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Country im Fernsehen (1)
The Johnny Cash Memorial Tribute
Von Markus Jacob tor Weihen

Johnny Cash..... lange ist es her, als ich zum ersten Mal mit ihm in Berührung kam...Vor über dreißig Jahren brachte mein Vater von einer Feier in der Nachbarschaft „24Greatest Hits of Johnny Cash“ mit nach Hause und am nächsten Tage hörten wir es uns  gemeinsam an.....ich weiß noch genau, was lief...“Belshazar“...“Give my love to Rose“....natürlich „Bonanza“...nicht die Sun-Sachen, sondern spätere Aufnahmen von ihm.

Jahrzehnte ist es her, er begleitete mich, ich verehrte ihn, konnte Bruder und Freund anstecken, kaufte jeden erhältlichen Tonträger, ließ mich berühren, begeistern, überzeugen, lauschte ihm und wusste, er weiß, wíe es ist, wo es lang geht, warum es passiert und ich glaubte ihm jedes Wort.

He´s dead....12. September 2003, June war gestorben und mit ihr sein Motor, sein Erhaltungssinn, sein Wille, seine Stütze und unser Bild der vollkommenden Liebe.... Sein Tod überraschte nicht, erschütterte nur! Fort! Ein Fels verschwand....aufgrund der Erschütterung und der Unterspülung in Form von entschwundener Liebe, in Person der vorausgegangenen June Carter Cash, der Liebe seines Lebens.

Beide durfte ich kennenlernen und ich danke Gott für die Erfahrung und das Erlebnis! Sorry, ich schweife ab....komme aber nun zum Thema:

The Johnny Cash Memorial Tribute

Die Crême de la Crême der amerikanischen Volksmusik traf sich, um den Mann zu ehren, der jahrzehntelang ihr Aushängeschild und Sprecher war und dem nicht genug Huldigung zuteil werden konnte. Der Saal war voll begeisterter und respektvoller Fans und Familienmitgliedern, als Rosanne CashI still miss someone“ anstimmte, und es schauderte einem zum ersten Mal, schon allein ob der dürftigen Begleitung und der überdimensionalen Bilder vom „Man in Black“ !

Big River“, interpretiert von keinen Geringeren als Willi, Kris und George Jones, wobei Mister Jones nicht die ideale, aber die respektvollere Besetzung darstellt.

Gastgeber Tim Robbins geleitet uns weiter zu John Mellencamp, der mit einer sehr intensiven, wenn auch gewagten Version von „Hey Porter“ den Akkustik-Fans Ehre erbietet....intensiv....E- und A-Saiten mit dem Daumen gespielt...typisch überzeugend!

Travis Tritt ....Applaus brandet auf als „I walk the Line“ erkannt wird, und an der linken Seite erkennt man Mister Marty Stuart, der sofort mit einem Solo überzeugt und verdient Szenenapplaus erhält.

Luftgitarre spielt sehr überzeugend Hank Williams jun., dem anscheinend wieder einmal Ohrenschmerzen plagen, der aber trotzdem ein richtig cooles „Ring of Fire“ bringt und auch mit der Lufttrompete lustig aussieht !

„We´ve got married in a fever” (Jackson)….Brooks and Dunn included Carlene Carter… na da wird die Anlage aber zu Recht aufgedreht...Party pur und das zu Ehren von......

Don´t call my name ....der erste Höhepunkt des Abends...Rodney Crowell, Jeansjacke, T-Shirt, akkustische, tolle Stimme, „Understand your Man“....er weiß für wen....

Rock´n´Roll...nein, falsch, trotzdem Kid Rock, allerdings mit dem überzeugenden where did all of the old songs go...„What is truth“ – Song und die Frage stellt sich wirklich ?! „Son that´s when people fight and die, the son said „Daddy why“ ?…oft gehört, selten so schnell geglaubt….“ and the lonely voice of you cry´s “what is truth ?”

Ex-Schwiegersohn und Multitalent Marty Stuart gibt das alte “Rock Island Line“ zum Besten und dafür, dass es nicht vom Meister stammt, bringt er es doch sehr überzeugend...und verdammt flott...da rappeln die Boxen, da die E-Guitar auch sehr basslastig rüberkommt!

Eine sehr gefühlvolle Rede von Rosanne Cash folgt, mit der Erkenntnis am Ende, dass man die Liebe und die Musik fürs Leben wählen sollte, und die Erkenntnis wird mit einem wahnsinnig gutem „Tennessee Flat Top Box“ unterstrichen...unglaublich auch das Solo von Scruggs Junior!!

Guess things happend that way“....Mister „Cowboy“ Jack Clement füllt die Augen unfreiwillig mit Tränen, und die Fragen bezüglich der Daseinberechtigung mancher derzeitigen Chartstürmer werden laut.....wunderbare Musik, dargebracht vom Songwriter himself, kurzärmliges Hemd, akkustische Gitarre, tolle Stimme......

Stopp! „Hurt“ von Sheryl Crow katapultiert uns in die Gegenwart, erinnert uns an das schmerzliche letzte Video unseres Helden, nein, bitte nicht, in Erinnerungen möchten wir schwelgen, nicht in bewusstem Schmerz uns winden... „I´ll find a way“… wir doch auch.

Dabei hilft uns Steve Earle mit einem langweiligen „Folsom Prison Blues“, zum Ausgleich begeistert uns überraschend Johnny Western mit dem schönem, wenn auch kurzen „Johnny Yuma“, welches er allein auf seiner Gitarre begleitet.

Grosser Moment für mich „Carter Family“-Fan und endlich wird Miss June Carter Cash geehrt....bilde ich mir jedenfalls ein....“Daimonds in the rough“...wunderschön aus dem Strudel der Cash-Songs hervorgehoben von Larry Gatlin (göttliche Stimme) und Laura Cash an der Geige und als Lead-Vocal....wunder, wunder, wunderschön!! Randy Scruggs treibt einem mit dem Solo die Tränen in die Augen, die allerdings schon seit einiger Zeit die Aussicht trüben.....grandios!

Willie ist wieder da... gemeinsam mit Sheryl Crow interpretiert er „If I were a Carpenter“, musikalisch einwandfrei, textlich natürlich nur June und Johnny abzunehmen....schön trotzdem (Lance möchte man heissen).

Wie soll ich objektiv bleiben....Kris Kristofferson wärmt mein Herz mit dem Penner, der sich über die singenden Kinder im Park erfreut und sein sauberstes dreckiges Shirt anzieht um den lieben Gott zu bitten, an eben diesem Tage betrunken zu sein.... wir wissen doch alle warum.

Tiefster Gospel-Gesang brandet auf: „Where you there when they crucified my Lord“. Vom Solo her perfekt, vom Gesang her mit Mister Nelson leider völlig falsch besetzt, ich bleibe ja objektiv!

Kid Rock merkt an, wie wichtig JC die Familie war und legt sofort nach mit „There ain´t no got Chain-Gang“, im Duett mit Hank Williams jun.  - und es steht beiden !

I´ll see you again“ mit Jimmy Tittle an der Guitar und Miss Crow am Akkordeon….soll ich noch mehr schreiben? Feine Sache....when I close my eyes, I´ll see you again….

Eine photographische Reise durch das Leben von Johnny Cash folgt, lächelnd anzusehen,  und dann begrüsst Tim Robbins die gesamte Cash-Family und ein herzlicher Abschied „We´ll meet again“ beendet die Reise, und zurück bleibt der Zuhörer mit der Überzeugung, die berechtigte Lobhuldigung eines ganz Grossen miterlebt zu haben.

Eine unglaublich erlebnisreiche Show, gefühlvoll, nachdenklich und musikalisch nicht zu toppen !

Danke Mister Johnny Cash, danke Miss June Carter Cash, danke all denen, die sich an „ihn“ erinnern und danke an all die Fans, die ihn in ihren Herzen behalten als Stimme der stummen Menschen, als Sänger, als Prediger, als Mensch, als Vorbild....

Thank´s a lot Mister Johnny Cash, miss you!


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Anmerkung von Hauke Strübing: THE JOHNNY CASH MEMORIAL TRIBUTE wurde am vorletzten November-Wochenende (2004) bei Goldstar TV (Premiere) übertragen. THE JOHNNY CASH MEMORIAL TRIBUTE fand am 10. November 2003 im Ryman Auditorium in Nashville statt.

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Einige Kommentare zu der Rezension der TV-Show:

Saibot:Absoluter Respekt für diesen anschaulichen Bericht. Ich saß während des Lesens für einen kurzen Moment im Publikum. Auch wenn es sich blöd anhört, aber mich hat es berührt! Gänsehautfaktor bei deiner Schilderung von "What is truth", natürlich mit dem Song im Hinterkopf.

Uli Sollweck: Hab's mir gestern auch angesehen und war ebenfalls unbeschreiblich begeistert und berührt von diesem Tribut. Die Hochachtung, Harmonie und Liebe, die dort durch diesen Konzertsaal ging, war - selbst hier zu Hause vor meinem Bildschirm - spürbar und hat einem bis zur letzten Minute gefesselt. Markus, du hast dies alles wieder einmal in die passendsten Worte gefaßt, die unverkennbar direkt aus deinem Herzen kamen.

Mike Pella: Toll! Klasse! Eine Rezension für die Ewigkeit, die umgehend Einlass finden sollte auf Hauke`s Seiten, um dort für die Nachwelt verwahrt und zugänglich zu bleiben. Markus, ich ziehe meinen Stetson !