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Country Picks (8):
Trent Willmon - Trent Willmon
Von Tobias Brockly

 

In Nashville steht ja hinter jedem großen Sänger ein fast noch größerer Produzent, der in den meisten Fällen dann auch noch den Sound zu verantworten hat. Bei George Strait ist es Tony Brown, bei Alan Jackson ist es Keith Stegall, bei Toby Keith ist es James Stroud und der große Mann hinter Brad Paisley ist Frank Rogers. Genau dieser Frank Rogers zeichnet sich nun auch für das Debütalbum von Trent Willmon verantwortlich. Nach meiner Vorrede würde man jetzt erwarten, dass es sich so anhört wie Brad Paisley. Doch was muss ich da erkennen? Der Brad Paisley-Sound trägt zurecht seinen Namen, denn Frank Rogers hat hier nicht versucht aus Trent Willmon einen zweiten Brad Paisley zu machen. Viel mehr hat er ihm einen eigenen Sound verpasst. Wobei das mit dem eigenen Stil noch nicht so ganz funktioniert. 


Los geht´s mit „Beer man“, einem netten Country-Blues-Titel und gleichzeitig auch sein erster Hit. Wie der Name schon verrät, geht es in diesem Song um seine Leidenschaft zum Bier. Mehr gibt es dazu eigentlich auch nicht zu sagen. Außer vielleicht, dass dem Song ein paar E-Gitarren mehr ganz gut getan hätten. Trent Willmon gibt sich wirklich die größte Mühe dem Song etwas Dreck zu verleihen, was ihm auch ganz gut gelingt. Durch die fehlenden Rockelemente klingt der Song aber einfach zu soft. Die Hauptschuld liegt da aber sicherlich beim Producer Frank Rogers. 

Danach folgt auch gleich schon die zweite Singleauskopplung. Diesmal geht es um einen kleinen Laden der so gut wie alles anbietet. Der vollständige Titel lautet „Dixie Rose Deluxe´s Honky Tonk, Feed Store, Gun Shop, Used Car, Beer, Bait, BBQ, Barber Shop, Laundromat“. Ein Songtitel, über den sich sicher jeder Radiomoderator freut, wenn er ihn ansagen darf. Das Konzept des Songs gab es schon mal im Jahr 1999. Damals allerdings besungen von einer jungen aufstrebenden Band aus dem Kölner Raum. Naja okay, ich löse es auf. Die Rede ist natürlich von den Mannen rund um Wolfgang Niedecken, kurz BAP. Bei ihnen hieß dieser Laden allerdings „Miss Samantha´s Exklusiv-Discount-Geschenkboutique“. Zur musikalischen Seite des Songs fasse ich mich mal kurz. Er macht einfach gute Laune und die Melodie klingt auch sehr erfrischend. Von Langeweile keine Spur, zumindest bis jetzt. 

Damit betreten wir den Sektor der ersten Ballade auf diesem Album. „Home sweet Holiday Inn“, so der Titel. Der Inhalt? Naja, gute Frage. Ein wenig Schmalz und eine große Portion Gefühlsduselei. Mehr gibt es nicht zu sagen. Wirklich Neues kann er uns damit nicht bieten, der Herr Willmon. 

Nummer vier auf dieser Platte ist ein Song namens „She don´t love me“. Ganz nett, mehr nicht. 

„The good life“ ist der Titel des nächsten Songs. Der Sinn davon? Anscheinend möchte man uns einen Eindruck vom guten Leben vermitteln, was aber nur teilweise gelingt. Auch hier kann ich nur sagen, ein netter Song. Etwas rockiger diesmal. Es klingt ein bisschen so, als wäre Keith Urban bei den Aufnahmen mal kurz vorbeigekommen um ihn ein wenig zu unterstützen. Vor allem durch dieses seltsam vertraute Banjo. 

Was kommt danach? Oh ja, wieder eine Ballade! „Population 81“ ist weniger ein Countrysong, vielmehr eine nette Singer/Songwriter-Ballade. Und auch hier kommt mir das doch alles sehr vertraut vor. Natürlich, da gab´s doch mal einen Herrn vor ziemlich genau zehn Jahren, also 1994, namens Joshua Kadison. Er hatte damals einen Riesenhit mit „Jessie“ und noch einen etwas kleineren Erfolg mit „Picture postcards from L.A.“ Damit begrüßt er uns noch heute, fast täglich, auf den üblichen verdächtigen Radiosendern. Wieder zurück zu Trent Willmon. Seine Stimme klingt hier ziemlich genau wie die des Herrn Kadison. Auch der Song an sich würde im Radio nicht sonderlich stören. Also nichts Besonderes. 

Doch dann geht es wieder aufwärts. Was keiner mehr für möglich gehalten hätte, tritt nun doch noch ein. Trent Willmon und sein Produzent Frank Rogers kriegen noch mal die Kurve und verhindern somit das Schlimmste. „Medina daydreaming“ heißt der Song, mit dem ihnen das gelingt. Zwar ist es auch eine Ballade, aber trotzdem wird man irgendwie wachgerüttelt. Vor allem das Akkordeon gegen Ende des Songs verschafft ein wenig Schwung. Beschwingt geht man über zum nächsten Titel. 

Und genau da ist er wieder, der Trent Willmon, der uns am Anfang des Albums mit zwei starken Titeln begrüßte. Bei „The wishing well“, einem schnelleren, rockigeren Song, sitzt man plötzlich gemeinsam mit Trent im Cabrio und fährt über einen verlassenen Highway mitten durch die Staaten. Das macht Spaß! Volle Punktzahl für Trent. 

„All day long“, Nummer neun dieser Platte, rockt einfach so drauf los, mit einem kleinen Schuss Honky Tonk. Und wieder der Ausruf: „Das macht Spaß!“ 

Zum zehnten Titel möchte ich eigentlich nichts weiter sagen, da ich sonst den positiven Eindruck wieder zerstören würde. Nur soviel „Every now and then“, eine Ballade die irgendwo im Mittelmaß stecken geblieben ist. 

Tja, so schnell kann´s gehen. Wir sind beim letzten Titel angelangt. „Here“ ist ein einfach genialer Song. Da steckt soviel Gefühl drin, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Er singt von „Sweet Virginia“ und genau an dieser Stelle geht einem das Herz auf. Wunderbar, und das ganz ohne Schmalz.

Fazit: Trent Willmon hat sich bemüht. An einigen Stellen hörbar, an anderen vergebens. Seine Stimme klingt nicht nach Country, eher nach Singer/Songwriter. Dass sein Album trotzdem nach Country klingt, liegt vor allem an den Klängen von Steelguitar und Fiddle. Und doch verleitet mich am Ende irgendwas dazu dieses Album mit 4 von 5 Sternen zu bewerten.

Trent Willmon - Trent Willmon  (COLUMBIA NASHVILLE 91257/veröffentlicht am 12. Oktober 2004)
Beer Man - Dixie Rose Deluxe's Honky Tonk, Feed Store, Gun Shop, Used Car, Beer, Bait, BBQ, Barber Shop, Laundromat  - Home Sweet Holiday Inn - She Don't Love Me - The Good Life - Population 81 - Medina Daydreaming - The Wishing Well - All Day Long  - Every Now And Then - Here