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Johnny Cash live
Johnny Cash At Madison Square Garden
Besprochen von Markus Jacob tor Weihen

"Johnny Cash at Madison Square Garden": Es handelt sich hierbei um einen Livemitschnitt vom 05.12.69, offensichtlich Cash´s stärkste Zeit, denn dieses Album ist einfach FANTASTISCH !! Nicht nur das Booklet beeindruckt mit klasse Bildern vom damaligen Auftritt, nein, auch die Klangqualität überrascht und begeistert! Johnny Cash in Höchstform, mit einer superben musikalischen Verstärkung im Rücken...eine Show die keine Wünsche offen lässt!

19.342 Zuschauer empfangen ihn im "Garden", und er begrüsst sie mit "Big River", gefolgt von "I still miss someone". Seine Klassiker, die von den Fans dankend und mit viel Applaus angenommen werden. Kein Wunder bei dieser Art der Darbietung! Das Lied "Five feet high and rising" widmet er "dem Mann, der uns 1937 zum Bus brachte und so vor den Fluten rettete", seinem Vater Ray Cash, der an diesem Abend 72-jährig im Publikum saß. Dazu passend geht es weiter mit einer weiteren Geschichte aus der Heimat, von seiner Jugend in Arkansas: "Pickin Time"...man glaubt ihm jedes Wort!!

Er lässt in diesem Konzert keine Dekade seiner Karriere aus. Kriegsgegner Cash singt "Remember the Alamo" und kündigt es treffend als "History-Lesson" an. Standards wie "Wreck of the old 97" werden frenetisch bejubelt und dann geht J.C. mit uns ins Gefägnis : "Long black veil", "The Wall", und er erzählt von seinen Auftritten in San Quentin und Folsom Prison. Er gibt eine Anekdote vom 64er San Quentin-Auftritt zum Besten: "Merle Haggard was sitting right in the front row", was zur Erheiterung der Zuschauer beiträgt. Überhaupt ist er an diesem denkwürdigen Abend angenehm gesprächig (ich war 20 Jahre in der Air Force, von 1950 bis 1954...), und es ist eine Wonne ihm zu lauschen.

Immer noch Knast: "Send a picture of mother" und "Folsom Prison", danach tritt er in den Hntergrund und lässt die Leute ran, die auf keinen Fall "Begleitung" genannt werden dürfen, denn sie sind alles Legenden: Carl Perkins (ersetzt seinen verstorbenen Bruder Luther) rockt mit "Blue suede shoes" los, welches ich für die einzige unpassende Darbietung halte, obwohl ich ein Bewunderer seiner Rockabilly-Classics bin. Die Statler Brothers folgen, stimmlich einfach klasse anzuhören, begleitet von Marshall Grant, W.S. Holland und Bob Wootton.

Aber dann: Die Bühne müsste unter dieser Last eigentlich zu knirschen beginnen (gemeint ist allein das musikalische Gewicht): The Carter Family!! June Carter fehlte leider aufgrund "anderer Umstände", aber als Helen Carter die alte Dame der Country Music ankündigt, dürfte jedem ein Schauer über den Rücken gelaufen sein (Anmerkung Hauke Strübing: Und mir treibt es heute noch die Tränen in die Augen, wenn ich an ihren Auftritt am 28. Februar 1972 in Frankfurt denke): "She told us everything we know about picking and singing and she sings Country and Western for the past 42(!!) years. Our mother Maybelle Carter". Wahnsinn! Klasse Ankündigung, gefolgt von dem Song, der mir auch in 30 Jahren noch eine Gänsehaut bescheren wird "...we start with the best at first: Wildwood Flower"! Ich finde keine Worte für einen solchen Moment...warum waren wir nicht dort 1969?? Sie bringen noch einen Carter Klassiker "Worried Man Blues", worüber man nicht viel Worte verlieren muss.

Cash kommt umjubelt wieder zurück und erzählt uns vom Jungen der dummerweise Sue heisst, bevor er sich dann (meiner Meinung nach) dem besten Konzept Album der Vergangenheit zuwendet: "Bitter Tears", ein Album, welches sich mit der - nennen wir es mal harmlos - "Benachteiligung der Indianer" auseinandersetzt. Daraus bringt er die La Farge Balladen "Ira Hayes" und "As long as the grass shall grow", die ihm auf den Leib geschrieben sind! Mit dem sehr schönen "Sing a travelin song" erinnert Cash an den im Alter von 16 Jahren verstorbenen Sohn von Helen Carter, der mit 14 (!) Jahren diesen Song geschrieben hat.

Wie gesagt, er lässt an diesem Abend kein Thema aus und so dürfen auch seine wundervollen Gospels nicht fehlen: "He turned the water into wine" und "Where you there (when they crucified my Lord)", wobei Zweiteres das Auditorium komplett verstummen lässt, was bei der gesanglichen Leistung der Carter Sisters sehr gut nachzuvollziehen ist. "Daddy sang bass" schliesst sich an, bevor beim finalen Medley alle Akteure nochmals ihre Klasse beweisen und die Carter Family sogar ohne Johnny "I walk the line" singt!

Ein würdiger Abschluss könnte man meinen, aber der Man in Black setzt mit "Supper Time" und einem sehr persönlichen Abschied noch einen drauf: "Thank you New York, I´ll take my hat off to you, you´ve been so wonderful".

Mr.Cash, ich kann nur sagen: "SAME TO YOU!"