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Dixie Chicks in Frankfurt
Ein Bericht von Walter Fuchs über das Konzert in der Jahrhunderthalle in Frankfurt-Hoechst

Wir alle erinnern uns an Michael Moore, der im Rahmen der diesjährigen Oscar-Verleihung einen verbalen Angriff  auf seinen Präsidenten, George W.Bush, gestartet hatte, der in dem Satz gipfelte: „Wer den Papst und die Dixie Chicks gegen sich hat, der muss etwas falsch gemacht haben.“ In Anlehnung an dieses Zitat musste man am vergangenen Montag in der fast vollbesetzten Frankfurter Jahrhunderthalle konstatieren: „Die Dixie Chicks müssen irgendetwas richtig machen, um von so vielen Menschen geliebt und stürmisch gefeiert zu werden, mit einer Musik, die ein ganz weites Spektrum der Country Music abdeckt.“

Frankfurt war die letzte Station in Europa im Rahmen ihrer „Top Of The World“-Welt-Tournee und die 3 Dixie Chicks, Natalie, Martie und Emily, drehten noch einmal voll auf, dass die Halle bebte. Keine Spur von Ermüdungserscheinungen, im Gegenteil, von Anfang bis Ende der gut 1 ½-stündigen Non-Stop-Show gab’s ein Feuerwerk an Musikalität und Spielfreude, das vor allem von der Frontfrau der „Chicks“, dem Energiebündel Natalie Maines, und ihrer bluesgefärbten „Dirty Voice“ ausging.

Mit der gruseligen Mordgeschichte „Goodbye Earl“ begann die Show und schon da wurde klar, das Publikum kennt das Repertoire der Dixie Chicks. Die ersten Takte der Hits „Long Time Gone“, „There’s Your Trouble“ oder „Travelin’ Soldier“ wurden mit tosendem Beifall begrüsst. Dabei waren die 3 flotten, jungen Damen stets bemüht, ihre Musik so zu präsentieren, wie man sie von ihren CDs kennt. Dazu benötigte man dann zeitweise bis zu 12 Begleitmusiker in wechselnder Besetzung.

Die Dixie Chicks selbst abwechselnd als Virtuosen auf Dobro, Gitarre, Banjo und Fiddle, und dem Charme des 3-stimmigen Satzgesangs konnte man sich kaum entziehen. Da gab’s sanfte Balladen neben harten Rock-Nummern und manchmal auch herrlichen Swing. Doch immer war er mehr oder weniger stark präsent: Jener Bordun-Sound, kennzeichnend für die anglo-keltische Musiktradition, die in der Country Music eine dominierende Rolle spielt.

Die grösste Überraschung des Abends: Als sich die Dixie Chicks zusammen mit ein paar Solisten aus ihrer Band in klassischer Bluegrass-Besetzung zusammenfanden, mit Gitarre, 5-String-Banjo, Dobro, Mandoline, Fiddle und Bass, da gab’s in Frankfurt, wie schon am Vorabend in der Münchner Olympiahalle, den grössten Beifall, standing ovations, das Publikum raste vor Begeisterung, ein Publikum, das in der Mehrzahl wohl kaum über 40 Jahre alt war. Was schliessen wir daraus: Country Music, gerade auch ihre traditionelleren Stile, scheint in Deutschland mehr und mehr ein jüngeres Publikum anzusprechen. In Frankfurt jedenfalls konnte man kaum genug davon bekommen. Es gab 3 Zugaben, dann war Schluss.

Heute, am 28.September, gastierten die Dixie Chicks in Australien, in Melbourne.

Dieser Beitrag von Walter Fuchs wurde am Sonntag, 28. September 2003, in der Sendung "Szene" in SWR 1 Rheinland-Pfalz gesendet. Die Veröffentlichung des Beitrags erfolgt mit freundlicher Genehmigung des SWR 1 RP.