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The Gibson Brothers „Red Letter Day“ (Sugar Hill 4002)
Von Walter Fuchs

Die Gibson Brothers, Eric und Leigh Gibson, fanden über Lester Flatt und Earl Scruggs zur Bluegrass Music. Eric konzentrierte sich auf das Banjo, Leigh auf die Gitarre, und schon als Teenager begannen sie 1983 zusammen zu musizieren. 1994 gründeten die beiden ihre erste Band und spielten auch noch im selben Jahr ihr erstes Album ein. 1995 folgte der erste grosse Auftritt auf der Bühne von „World Of Bluegrass“ der IBMA und in den darauf folgenden Jahren wurden drei weitere CDs eingespielt, damals noch für das kleine Label „Hay Holler“.

Der Stil der Gibson Brothers war eine Mischung aus der Eleganz einer Emmylou Harris und den West Küsten Country Harmonien von Buck Owens und Don Rich. Aber auch die Klassiker wie Bill Monroe, die Stanley Brothers, Reno & Smiley und Jim & Jesse hinterliessen Spuren. Das ganz Besondere bei den Gibson Brothers war und ist jedoch der unter die Haut gehende Duettgesang, ein Gesang der packt und zum Zuhören zwingt, der ein wenig an die Louvin Brothers erinnert, aber in seiner Eindringlichkeit noch mehr die Stimmen der Shelton Brothers oder von Karl & Harty in Erinnerung bringt.

2003 unterschrieben die Gibson Brothers schliesslich bei Sugar Hill Records und damit wurde dann auch ein kleiner musikalischer Richtungswechsel eingeleitet. Hatten die Gibsons bisher reine Bluegrass Music produziert, so schlich sich ab ihrer ersten Sugar Hill Veröffentlichung ein leichter „Acoustic Country Sound“ dazwischen. Das Banjo war nicht mehr so dominant, das Arrangement klang insgesamt weicher und geschmeidiger, doch über allem thronte der fantastische Duett-Gesang der Gibson Brothers, die 2003 auch ihr Debüt an der Grand Ole Opry gaben.

2004 folgte das zweite Album bei Sugar Hill und die dritte CD wird am 24.Januar 2006 in den USA veröffentlicht werden. Geändert hat sich an der musikalischen Konzeption nichts. Auch auf diesem neuen Album präsentieren die Gibson Brothers eine gelungene Mischung aus Eigenkompositionen, Traditionals wie „The Prisoner’s Song“ und „Twenty-One Years“ und bekannte Hits aus allen musikalischen Bereichen. Von Don Gibson hört man „Lonesome Number One“, von Ray Charles wurde „I Got A Woman“ übernommen und aus der Rolling Stones Nummer „It’s All Over Now“ wurde ein Bluegrass Titel. Erwähnt man noch so bekannte Musiker wie Josh Williams oder Ronnie McCoury, die an dieser Produktion beteiligt waren, so wird dieses neue Gibson Brothers Album zu einem absoluten „Muss“ für jeden Freund guter Bluegrass Music.

The Gibson Brothers „Red Letter Day“
(Sugar Hill 4002)
Lonesome Number One/Walking With Joanna/One Raindrop/Red Letter Day/The Barn Song/I Got A Woman/We Won’t Dance Again/Sam Smith/What A Ways We’ve Come/As Long As There’s You/The Prisoner’s Song/If I Were You/One More Try/Twenty-One Years/It’s All Over Now 

The Duhks „Your Daughters & Your Sons“ (Sugar Hill 3991)
Von Walter Fuchs

Es ist schon interessant, wie sehr sich in den vergangenen Jahren die Old Time Music und damit das anglo-keltische Element in der unplugged Country Music Szene der USA ausgebreitet hat. Da hat sich zum Beispiel eine Laurie Lewis, die ohnehin selten Bluegrass Music in Reinkultur gespielt hat, in jüngster Zeit ganz stark der Old Time Music verpflichtet. Valerie Smith nimmt vermehrt Old Time Nummern in ihr Repertoire auf und ganz phantastische neue Old Time Bands, die sich bemerkenswerterweise aus ganz jungen Musikern rekrutieren, machen auf sich aufmerksam, z.B. die Crooked Jades, die Old Crow Medicine Show oder die Wilders. Ob daraus ein richtiger Trend wird bleibt abzuwarten, jedenfalls bringen diese neuen Gruppen einen belebenden Farbtupfer in die akustische Country Szene und vor allem, sie scheinen Erfolg damit zu haben. Denn warum sollte Sugar Hill Records innerhalb kurzer Zeit bereits das zweite Album der Gruppe „The Duhks“ (gesprochen „Ducks“) auf den Markt bringen. Im August 2005 bereits war das Album „The Duhks“, produziert von Béla Fleck und Gary Paczosa, erschienen, jetzt, kaum ein halbes Jahr später, überrascht Sugar Hill mit einem weiteren Album mit dem Titel „Your Daughters & Your Sons“, eine Produktion von Mark Schatz, die bereits 2003 auf dem Label Compass erschienen war.
Die Gruppe „Duhks“ kommt aus Kanada und kreiert auf Fiddle, Gitarre, Tenor Banjo und Five String Banjo eine gelungene Mischung aus franko-kanadischer und keltischer Old Time Music, bei der sich ab und zu auch ein Schuss afro-latin Rhythmus bemerkbar macht. Gesungen wird in englisch und dem harten kanadischen Französisch der Quebec Region. Und ganz egal, wie man diese Musik nun nennt, Old Time, Anglo-Celtic, Folk oder einfach Acoustic Country, die Szene wird dadurch wieder interessanter, sie wird belebt durch junge Musiker, die Freude an der wunderbaren nordamerikanischen Musiktradition gefunden haben und diese Freude nun mit anderen teilen wollen. Das Album „Your Daughters & Your Sons“, bereits 2002 produziert, wird am 24.Januar 2006 in den USA veröffentlicht.

The Duhks „Your Daughters & Your Sons“ (Sugar Hill 3991)
The Green Fields Of Glentown-Le Reel Des Nouveaux Mariés-Flash Away The Pressing Gang/Rock Of Ages/Giuliano’s Tune-Something-Eleanor Day’s #2/ Annabel/Crusty Rolls & Chili/Le Meunier Et La Jeune Fille-Les Quatre Fer En L’air/The Leather Winged Bat/The Trooper And The Maid/The Seine River Waltz-Anna William’s Reel-The Newfoundland Reel/Pretty Boy Floyd-Stoney Point/The Bantry Girls Lament-The Ol’ Yellow House/Your Daughters And Your Sons-Jean’s Reel

Bryan Sutton „Not Too Far From The Tree“ Sugar Hill 4001
Von Walter Fuchs

Bryan Sutton, einer der besten und genialsten Bluegrassgitarristen der aktuellen Szene, galt schon seit vielen Jahren als eine Bereicherung jeder Aufnahmesession. Er war im Studio mit Ricky Skaggs’ Kentucky Thunder, mit den Dixie Chicks, Dolly Parton, Rhonda Vincent, Vassar Clements, Bela Fleck, Jerry Douglas und vielen anderen. 2005 wurde er von der IBMA zum besten Instrumentalisten des Jahres gewählt und bereits im Jahre 2000 wurde er, ebenfalls von der IBMA, zum besten Gitarristen gekürt. Sein erstes Solo-Album für Sugar Hill produzierte Bryan Sutton im Jahre 2000 unter dem Titel „Ready To Go“ und 2003 folgte eine weiteres Album mit dem Titel „Bluegrass Guitar“.

Nun hat sich Bryan Sutton einen lange gehegten Wunsch erfüllt. Er hat sich mit all jenen Gitarristen zusammengesetzt, die ihm in seiner Entwicklung geholfen und ihn beeinflusst haben. Dabei hat er die Freunde und Vorbilder nicht ins Studio eingeladen, sondern hat sie, ausgerüstet mit einem Aufnahmeequipment und ein paar Neumann-Mikrofonen ( 2 x Neumann KM-54 und 1 x Neumann U-87), zu Hause in ihrer Heimat aufgesucht und in ihren Wohnzimmern produziert. In einigen Fällen wurde auch in einem Hotelzimmer oder im Heimstudio eines Künstlers aufgenommen. Zu den Auserwählten gehörten Dan Crary, Russ Barenberg, Norman Blake, Jerry Douglas, David Grier, Jack Lawrence, Tony Rice, George Shuffler, Ricky Skaggs, Bryan’s Vater Jerry Sutton, Doc Watson und, man höre und staune, Earl Scruggs, in diesem Falle nicht als Banjovirtuose, sondern als Gitarrist auf einer 1964 Martin D-18. Was dabei herauskam, ist ein Gitarren-Album der Extraklasse und wenn man bedenkt, dass dabei vorher keine langen Proben möglich waren, ist es umso faszinierender, wie feinfühlig die Akteure aufeinander eingehen, sich die Bälle zuwerfen und trotz unterschiedlicher Spielweisen die Musik letztendlich zu einem grossartigen Ganzen verschmelzen lassen. Dabei hofft Bryan Sutton, dass der Hörer feststellt oder registrieren kann, wie viele verschiedene Spielauffassungen seinen eigenen Stil im Verlauf der Jahre geprägt hatten. Er bedauert, dass eines seiner grossen Vorbilder nicht mit dabei sein konnte: Mark O’Connor, denn Mark musste aufgrund einer Verletzung das Gitarrespielen aufgeben und hat sich danach ganz auf die Fiddle konzentriert.
Wer akustische Gitarrenklänge liebt, dem sei dieses neue Album mit dem bezeichnenden Untertitel „A Collection Of Guitar Duets With Heroes & Friends“ wärmstens empfohlen. Es erscheint in den USA am 14.März 2006.


Bryan Sutton „Not Too Far From The Tree“ Sugar Hill 4001
Bryan Sutton & Dan Crary: Forked Deer/Bryan Sutton & Norman Blake: Bully Of The Town/ Bryan Sutton & George Shuffler: The Nine Pound Hammer/ Bryan Sutton & Tone Rice: Lonesome Fiddle Blues/ Dusty Miller/ Bryan Sutton & Jerry Sutton: Billy In The Lowground/ Bryan Sutton & Jack Lawrence: Stoney Creek/ Bryan Sutton & David Grier: The Old Spinning Wheel/Ragtime Annie/ Bryan Sutton & Russ Barenberg: Big Sciota/ Bryan Sutton & Doc Watson: Whiskey Before Breakfast/ Bryan Sutton & Jerry Douglas: Bonaparte’s Retreat/ Bryan Sutton & Earl Scruggs: Give Me The Roses/ Bryan Sutton & Ricky Skaggs: Carroll County Blues