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Dolly Parton, John Hartford und Gordon Lightfoot
Was haben sie gemeinsam? Richtig: Sie haben neue CDs. Hauke Strübing kommentiert

Drei Wiederveröffentlichungen und eine Neuproduktion. Am 9. Juli erschien das inzwischen dritte Album von Dolly Parton auf SUGAR HILL (die beiden Vorgänger sind "The Grass Is Blue" und "Little Sparrow"). Auch Album Nr. 3, "Halos And Horns", gefällt mit ihren Eigenkompositionen im Country-Bluegrass-Mix. Und herangewagt hat sie sich an das Rock-Meisterwerk "Stairway To Heaven". CD Sugar Hill 3946. Die Titel: Halos And Horns - Sugar Hill - Not For Me - Hello God - If - Shattered Image - These Old Bones - What A Heartache - I´m Gone - Raven Dove - Dagger Through The Heart - If Only - John Daniel - Stairway to Heaven.

Warum wissen wir so wenig über John Hartford bei uns, warum kennen wir seine Musik nicht? Warum wissen wir eigentlich nicht, daß er dermaßen viele Alben veröffentlicht hat? Warum, warum, warum. Die einfache Antwort: John Hartford war kein Mann des Mainstream-Country. Er war Spezialist und daher nur einigen Spezialisten bekannt. Zumindest bei uns. Ich hatte das Vergnügen, John Hartford ein- oder zweimal zu erleben, weiß aber schon nicht mehr wo. 1977 war das. Und schon damals fiel er mir als Musik-Individualist auf, was nicht jedermanns Sache sein mag. Keins seiner Alben erschien in einer Hitparade, womit die Wahrscheinlichkeit gering war, daß es je ein Album von ihm bei uns gegeben hat. Man möge mich berichtigen. Auf Raven RVCD-138 "Natural To Be Gone 1967-1970" sind jetzt 28 Minuten seiner frühen Aufnahmen der Jahre 1967 bis 1970 wiederveröffentlicht worden. Darunter auch "Gentle On Mind", das für Glen Campbell zwar kein Riesenhit , für ihn  aber eine Erkennungsmelodie, ein Markenzeichen wurde - weil eben so typisch für Glen Campbell. Für viele mag die Musik von John Hartford nicht ganz gerade ins Ohr gehen, weil man nie so richtig weiß, woran man im nächsten Augenblick ist: Folk? Bluegrass? Country-Rock? Pop? John Hartfords Name gelangte mit dem Super-Soundtrack "O Brother, Where Art Thou?" im vergangenen Jahr wieder ins Scheinwerferlicht. Am 4. Juni 2001 starb er in Nashville, Tennessee. Die Titel: The Tall Tall Grass - Untangle Your Mind - Corn Cob Blues - Minus The Woman - Gentle On My Mind - There Are No Fools In Heaven - A Simple Thing As Love - Natural To Be Gone - The Six O´Clock Train And A Girl With Green Eyes - I Would Not Be There - Windows - Big Blue Balloon - Crystallia Daydream - In Like Of - Shiny Rails Of Steel - The Catagory Stomp - Go Fall Asleep Now - Californian Earthquake - I Didn´t Know The World Would Last This Long - Dusty Miller Hornpipe And Fugue In A-Major For Strings, Brass And 5-String Banjo - I´ve Heard The Tearstained Monologue You Do There By The Door Before You Go - The Little Old Lonesome Little Circle Song - Little Piece In D - Like Unto A Mockingbird - Meanwhile You Sit By My Banjo - I Won´t Know Why I Went Till After I Get Back - Maybe - Frustrated Bird

Und schließlich zwei Wiederveröffentlichungen von Gordon Lightfoot, den kanadischen - in erster Linie - Songwriter und Sänger, dessen Langspielplatten im Gegensatz zu John Hartford bei uns in epischer Breite erschienen - vor einigen Jahrzehnten. Erinnert sich einer? Bekannt wurde er zunächst durch eine Reihe von Liedern, gesungen von George Hamilton IV: "Early Morning Rain" ist wohl das bekannteste. Als WEA in Deutschland Anfang der 70er Jahre die drei Alben "If You Could Read My Mind", "Sundown" und "Old Dan´s Records" veröffentlichte, schrieb ich im Oktober 1974 in COUNTRY CORNER:
 

Ähnlich wie Kris Kristofferson öffnete auch Gordon Lightfoot die Ohren der Country Anhänger als Komponist, als Songwriter. In erster Linie war es sein Landsmann George Hamilton IV, der Gordon Lightfoots nicht immer einfach zu verstehende Lieder - zumal sie oft nicht in eine bestimmte Kategorie einzuordnen sind - in COUNTRY umzusetzen.....Gordon Lightfoot ist ein Kind der "Folk Revival"-Bewegung, die etwa Ende der 50er Jahre mit dem Abflauen des Rock´n´ Roll-Fiebers einsetzte. Pete Seeger, Bob Gibson, vor allem Bob Dylan, Tom Paxton und Phil Ochs wiesen ihm den Weg: Seine Musik ist Folk Music mit Tendenzen zur Country Music traditioneller Art....Gleich einem sprühenden Feuerwerk hört sich das Gitarrenspiel auf allen drei Platten an. Gitarren in allen Variationen: Bottleneck Guitar, Electric Guitar, Classical Guitar, 6-String-Guitar, High-String-Guitar, Acoustic Guitar, 12-String-Guitar. Als Farbtupfer in den ausgewogen arrangierten Aufnahmen das Slide Dobro, die Autoharp, die Mandoline und das 5-String-Banjo. Gordon Lightfoot steht bei allen Aufnahmen weit davon ab, sich herkömmlichen Misch-Masch-Vorstellungen von Country zu unterwerfen.



Die beiden Alben erschienen am 2. Juli 2002 erstmals auf CD. Die Titel: OLD DAN´S RECORDS auf Rhino CD-78162 (ursprünglich Reprise Records 2116, 1972): Farewell To Annabel - That Same Old Obsession - Old Dan´ Records - Lazy Morning - You Are What I Am - Can´t Depend On Love - My Pony Won´t Go - It´s Worth Believin´ - Mother Of A Miner´s Child - Hiway Songs

DREAM STREET ROSE auf Rhino CD-78163 (ursprünglich Reprise Records HS 3426, 1980): Sea Of Tranquility - Ghosts Of Cape Horn - Dream Street Rose - On The High Seas - Whisper My Name - If You Need Me - Hey You - Make Way For The Lady - Mister Rock Of Ages - The Auctioneer