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Country Picks (6):
Neue Country CDs kurz und bündig vorgestellt
Von Hauke Strübing und Markus Jacob tor Weihen

Cowboy Jack Clement -  Guess Things Happen That Way  (Dualtone 01187)

Kennen Sie sich in dieser Seite gut aus? Gut, dann wissen Sie natürlich, dass ich an anderer Stelle schon allerlei über Jack Clement geschrieben habe (Jack Clement: Er schrieb das Horn-Arrangement zum Cash-Hit "Ring Of Fire"). Und dass sich Jack Clement inzwischen wieder stark genug fühlt, ein neues "Abenteuer" einzugehen: Gemeinsam mit Shawn Camp und Billy Burnette gründete er "Cowboy Jack´s Ragtime Band". Ein Album sei geplant. Das Album ist jetzt da - seit dem 14. september 2004. Es heißt "Guess Things Happen That Way" und einen Hauch von Ragtime verströmt der Altmeister der Liedschmiedekunst zumindest in ein, zwei Aufnahmen. Ansonsten startet die CD recht bluesig-rockig mit dem Rolling Stones-Titel "No Expectations" im Clement-Stil. Fast eineinhalb Jahrzehnte läge seine Version des Rolling Stones-Hits nun schon herum: Es war an der Zeit! Gemeinsam mit Songwriter Don Robertson (Please Help Me I´m Falling) schrieb er Mitte der 60er Jahre den Charley Pride-Hit "Does My Ring Hurt Your Finger". Von beiden stammen in dieser Zusammenstellung "S-e-r-i-o-u-s-l-y" und das melodiöse "Trapped In An Old Country Song", das eher in eine ganz andere Zeit hineinpaßt. In eine frühere Zeit. Überhaupt weckt das Album viele Erinnerungen an frühere Zeiten: Erinnerungen an Memphis, an Sun Records, an Johnny Cash, an Jerry Lee Lewis. Jack Clement meinte zum Titel "It´ll Be Me", es sei an der Zeit, es so zu singen, wie er es versteht und eben anders als Jerry Lee Lewis, als der "It´ll Be Me" im Februar 1957 (SUN 267) sang. Und dann ist da noch die Geschichte von "Ballad Of A Teenage Queen" auf dieser CD. Jack Clement und Johnny Cash sangen diese Version etwa 1981 zusammen: Clement übernahm den Gesangspart von Cash, und Cash sang damals den Part des Begleitchors. So zu hören auf dieser CD ergänzt mit ein, zwei Instrumenten, und so kommt man unvermittelt zu einer kleinen Cash-Rarität. Einige Sprechbrocken von Cash übrigens auch im Titelsong dieser CD. Und schließlich muß die Aufnahme "Dreaming My Dreams With You" erwähnt werden: 1975 ein Nummer 10-Hit für Waylon Jennings und der Titel eines hochwertigen Albums von Waylon Jennings. "Dreaming My Dreams" war auch ein Meilenstein in der Karriere von Crystal Gayle. Und mit dieser Aufnahme wird auch die Erinnerung wachgerufen an das bisher einzige Solo-Album von Jack Clement im Jahr 1978: "All I Want To Do In Life". Eine Top-Rarität - möglicherweise nicht mehr sehr lange, denn man munkelt, dass die frühe Elektra-Lp vor einer Wiederveröffentlichung steht. Hauke Strübing

Cowboy Jack Clement - Guess Things Happen That Way
No Expectations - Guess Things Happen That Way - There Ain´t A Tune - It´ll Be Me - S-e-r-i-o-u-s-l-y - Dreaming My Dreams With You - Every Place I´ve Ever Been - Trapped In An Old Country Song - Ballad Of A Teenage Queen - Drinking Carrot Juice - Leavin´ Is The Lovin´ Thing To Do - Off To Join The World

Alison Krauss & Union Station - Lonely Runs Both Ways (Rounder Records 116610525) 23.11.2004

Sie liegt vor.....Alisons Neue....schön fängt sie an! Elfenhaftes Singen, spärlich begleitet von dem grossen Jerry Douglas and some more...feinste akkustische Darbietung, das „Gravity“! „Restless“ und melodiös geht es weiter, Hauptaugenmerk auf ihre Stimme gelegt! Das Coverfoto mit dem türkisfarbenen Kleid in der Hand ist man neuerlich neidisch auf den „Vocal Tenor“ Barry Bales, denn er teilt sich anscheinend den Raum mit IHR...

Bluegrass pur folgt, Dan Tyminski versucht sich bei “Rain Please Go Away” als erjüngter Ralph Stanley, was stimmenmässig auch klappt, allerdings nur unter Dreingabe von Fiddle, Banjo und Dobro der restlichen Union Station-Crew! „Goodbye Is All We Have“...glasklare Stimme und nicht nur dadurch zum Zuhören zwingend, ein sehr schöner Song, der als Ballade nicht überraschend durch die Formation Stimme & Akkustik überzeugt ! Das instrumentale „Unionhouse Branch“ überspringend, trifft man plötzlich (passend) auf Gillian Welch, welche unter „words and music“ gemeinsam mit David Rawlings aufgeführt ist und das „Wouldn´t Be So Sad“ sicher ebenso schön darbieten würde wie die Hauptakteurin, richtig schöne 3 Minuten...herrlich ! Folkmässig geht es mit Woody Guthrie´s „Pastures Of Plenty“ weiter, wobei bereits erwähnter Dan Tyminski mal wieder gekonnt „den Stanley“ raushängen lässt, unterstützt durch minimale Fiddle-Banjo-Dobro-Begleitung! Man ist sich sicher, direkt im tiefen blauen Gras zu stehen....

„Crazy As Me“ ist Standardkost, sehr schön und türkisfarbend wie ihr Kleid und danach steht mit “Borderline“ die „Cox-Family“ als Songwriter auf dem Programm. Erfreut hört man dabei mehr als nur Alison als Vocal, Ron Block überzeugt ausser mit seiner Stimme zusätzlich auch noch mit einem schönen Lead Guitar-Solo, welches den Song wieder in die „allein und zufrieden auf dem sonnengegerbten Highway“ – Kategorie stecken lässt, welches man vom folgenden „My Poor Old Heart“ auch behaupten kann.

Die Fiddle steht im Mittelpunkt beim flotteren „This Sad Song“, bei dem Dan Tyminski als Lead-Vocal die Dame akkustisch fast verschwinden lässt, obwohl sie sich die Auszeit auch verdient hat und danach mit „Doesn´t Have To Be This Way“ wieder balladenmässig im Mittelpunkt steht, eben diese Schmusesongs scheinen Hauptschwerpunkt des Albums zu sein.

Ron Block gibt seinen (rockigen) Teil mit „I Don´t Have To Live This Way“ dabei, genug nun von „...This Way“, wir hoppen nach nur 2 Minuten zu einer weiteren Schmusesequenz und sind gespannt auf den Abschluss des Werkes, welcher den Mitwirkenden nach zu urteilen sehr „rootsmässig“ ausfallen müsste: Alison-Lead Vocal , Ron-Lead Guitar, Dan-Guitar....“A Living Prayer“ ist dann doch erwartungsgemäß das gefühlvolle Akkustik-Highlight des Albums, only Alison and the Guitar....die Stimme passt zu der bevorstehenden Weihnachtszeit... glasklar, betörend und mit ebensolcher Überzeugung wie hörbarer Unschuldigkeit dargeboten....

„Lonely Runs Both Way“ beschert die zu erwartende Entspannung und ist sowohl instrumental, wie auch stimmlich eine sehr angenehme Abwechslung gegenüber dem Mainstream-Country, der in den letzten Monaten die Charts stürmt und zu sehr gegensätzlichen Meinungen führt.
Dieses Album wird unter den Fans sicher nicht zu Streitgespächen führen und auch bei den nächsten Preisverleihungen wird der Name Alison Krauss bestimmt in der einen oder anderen Statue eingraviert sein. Markus Jacob tor Weihen

Alison Krauss & Union Station - Lonely Runs Both Ways
Gravity  -  Restless  -  Rain Please Go Away  -  Goodbye Is All We Have  -  Unionhouse -Branch  -  Wouldn't Be So Bad 
-  Pastures Of Plenty  -  Crazy As Me  Borderline -  Poor Old Heart  -  This Sad Song  -  Doesn't Have To Be This Way  -  I Don't Have To Live This Way - If  I Didn't Know Any Better  -  A  Living Prayer