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In memoriam
Chris LeDoux
Von Ulrich Rechau

Am 09.März 2005 verstarb der Countrysänger und Rodeoweltmeister Chris LeDoux in Casper/Wyoming im Alter von 56 Jahren. Er nahm in den achtziger Jahren schöne Alben mit den Themen Rodeo, amerikanischer Westen und Cowboys auf. Großen Erfolg hatte Chris LeDoux damit leider nie. Die Hitparadenerfolge blieben klein. Erst Anfang der neunziger mit Garth Brooks als Duettpartner kam der Durchbruch. Leider wurde seine Musik damit auch rockiger. Als letzte Ehre soll hier noch einmal sein Leben Revue passieren. 

Am 02.10.1948 kam Chris LeDoux in Biloxi/Mississippi zur Welt. Bedingt durch des Vaters Zugehörigkeit zur amerikanischen Luftwaffe zog die Familie LeDoux mehrfach um. Der Weg führte 1960 auch nach Austin/Tx. Dort kam Chris mit Countrymusic in Berührung kam. Als kleiner Junge hatte er eine Vorliebe für Westernfilme. Roy Rogers und Gene Autry und John Wayne waren seine Idole. Seine Schulkameraden waren alle irgendwie in der Landwirtschaft zu Hause, und nahmen auch an Rodeos teil. So begann der damals zwölfjährige Chris ebenfalls als Nachwuchsrodeoreiter. Mit vierzehn Jahren gewann er die ersten Jugendwettbewerbe. Als Chris Vater Al den Dienst bei der Luftwaffe beendete, zog die Familie nach Wyoming um. Dort bekam die Rodeokarriere von Chris LeDoux einen großen Schub nach vorne. Begünstigt durch ein Stipendium besuchte er die Fachhochschule in Cheyenne/Wy. Dort gewann er auch das Rodeo College Championchip. Während der Collegezeit schrieb er seinen ersten Rodeotitel mit dem Namen "Bareback Jack". Zu diesem Zeitpunkt ahnte Chris noch nicht, daß dies der Grundstein zu seiner Karriere war. Das Leben beim Rodeo stand im Vordergrund, das Schreiben war mehr ein Hobby. Es folgte das Leben "auf der Straße". Mit einem Kombi fuhr Chris Saison für Saison von einer Rodeoveranstaltung zur anderen. In dieser Zeit lernte er seine jetzige Frau Peggy kennen, die er 1971 heiratete. Den Höhepunkt der Rodeokarriere erreichte er 1976, wo er Weltmeister auf den "Bareback Broncs" (ungesattelte Wildpferde) wurde. Trotzdem schrieb Chris LeDoux weiter seine Lieder, in denen er die Erfahrungen aus dem Rodeoleben weitergab. 

Zwischenzeitlich waren seine Eltern nach Nashville/Tn verzogen. Während Chris seine Eltern dort besuchte, nutzte er die Gelegenheit, mit den Schallplattenfirmen Kontakt aufzunehmen. Diese zeigten sich an Chris LeDouxs Material nicht sonderlich interessiert. Man glaubte keinen Bedarf an Cowboy- und Rodeosongs zu haben. Daraufhin produzierte Chris die ersten Alben auf eigene Rechnung, die größtenteils auf Rodeoveranstaltungen verkauft wurden. Mit seinem Vater betrieb Chris den Verlag "American Cowboy Songs." Die ersten Aufnahmen wurden in einem Kellerstudio gemacht. Um die Qualität zu erhöhen, ging man nach Nashville/Tn, um mit professionellen Musikern zu arbeiten. Die Produktionen dort waren für einen kleinen Verlag, wie ihn Chris und Al LeDoux betrieben, einfach zu teuer. So wechselten die beiden nach Salt Lake City in Utah. Da Chris LeDoux ein Mann ist, der genau weiß, worüber er singt und schreibt, entstand eine relativ kleine, aber treue Fangemeinde. Von LP zu LP stiegen die Verkaufszahlen. Sie waren allerdings nicht so hoch, daß die Plattenfirmen in Nashville darauf reagierten. In der Zeit bis 1989 veröffentlichte Chris LeDoux 21 Alben mit einer Gesamtverkaufszahl von über 4 Millionen LPs. Damit dürfte auch klar sein, daß zumindest in der ländlichen Bevölkerung Amerikas viel Interesse an Cowboy- und Rodeosongs besteht. Ebenso hatten die kleinen örtlichen Radiostationen Chris LeDouxs Titel im Programm. In der Billboard-Hitparade konnte Chris in den Jahren 1979 und 1980 sporadisch Platzierungen auf den untersten Plätzen verbuchen. So kam am 14. April 1979 "Lean Mean And Hungry" auf einen "stolzen" Platz 99. Ein Jahr später erreichte der Song "Ten Seconds In The Saddle" auch nur Rang 96. Chris LeDoux ließ sich durch den kommerziellen Mißerfolg nicht entmutigen und produzierte in den Achtzigern weitere hervorragende Alben. Der große Durchbruch kam allerdings erst im Jahre 1989. Superstar Garth Brooks sang in seinem Hit "Much Too Young" die Worte "A Worn Out Tape Of Chris LeDoux, Lonely Woman And Bad Booze Seem To Be The Only I've Left At All." Dieses Lied wurde in allen großen Radiostationen zwischen New York und Los Angeles gespielt. Der Name Chris LeDoux wurde landesweit bekannt. Chris damals dazu: " Ich fuhr mit meinem Pick Up durch Wyoming, als ich ’Much Too Young’ zum ersten mal hörte. Da war von wilden Pferden die Rede, jüngeren Rodeoreitern sowie einem einsamen Leben auf dem Highway die Rede. Das machte mich hellhörig. Zuerst dachte ich, das ist einer von vielen lokalen und unbekannten Countrysängern." Zu dieser Zeit war Chris nur ein regionaler Star, dessen Fangemeinde sich aus der ländlichen Bevölkerung rekrutierte. 

In den Chefetagen von Nashville wurde man endlich aufmerksam, und es dauerte nicht mehr lange, bis Chris einen Vertrag bei Capitol/Nashville unterschrieb. Diese Firma benannte sich kurzfristig in “Liberty Records“ um und heißt heute wieder “Capitol“. Bis zum Tod von Chris LeDoux veröffentlichte “Capitol (Liberty)“ 38 LeDoux-Alben inklusive einer 3-CD-Box und einer 6-CD-Box (siehe anhängende Diskographie). Mit dem Schallplattenvertrag kam auch der Durchbruch. Mit dem Album "Western Underground" hielt sich der Erfolg noch in Grenzen. So erreichte die Singleauskoppelung "This Cowboy's Hat" nur Platz 63 in der Hitparade. 1992 gab Chris LeDoux das Album "Whatcha Gonna Do With A Cowboy" heraus. Der gleichnamige Titelsong wurde zum Knüller. "Whatcha Gonna Do With A Cowboy" war ein Duett mit Megastar Garth Brooks. Am 25. Juli 1992 kamen Chris und Garth damit auf Rang Sieben der Billboard-Charts. Insgesamt war der Song 20 Wochen in den Hitlisten. Chris LeDoux war nun von Küste zu Küste in aller Munde. Weitere große Hits waren "Cadillac Ranch", "For Your Love" und "Dallas Days And Fort Worth Nights". 

Chris LeDoux's Musik war, seitdem er bei “Capitol“ unter Vertrag war, härter geworden. Chris damals: "Wenn du nach Nashville kommst, machst du die folgende Erfahrung: Du hast großartige Songs, aber die Radiostationen wollen deine Musik nicht spielen. So wird man nachdenklich und passt sich den Umständen an." Da die Produzenten in den Plattenfirmen das Sagen haben, wird die Musik den kommerziellen Maßstäben angeglichen. Trotzdem hatte Chris LeDoux seine Grundsätze nie aus den Augen verloren: "Meine größte Befriedigung ist ein Album zu veröffentlichen, an dessen Songs ich wirklich glaube, auch wenn das Radio sich sperrt. Wenn ich auf der Bühne stehe und die Songs erreichen das Publikum, ist es mir völlig egal, ob das Radio meine Musik spielt oder nicht." 

Chris LeDoux grenzte seine Musik von der des Südwestens ab. Er spielte keine Hits von Roy Rogers, Gene Autry oder etwa Michael-Martin Murphey. Chris ging thematisch seine eigenen Wege. Am Ende des 20. Jahrhunderts saßen bei ihm die Cowboys nicht mehr auf dem Pferd sondern im Pick Up. Auch die Rinder wurden nicht mehr durch den Westen getrieben, sondern sie wurden im modernen Viehtransporter zum Schlachthof gebracht. Auch wenn Chris LeDoux im Countryklassiker "The Last Cowboy Song" posthum den traditionellen Cowboy feierte, so hielt er thematisch an die heutige Zeit. Er selbst bezeichnete seine Musik so: "Es ist eine Kombination aus Western-Soul, Prairie-Blues, Cowboy-Folk und etwas Rodeo-Rock´ n´ Roll." Beispielsweise ließ ihn das Leben auf der Straße nicht los. Chris: "Früher war ich während der Saison im Kombi von Rodeo zu Rodeo unterwegs, heute reise ich mit einem komfortablen Tourbus von einem Konzert zum anderen."  

Während in der traditionellen Countrymusic das Thema "gebrochene Herzen" vorherrscht, befasste sich Chris LeDoux mehr mit gebrochenen Knochen. Daß man als Rodeoprofi konsequent an den Wettbewerben teilnehmen muß, schilderte er in "Hooked On A Second Ride". Aber auch das Leben abseits des Rodeos war ihm nicht fremd. In "Making Ends Meet" sind die Hauptdarsteller eine alleinerziehende Mutter, oder der Farmer, dessen Bank zur Zwangsversteigerung greift. Die Freiheit des Westens war der Inhalt von "Call Of The Wild". Hier nahm Chris LeDoux Bezug auf Jack London's Buch "Ruf der Wildnis". Daß das Stadtleben nicht unbedingt etwas für den Cowboy ist, schilderte er mit "Ain't No Place For A Country Boy". Man sieht, daß er als Songschreiber die Umgebung sehr aufmerksam betrachtete.  

In den letzten Jahren hatte Chris LeDoux große gesundheitliche Probleme. Er überstand erfolgreich eine Lebertransplantation und ging danach wieder auf Tournee. Zuletzt erkrankte er an einem Krebs der Gallenblase. Trotz einsetzender Behandlung verstarb Chris LeDoux unerwartet am 09.März 2005 im Casper Medical Center in Casper/Wy. Er hinterlässt Ehefrau Peggy und fünf Kinder.

Mit Chris LeDoux ist ein talentierter Komponist und Sänger von uns gegangen. Er gehörte zu den Countrystars, die in ihrer Musik die alltägliche Realität widerspiegelten. Chris LeDoux wird uns immer in Erinnerung bleiben.

 

Chris LeDoux-Diskographie: 

01) 1972 Songs Of Rodeo Life                                                                96875-2
02) 1973 Rodeosongs Old And New                                                       96594-2
03) 1973 Songs Of Rodeo And Country                                                  97603-2
04) 1974 Rodeo And Living Free                                                             96595-2
05) 1975 Life As A Rodeo Man                                                                96872-2
06) 1975 Songbook Of The American West
                                          97602-2
07) 1977 Sing Me A Song, Mr. Rodeoman                                             97601-2
08) 1978 Cowboys Ain't Easy To Love                                                   97600-2
09) 1978 Paint Me Back Home In Wyoming                                           97599-2
10) 1980 Western Tunesmith                                                                    97597-2
11) 1980 Songs Of The Western Country                                                97598-2
12) 1981 Old Cowboy Heroes                                                                  97595-2
13) 1981 He Rides The Wild Horses                                                       97594-2
14) 1982 Used To Want To Be A Cowboy                                              97593-2
15) 1983 Old Cowboy Classics                                                                96874-2
16) 1983 Thirty Dollar Cowboy                                                                 97596-2
17) 1984 Melodies And Memories                                                          96873-2
18) 1986 Wild And Wooly                                                                         97592-2
19) 1987 Gold Buckle Dreams                                                                 96869-2
20) 1988 Chris LeDoux And The Saddle Boogie Band                        96870-2
21) 1989 Powder River                                                                             96871-2
22) 1990 Radio And Rodeo Hits                                                              96593-2
23) 1991 Western Underground                                                               96499-2
24) 1992 Whatcha Gonna Do With The Cowboy                                   98818-2
25) 1993 Under This Old Hat                                                                    80892-2
26) 1994 Best Of Chris LeDoux                                                               28458-2
27) 1994 Haywire                                                                                       28770-2
28) 1994 American Cowboy (3-CD Box)                                                30465-2

29) 1995 Stampede                                                                                   34071-2

30) 1995 Rodeo Rock'n Roll Collection                                                   34805-2
31) 1997 Live                                                                                              52775-2
32) 1998 One Road Man                                                                           21942-2
33) 1999 20 Greatest Hits                                                                         99781-2

34) 2000 The Capitol Collection 1990-2000 (6 CD-Box)                      38207-2
35) 2000 Cowboy                                                                                       26601-2
36) 2002 After The Storm                                                                          34571-2
37) 2003 Horsepower                                                                                90183-2
38) 2004 20 Original Hits / The Early Years                                            76763-2 

Alle Alben erschienen auf “Capitol (Liberty)“ Records. Die Jahreszahlen beziehen sich auf die Erstveröffentlichung, die Bestellnummern auf die CD’s.