Yours/ Mirror Mirror On The Wall (4679) / Save The Last Dance For Me/King Of Fools (4765) / I Can' t Stop/Kickin'  Our Hearts Around (4826) / House Down The Block / You're For Me (4872) bis zum Jahresanfang 1963 waren in der klassischen Weise instrumentiert und arrangiert, was man wohl heute den West Coast Sound nennt.

Ab Single Nr. 3 (I' ll Take A Chance/Walk The Floor) sind die frühen Owens-Aufnahmen lückenlos auf Langspielplatte erschienen und auch heute noch zum großen Teil erhältlich. Am 28. 9. 1970 veröffentlichte Capitol das Doppel-Album "Under Your Spell Again/My Heart Skips A Beat" (STBB-532). Von der am 30. 1. 1961 veröffentlichten Lp 'Buck Owens' fehlen hier lediglich die Aufnahmen "Tired Of Living" und "Til These Dreams Come True". Da "Til These Dreams Come True" auf der Pickwick Lp "You're For Me" (S 6078) enthalten ist, muß wohl "Tired Of Living" als eine der wenigen Raritäten von Buck Owens angesehen werden. (Anmerkung des Autors: Ich hatte Mitte der 70er Jahre die Gelegenheit, diese "Rarität" auf der deutschen EMI-LP "Masters Of Country Music: Buck Owens" zu platzieren).

Erschienen sind ferner vier Duett-Aufnahmen mit Rose Maddox - und zwar 1961 "Loose Talk/Mental Cruelty" (Capitol 4550) und 1963 "We' re The Talk Of The Town/Sweethearts In Heaven" (Capitol 4992 ). Man weiß aus den Tagesmeldungen jener Zeit, daß beide noch weitere Aufnahmen gemacht haben sollen. Erschienen sind sie allerdings nie. Ob eine Lp geplant war, steht dahin, denn um Rose Maddox wurde es Mitte der 60er Jahre sehr still. Nur "Loose Talk" war später noch auf der Lp "I Don' t Care" (ST-2186) erhältlich. Die restlichen drei Aufnahmen sind geschätzt und gesucht.

Der große Umbruch

Buck Owens erste Capitol-Periode - stilistisch wohl seine beste - dauerte bis Januar/Februar 1963. Der erste musikalische Schnitt erfolgte mit "Act Naturally". Bis dahin kennzeichneten harte Arbeit und Entbehrungen seinen Weg, wenn auch die ersten Anzeichen eines Erfolges nicht ausblieben. BILLBOARD zeichnete ihn 1960 als "Most Promising C&W Sänger" aus. Der MUSIC REPORTER prämierte sein "Above And Beyond".  Für "Under Your Spell Again" und "Mommy For A Day" erhielt er ebenfalls 1960 einen BMI Songwriter' s Award. 1961 folgten Auszeichnungen für "Excuse Me",  "°Foolin'  Around" und "Under Your Spell Again". Beim MUSIC REPORTER hieß der "Best C&W Artist For 1961": Buck Owens. Vielleicht ist es am augenfälligsten, daß sich Buck Owens in einer Zeit durchzusetzen vermochte, als alle Welt vom Nashville Sound sprach und die Country Music wieder einmal eines ihrer berühmten Tiefs durchstehen mußte. Mit der ihm eigenen Konsequenz verfolgte Buck Owens seine 1957 eingeschlagene Linie. Oder mußte er sie verfolgen? Noch lange nachdem einer seiner Mentoren, Tommy Collins, sich eines (gemäßigten) modernen Arrangements mit Chor und anderem Drumherum angenommen hatte, bestachen seine Aufnahmen immer wieder durch gradlinig durchdachte traditionelle Country Arrangements: ohne Chor, ohne moderne Zutaten, schlechthin im klassischen Stil der 50er Jahre. Und das — wie gesagt - Anfang der 60er Jahre!

Im Jahre 1963 verpflichtete Buck Owens den cleveren Jack McFadden als persönlichen Manage, der fortan bis zum heutigen Tage den Weg vorbereiten und ebnen half. 1963 schlug das neue Team mit "Act Naturally" erstmals zu. Ein ganz neuer Buck Owens war da plötzlich zu hören. Und keiner zweifelte je daran, daß "Act Naturally" ein Country-Song war! Mit vehementer Kraft zog es diese Aufnahme in die Pop-Charts. Das war das wesentlichste Merkmal dieses Umbruchs. Hier hatte schließlich auch jene Entwicklung ihren Ursprung, die Buck Owens in den folgenden Jahren mehr und mehr "zeichnete". Und noch eine Entscheidung mit weitreichender Wirkung wurde in dieser Zeit getroffen. Von ihm selbst wissen wir, daß Capitol sich bis dahin standhaft geweigert hatte, langsame Titel von Buck Owens zu veröffentlichen. Sieben Jahre danach wurde Capitol Lügen gestraft. Sein "Together Again" kann man heute zu seinen größten Erfolgen überhaupt zählen!

Die Buck Owens-Story, Teil 4: Die Buckaroos / My Pledge To Country Music / 1966 ist das Buck Owens-Jahr / Phase der Ruhe