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Country Picks:
Bobby Pinson – Man like me
Von Tobias Brockly

Bobby Pinson, ein Newcomer. Aber nur fast. Schließlich macht der gutaussehende Herr schon seit einigen Jahren die Songwriter-Szene Nashvilles unsicher. Bisher schrieb er Songs für Künstler wie Tracy Lawrence, Blake Shelton und LeAnn Rimes. Jetzt singt er auch selbst. Endlich! 

Sein Debütalbum beginnt mit „I´m fine either way“, einem Song mit hohem Krachfaktor. Bobby Pinson stellt sofort eines klar, nämlich dass er ordentlich auf die Ka*** hauen kann. Dieser Song könnte sich zur Hymne seiner bevorstehenden Karriere entwickeln. „Comes a time when a man´s, gotta know where he stands, gotta go with his heart, lick his wounds and live with his scarfs“, das sind Zeilen für die Ewigkeit! Mehr davon, Bobby!  

Der zweite Song des Albums, „Nothing happens in this town“, beginnt mit einem Rolling Stones-ähnlichen Gitarrenriff. Dieser Titel vermittelt einen ungeheuren Bewegungsdrang, durch den selbst der größte Tanzmuffel am liebsten aufspringen und die Sau rauslassen möchte. Im Refrain erwartet den Hörer ein unglaublich packender Melodiebogen, den man entweder fühlt oder nicht, wenn man Pech hat. 

Die erste Singleauskopplung „Don´t ask me how I know“ besticht ebenfalls durch eine Melodie, wie man sie bisher noch nicht so oft gehört hat. Das scheint überhaupt eine der ganz großen Fähigkeiten des Herrn Pinson zu sein, dass er wirklich frische Songideen aus dem Hut zaubert. Für die heutige Zeit ist das bei weitem nicht das Selbstverständlichste. 

In  „Started a band“ setzt Bobby Pinson eine alte Countrytradition fort. Er singt über seine Idole. In Bobbys Fall sind das Bruce Springsteen, Merle Haggard, Hank Williams und Sting. Und dann war da auch noch der Song „Stairway to heaven“, der für Bobby wohl eine wichtige Rolle gespielt haben muss. Zumindest singt er davon. Es geht in dem Song aber nicht nur um seine musikalischen Vorlieben, sondern auch, oder vor allem, um seine eigene musikalische Laufbahn. Angefangen bei der Gründung seiner ersten Band, bis hin zu seiner Zeit in Nashville. 

Bei „Way down“ lassen sich leichte Anleihen bei Bryan Adams erkennen. Diesen Eindruck hat man aber eigentlich grundsätzlich immer dann, wenn ein Künstler mit so einem typischen Cabrio-Song auf den Lippen erscheint. Bryan Adams hat ja vor einigen Jahren mit „Summer of 69“ den Prototyp aller Cabrio-Songs gesungen. Seitdem wird diese Songstruktur nicht nur von anderen Künstlern kopiert, sondern auch - und das ist das eigentlich Schlimme daran - von Bryan Adams selbst. 

Schöne Balladen kann er aber auch singen und schreiben, der Bobby Pinson. Da wäre vor allem „I thought that´s who I was“ hervorzuheben. In diesem Song verrät er den Grund, weshalb er den Song “Born to be wild” abgrundtief hasst. Ich werde es aber jetzt nicht verraten, weil sich dann ja niemand mehr die CD kaufen würde. 

Fazit: Bobby Pinson besticht durch eine raue Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Im Grunde kann man seine Stimme mit keiner Anderen vergleichen. Wenn ich aber doch ein paar Namen nennen müsste, zu denen sich Parallelen herstellen lassen, dann wären das wohl Bryan Adams, Richard Marx und Jon Bon Jovi. Traditionelle Instrumente wie Steelguitar und Fiddle fehlen auf seinem Album fast gänzlich, und doch klingt es irgendwie nach Country, was wohl seiner Gesangstechnik zuzuschreiben ist. Ich frage mich ernsthaft, warum dieser Mann bisher nur als Songwriter tätig war. So eine Stimme muss gehört werden! Ich kann nicht anders: 5 von 5 Sternen für dieses großartige Album.

Bobby Pinson – Man Like Me (RCA Nashville 68173) veröffentlicht am 17. Mai 2005
I'm Fine Either Way - Nothin' Happens In This Town  - One More Believer - Don't Ask Me How I Know - Man Like Me - Started A Band - Ford Fairlane - Shadows Of The Heartland - Way Down - I Thought That's Who I Was - Time Well Spent - Jesus Loves Me