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Byrds-Legende Gene Parsons in Biberach
Von Friedrich Hog
 (Bericht und Bilder)

Er spielte Schlagzeug, Gitarre und Banjo für die Byrds, war ab 1967 mit Roger McGuinn, Clarence White und Chris Hillman (bis Herbst 1968), später John York dabei, Gene Parsons. Die mit ihm eingespielten LP’s der Byrds heißen „Dr. Byrds And Mr. Hyde“ und „Ballad Of Easy Rider“. Gram Parsons war 1967/1968 für die LP „Sweetheart Of The Rodeo“ einer der Byrds. Am Gründonnerstag, den 08. April 2004 konnte man in der restlos ausverkauften Theaterkneipe „Applaus“ in der Stadthalle in Biberach an der Riß Gene Parsons live erleben, zusammen mit Europas bestem Gitarristen Beppe Gambetta aus Genua und dessen ehemaligem Bandkollegen Martino Coppo von der Bluegrassgruppe „Red Wine“ an den Mandolinen.  

Es war eine gigantische musikalische Darbietung, die von Anekdoten, schöner akustischer Musik und Virtuosität nur so strotzte. Gleich zu Beginn erinnerte Gene Parsons an seinen Freund Gib Guilbeau, einem echten Cajun Man, mit dem er aufgewachsen war und schon Mitte der 60er Jahre Musik eingespielt hatte, bevor Gib Guilbeau zu den Flying Burrito Brothers und er zu den Byrds ging. „Guilbeau & Parsons, Louisiana Rain“ heißt auch eine 2002 veröffentlichte CD mit gemeinsamen Aufnahmen aus jener Zeit. Neben Gitarre und Clawhammer-Banjo spielte Gene auf der Bühne auch Mundharmonika. Überhaupt war die Musik nicht Folk-Rock sondern eher Oldtime orientiert, Gene wirkte mit seinem inzwischen weißen Schnurrbart und seinem Cowboyhut auch eher wie ein Oldtimer, als ein Rocker. Beppe Gambetta ließ es sich nicht nehmen, etwas Swing einzubringen und von Maria und ihrer guten Küche in Genua zu schwärmen und zu singen, Pesto, Pasta ... 

Martino Coppo am 8. April 2004 in Biberach. Bild: Friedrich Hog Gene Parsons am 8. April 2004 in Biberach. Bild: Friedrich Hog Beppe Gambetta am 8. April 2004 in Biberach. Bild: Friedrich Hog

„Hillbilly Highway“ von Steve Earle gehört zu den Lieblingsliedern von Gene Parsons, es fand den Weg auf die Bühne ebenso wie die wunderschöne Kate-Wolf-Komposition „Across The Great Divide“, das Martino Coppo wunderbar gefühlvoll sang. Gene Parsons machte klar, dass er stolz darauf ist, Amerikaner zu sein, nicht aber stolz auf den amtierenden Präsidenten ist, George W. Bush, "der nur Unsinn vollbringt". Schön war jene Anekdote von einem Auftritt der Byrds von 1967, als er und Clarence White gerade hinter der Bühne die Pause miteinander verbrachten. Clarence war in der Garderobe, ein Mann kam herein und fragte Gene, ob er zu Clarence könne. Gene fragte Clarence, dieser sagte, „ja, lass ihn rein“. Der Mann stellte sich Clarence kurz vor und erzählte, wie sehr er ihn als Gitarristen schätze. Es sei dazwischen geschoben, dass Clarence White von der Bluegrass-Band „The Kentucky Colonels“ zu den Byrds gewechselt hatte. Clarence bedankte sich artig für die Komplimente und fragte „wie war nochmals Ihr Name“. Der Mann sagte: „Jimi Hendrix“, worauf Clarence meinte, „oh, ja, ich schätze Sie als Gitarristen auch sehr“. 1973 wurde Clarence White von einem Lastwagenfahrer überfahren, Roger McGuinn löste daraufhin die Byrds auf. Den Bruder von Clarence, Roland White, hatten wir als Mitglied der Nashville Bluegrass Band vor über 10 Jahren bereits einmal in Kötz zu Gast, es ist der längst ergraute Mandolinist. 

Gene Parsons ist ja in der Joshua-Wüste von Kalifornien aufgewachsen, 60 Meilen von der „Southern Pacific“ Eisenbahnlinie entfernt. Die Zugpfeife konnte er über diese Distanz hören, was ihn zu einer Interpretation von „Way Out There“ von den Sons Of The Pioneers inspirierte. Jetzt lebt Gene in Mendocino, Kalifornien. Aber man hat ja noch die Geschichte von Gram Parsons' Tod im Hinterkopf, die auch in der Joshua-Wüste spielte. Offenbar hatte die Lokalpresse diese Meldung mit einem Foto von Gene Parsons verbunden, woraufhin ihn sein Vater besorgt anrief und meinte, „gut, dass ich deine Stimme höre mein Junge. In der Zeitung steht heute, du wärst gestorben“.  

Bob Dylan’s „You Ain’t Going Nowhere“, das die Nitty Gritty Dirt Band zusammen mit Chris Hillman und Roger McGuinn am 29. Juli 1998 auf Platz 6 der Country Hitparade trug, gehörte auch zum faszinierenden Repertoire der Byrds-Legende. Und eine weitere Anekdote sei hier erwähnt, nämlich, wie Beppe Gambetta zum Helden der Bäcker Italiens wurde. Beppe hatte aufgrund einer CD-Veröffentlichung die Rundfunksender in Rom angeschrieben und sich zum Interview angekündigt. Da im Lande von Berlusconi Freigeister wie er nichts in den Medien verloren haben, kam nur eine einzige Einladung, von einem Nachtschichtmoderator, der aufgrund seiner Sendezeit von allen Bäckern gehört wird, die ja bekanntlich früh morgens schon in der Backstube stehen ... 

Das Trio wurde vom restlos begeisterten Publikum in Biberach erst nach mehreren Zugaben von der Bühne gelassen. „East Virginia Blues“ und „Why You Been Gone So Long“ waren dabei. Der Besuch hatte sich in jedem Fall gelohnt, konnte man doch eine Legende sehen, die mit beiden Füßen auf dem Boden geblieben ist und mit zwei von Europa’s besten Musikern auf Tournee ging.