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Bluegrass Music vom Feinsten
Die Cherryholmes im Albisgütli (CH)
Von Jens Holger Jensen (Text und Bilder)
 

Am 22. Februar 2006 traten im Rahmen des als „the-only-39-days-Country-Festival-in-the-World“ wohl längsten Country Festivals die CHERRYHOLMES im Zürcher Schützenhaus -Albisgütli- auf. Als Vorgruppe spielte die Schweizer Bluegrass Formation THE CHALLENGE.

Die Plätze im Albisgütli waren schätzungsweise zu 90% belegt und die Stimmung super. Das Publikum war offensichtlich sehr fachkundig.

Pünktlich um 19:30 Uhr begannen die Mannen von THE CHALLENGE zu spielen. Das Repertoire reichte von eigenen Songs bis hin zu Classics wie z.B. von Bill Monroe, Earl Scruggs und Jimmy Martin bis zu modern Titeln von Allison Krauss und IIIrd Time Out. Mit einer kurzen Pause spielten und sangen die Jungs knapp zwei Stunden auf eine ganz wunderbare Art und Weise. Der ein- und mehrstimmige Gesang von Andy Ming (Guitar/Vocal), Tom Haas (Banjo/Vocal) und Danny Thielke (Bass/Vocal) sowie die instrumentale Begleitung durch die Nichtsänger Mike Kudyn (Fiddle) und Benny Stalder) hat großen Spaß gemacht.


Kurz vor 22:00 Uhr kamen dann die CHERRYHOLMES als aktuelle IBMA „Entertainer Of The Year“ in schmucker Bühnenkleidung auf die Bühne und legten los. Als die IBMA im Herbst 2005 der Familienband den begehrten Award in Konkurrenz gegen so namhafte Künstler wie Doyle Lawson & Quicksilver, Del McCoury Band, Allison Kraus & Union Station und Rhonda Vincent & Rage zuerkannte, hatten die Zürcher Veranstalter glücklicherweise schon die Verträge mit den Cherryholmes unter Dach und Fach. Die Gäste waren nun über Nacht wesentlicher attraktiver, aber nicht teurer geworden.

   

 
Alle Familienmitglieder, mit Ausnahme von „Pop“ Jere Cherryholmes, traten an diesem Abend wechselweise als Liedsänger auf. „Mom“ Sandy spielte fast ausschließlich Mandoline, wechselte einmal zum Banjo und spielte dies im Clawhammer Stil. Die 21-jährige Tochter Cia Leigh wurde als mehrfach ausgezeichnete Banjospielerin von Vater Jere vorgestellt und begeisterte neben ihrem virtuosen Fingerpicking auch durch einen ausnehmend schönen Gesang. Schließlich kann sie auch eine zweimalige IBMA-Nominierung als Female Vocalist of the Year vorweisen. Das jüngste Bandmitglied, Tochter Molly Kate (13) konnte mit einer Nominierung als Fiddler of the Year im Gepäck in erster Linie durch ihr Spiel auf der Fiddle überzeugen. Das konnte sie auch bereits auf der letzten CD und DVD von Rhonda Vincent, wo Sie als Gast zu hören und sehen ist. Bei diesem Projekt war auch ihre beiden Brüder B.J. (17) und Skip (15) beteiligt. B.J. spielt Fiddle und zwar sehr gekonnt, und er wusste auch als Sänger zu glänzen. Er zeigte, dass seine Nominierung als bester Fiddlespieler 2006 (SPBGMA) nicht ohne Grund erfolgte. Skip, der jüngste Sohn von Jere und Sandy überzeugte sowohl gesanglich als auch durch sein Gitarrenspiel. Auch er hat eine Nominierung als bester Guitar Player 2006 (SPBGMA) vorzuweisen. Jere stand mit seinem Bass während der Musikdarbietungen etwas im Hintergrund und kam als Bandleader immer wieder ans Mikrophon um seine Sweetheart Sandy und die Kinder vorzustellen. Dabei versäumte der stolze Vater nicht die erworbenen Auszeichnungen seiner Kinder, sei es als Nominierte oder gar als Gewinner, zu erwähnen. Mutter Sandy hielt auf der Bühne ständigen Blickkontakt zu den Kindern und erinnerte mich an die Bühnenarbeit von Cindy Musselwhite auf den Festivals von Brugg und Bühl.

  


Weil immer wieder ein anderes Familienmitglied die Liedstimme übernahm und die auch die Instrumente im Wechsel in den Vordergrund traten war es sehr abwechslungsreich. Selbstverständlich wurden alle von den CDs und aus Radio bekannten Titel gespielt. Zwei temperamentvolle Stepptänze brachten viel Spaß und viel Applaus. Kurz vor Mitternacht ging ein überaus gelungener Abend zu Ende.


In der Band steckt ein großes Potential, und es ist zu befürchten, dass man sie so schnell nicht wieder in Europa zu hören bekommt. Deshalb dürfen sich die diejenigen ärgern,die nicht die Gelegenheit genutzt haben oder nutzen konnten ins Albisgütli zu kommen.