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Country Picks (16):
The Bellamy Brothers - Jackson, Jones, Anderson und mehr
Von Hauke Strübing

The Bellamy Brothers -  Angels & Outlaws (Volume 1)  (Curb Records CURCD 164)

Der erste Eindruck blendet - es sind die Namen. Und was für Namen! Alan Jackson bringt gleich zu Beginn viel Glanz. Und es sind dann immer wieder diese wunderschönen Momente zu erfahren, dass es irgendeinen der aufs Abstellgleis gestellten Großen von damals und ganz damals dann doch noch gibt. Mit Ausnahme von Montgomery Gentry und Trini Triggs und natürlich Willie Nelson, Dolly Parton und George Jones. Letztere zählen schlicht und einfach zum Country Inventar. Für die meisten Sängerinnen und Sänger, die Howard und David Bellamy um sich versammelt haben, trifft ein Indiz indes treffend zu: TOO COUNTRY. Das verjaulte Country Radio (das trifft natürlich für unsere Breitengrade nicht zu, weil es derartiges gar nicht mehr gibt) kann diese Protagonisten nun absolut nicht mehr gebrauchen. Und deswegen Dank an das Country Radio für diese geniale Leistung, für die Zusammenführung einiger der markanten Stimmen der Country Music in "Angels & Outlaws". Und wie es scheint, müssen die Bellamy Brothers noch etwas mehr vorhaben - warum sonst das "Volume 1" im Titel der CD? Und es scheint sie ja noch genügend in weiten Teilen der Country-Welt zu geben, die Liebhaber dieser einst berühmten Stimmen: Die Fans von Hal Ketchum, Rhonda Vincent, Chris Hillman, Herb Pederson, Tanya Tucker, David Allan Coe, Charlie Daniels, Bobby Bare und John Anderson.

Das Prinzip der meisten Lieder dieser CD ist klar: Howard und David Bellamy lassen ihren Mitstreitern den gesanglichen Vortritt, sie selbst verstärken den gesanglichen Eindruck. Bei den meisten Liedern handelt es sich um Hits der Bellamys (You Ain´t Just Whistlin' Dixie/1979, Old Hippie/1985, Let Your Love Flow/1976, If I Said You Had (im Original "You Have", die Zeiten ändern sich) A Beautiful Body.../1979, Redneck Girl/1982, Dancin´Cowboys/1980, Sugar Daddy/1980, Crazy From The Heart/1987, Reggae Cowboy/1982, Kids Of The Baby Boom/1987). Einige Arrangements sind den frühen Hitversionen angepasst, so dass keine gehörmässige Unpässlichkeit entsteht. Der Wiedererkennungseffekt ist ohnehin durch die markanten Melodien gesichert. Doch hin und wieder lässt die eine oder andere Aufnahme (If I Said You Had...) ihre Originalität vermissen, der Reiz des Neuen dieser CD liegt wohl in der Zusammenführung der einzelnen SängerInnen mit den Bellamys. Und schmerzlich vermisst man auch das Geschliffene, das die Originalaufnahmen so gefällig machte. Wenn man das "Redneck Girl" in den langen Jahren seit 1982 das 6.572mal gesungen hat, dann ist das halt so. Dann geht mit der Zeit etwas verloren. Und so kommt dann der Moment beim Anhören dieser CD, wo man sich selbst zwangsweise eine Pause verordnet. Nach Lied 8 etwa, weil George Jones irgendwie nicht in das gesangliche Konzept des "Sugar Daddy" passt. Pech fürs erste für den "Reggae Cowboy", der mit Tanya Tucker und David Allan Coe recht originell gelungen ist. Die möglicherweise (?) zu erwartende Folge 2 von "Angels & Outlaws" lässt Hoffnungen in mir keimen: Ich vermisse nämlich eine der schönsten Aufnahmen der Bellamy Brothers: "I Need More Of You". Ehrlich: I need more of you.

The Bellamy Brothers -  Angels & Outlaws (Volume 1) veröffentlicht am 29.3.2005
You Ain't Just Whistlin' Dixie (with Alan Jackson) - Old Hippie (with Montgomery Gentry) - Let Your Love Flow (with Hal Ketchum/Lisa Brokop) - Guardian Angel  (with Willie Nelson) - If I Said You Had A Beautiful Body (Would You Hold It Against Me) (with Dolly Parton) - Redneck Girl (with Pat Green) - Dancin' Cowboys  (with Trini Triggs) - Sugar Daddy (with George Jones) - Crazy From the Heart (with Chris Hillman/Herb Pedersen/Rhonda Vincent) - Get Into Reggae Cowboy (with Tanya Tucker/David Allan Coe) - Kids Of The Baby Boom (with Charlie Daniels/Bobby Bare) - Alligator Alley (with John Anderson)