Country News      

 

CD-Neuheiten - kommentiert von Hauke Strübing (6.7.2002)

Vielleicht war es ja immer schon so. Mag sein, daß man es bislang nur nicht im richtigen Licht betrachtet hat. Denn es gab sie immer schon - die sogenannten "Wiederveröffentlichungen". Aber geradezu auffällig ist, daß diesen wiederaufgelegten CDs heute eine wesentlich bedeutendere Rolle zukommt als jemals zuvor. Woran das liegen kann? Es liegt wohl eindeutig daran, daß Nashville (so will ich das mal umschreiben) nicht mehr in der Lage ist, das anzubieten, was der Country-Anhänger/Interessierte haben möchte. Also greift der Anhänger/Interessierte in das Fach, in dem er das bekommt, was ihm gefällt. Während der letzten 8 bis 10 Jahre konnte man unzählige SängerInnen und Gruppen kommen - und gehen sehen, nur die wenigsten sind geblieben. Von der einst etwas belächelten Beständigkeit der Karrieren mancher Country-Stars (George Jones 50 Jahre, Johnny Cash nicht viel weniger) sind wir heute weit, weit entfernt. War es nicht immer die Treue der Fans zu den SängerInnen und Gruppen, durch die sich die Country Music eh und je auszeichnete? Davon sind wir mittlerweile weit ab, und deswegen sollte sich niemand wundern, daß Plattenfirmen, die sich den Wiederveröffentlichungen zugewandt haben, inzwischen einen hohen Stellenwert haben. Die Neuheitenliste dieser Tage zeigt es uns: Rusty & Doug (auf einer anderen Seite kommentiert), Glen Campbell, John Hartford, Gorden Lightfoot, Kieran Kane, Townes Van Zandt. Und Dolly Parton gehört ja mittlerweile vom musikalischen Standpunkt her gesehen auch zum alten Schlag. In den folgenden Tagen folgt hier eine Beschreibung aller erwähnter Neuheiten.

Heute: 3 CD-Neuheiten von Townes Van Zandt. Die Wiederveröffentlichung dreier früher Alben auf TOMATO RECORDS: THE FIRST ALBUM vom Jahr 1968, TOWNES VAN ZANDT vom Jahr 1970 und THE NASHVILLE SESSIONS vom Jahr 1993. Townes Van Zandts Musik stand Zeit seines Lebens zwischen den Stühlen und war in der Welt der Einordner nicht zu greifen: Country, Blues, Folk, Rock, Pop - wo sollte man das schon hintun. Townes Van Zandt war vor allem auch ein Country-Poet, ein großartiger Songwriter, dessen Lieder seinen Kollegen großen Erfolg brachte. Aufnahmen, über die man heute noch spricht, die man kennt, die sich schlicht und einfach gut anhören: Don Williams und Emmylou Harris sangen "If I Needed You", Merle Haggard & Willie Nelson hatten 1983 einen # 1-Hit mit "Pancho And Lefty". Nur zwei Beispiele. In die Musik von Townes Van Zandt muß man sich reinhören, sie ist teils sogar abstrakt. Auf jeden Fall keine Musik für die Hitparaden. Keine vergängliche, kurzlebige Musik, sondern Musik, die man einfach nur genießt, weil sie anspruchsvoll ist. Mit seinen Liedern hat er eine ganze Generation von Sängern beeinflußt - und da fallen mir die Namen ein von Guy Clark, Jimmie Dale Gilmore, Joe Ely, Butch Hancock und Steve Earle. Townes Van Zandt (geboren am 3. Juli 1944) starb am 1.1.1997 nach einem Herzanfall in Nashville. Zufall oder nicht? Er starb auf den Tag genau 44 Jahre nach Hank Williams, und beide ähneln sich in ihren Musikanlagen: Beide beschrieben sie in ihren Liedern das harte Leben, schrieben sie über die harten Zeiten, und beide wurden sie in ihrer Jugend beeinflußt durch den Country-Blues.

THE FIRST ALBUM (1968)
For The Sake Of The Song
Tecumseh Valley
Many A Fine Lady
Quick Silver Daydreams Of Maria
Waitin´ Around To Die
I´ll Be There In The Morning

Sad Cinderella
The Velvet Voices
Talkin´ Karate Blues
All Your Young Servants
Sixteen Summers, Fifteen Falls
 

 

TOWNES VAN ZANDT (1970)
For The Sake Of The Song
Columbine
Waitin´ Around To Die
Don´t Take It Too Bad
Colorado Girl
Lungs
I´ll Be There In The Morning
Fare Thee Well, Miss Carousel
(Quicksilver Daydreams of) Maria
None But The Rain

 

THE NASVILLE SESSIONS (1993)
At My Window
Rex´s Blues
No Place To Fall
Buckskin Stallion
White Freightliner
The Snake Song
Loretta
Two Girls
The Spider Song
When She Don´t Need Me
Pueblo Waltz
Upon My Soul


D
iese Serie wird fortgesetzt mit den Kommentaren zu den wiederaufgelegten Alben von Glen Campbell, Gordon Lighfoot und John Hartford sowie den Neuerscheinungen von Dolly Parton und Kieran Kane.