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Die beste Country Show im deutschsprachigen Fernsehen jemals!
Eine Nachbetrachtung der 3sat-Sendung am 14.12.2002
Von Hauke Strübing

Die beste Country-Show, die es je gab! Man geht ja mit solchen Superlativen äußerst vorsichtig um. Aber diesmal werfe ich alle Hemmungen über Bord: Es war fürwahr die beste Country-Show, ja, es war die allerbeste, die wir im deutschen Fernsehen je zu sehen bekamen. 90 Minuten Güteklasse Ia - da mag man nun stehen zu Shania Twain und zu Faith Hill, zu Martina McBrides und zu Montgomery Gentrys Musik, wie man will - es ändert nichts an der Feststellung, daß die 3sat-Präsentation der 36th Country Music Award Show etwas vom Allerfeinsten war. Wer die Award-Shows in den vergangenen Jahren im US-Fernsehen live miterleben konnte, weiß wie quälend langweilig die ausgedehnten 3-Stunden-Monster im CBS-Fernsehen sein konnten: Ansager, Musiktitel, Verlesen der Namen der 5 Nominierten in jeder Kategorie, die Fernsehkamera schwenkt auf die "überraschten" Gesichter der Gewinner der Trophäe, langer Marsch auf die Bühne, Dank an Gott, Mutter, Vater und die Welt, Abgang, Werbung. Und das so zwischen 10 bis 15mal in drei Stunden. Nervig bis zum Abwinken. Nach der Hälfte der Show verliert man die Lust an Fernsehen und Musik. Country hin, Country her.

Was für ein genialer Einfall dagegen dieser Zusammenschnitt in 3sat am Samstagnachmittag. Man mußte dank vieler Erlebnisse in den Vorjahren vermuten - und das war die größte Befürchtung -, daß die Sendung durch unbeholfene deutsche Kommentare zugequatscht wird. Doch schon das war die erste Überraschung: Kein Wort, kein Versuch der Erklärung, ja noch nicht einmal der Vor- und der Abspann in deutscher Sprache. Man ließ den Zuschauer hineingleiten in die Sendung, Vince Gill durfte - zum wievielten Mal eigentlich? - seine Späßchen an den Mann bringen. Alles in englischer Sprache versteht sich. Voraussetzung war natürlich ein klein bißchen Country-Wissen, als er zum Beispiel von Billy Gilman sprach, der demnächst als Baßsänger zu den Oak Ridge Boys zurückkehren werde (Vince, das war ein platter Witz!). Und dann setzte ein Feuerwerk der Country Music ein, eine Aneinandereihung von Gesangsvorträgen, die man sein Lebtag live so nicht erleben kann. Eine bessere Präsentation der Country Music hätte es bei uns nicht geben können! Man sollte der Country Music Association (CMA) die Verantwortlichen des 3sat-Teams für diese Leistung für eine Sonderauszeichnung während der nächsten Award-Verleihung vorschlagen!

Auch die Idee, die Einführung von Bill Carlisle und Porter Wagoner als neue Mitglieder in die Country Music Hall Of Fame ganz an den Anfang der Sendung zu setzen, war passend. Daß ausgerechnet die Verleihung des nicht gar so bedeutungsvollen "International Awards" an die Bellamy Brothers die einzige im Verlaufe der 90-Minuten-Sendung blieb, irritierte anfangs vielleicht. Doch das Konzept war schnell erkennbar: Viel Musik, viel direktes Flair, wenig Geschwafel - der Interessierte konnte zum Schluß der Sendung seine Kenntnisse vervollständigen. Alle Awards wurden im Schnelldurchgang auf Tafeln nachgereicht. Und der ohnehin Wissende hatte sich auf den verschiedenen Seiten im Internet schon vor 5 Wochen informiert - auch, daß die Veranstaltung am 6. November 2002 in der Grand Ole Opry ein reines Alan Jackson-Festival war.

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