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Quod Erat Demonstrandum

Ein Kommentar von Walter Fuchs

„Quod Erat Demonstrandum“ auf deutsch „Was zu beweisen war“, so die Schlussformel der Beweisführung des griechischen Mathematikers Euklid, des Vaters der Geometrie. „Was zu beweisen war“, daran dachte ich, als ich das aktuelle Programmheft der „Country Night Gstaad“ (09. – 11.September 2005) durchblätterte und beim Interview mit dem Programmleiter von DRS3, Bendicht Luginbühl, hängenblieb. Was da gesagt wird, beweist die Richtigkeit der harten Kritik an der deutschen Radiolandschaft, die im vergangenen Jahr von bekannten Printmedien wie „Die Zeit“, „Die Welt“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Frankfurter Rundschau“ mit aller Härte publiziert wurde. Der Tenor: „Ödeldödel dominiert die meisten Frequenzen“ oder „Die Reduzierung des Repertoires ist die wichtigste Aufgabe der Musikredakteure“. Und in Bezug auf die Missachtung der Country Music und ihrer vielen Liebhaber in den Medien schrieb „Die Welt“ am 22. November 2004: „Dass Bluegrass und Country nur etwas für Fernfahrer und ältere Florida-Touristen seien, bleibt einer der dümmsten Irrtümer der Popkultur.“ Das Radio ist langweilig geworden, weil die Vielfalt fehlt. Minderheiten werden kaum noch berücksichtigt, auch die grosse Gemeinde der Country Music Freunde ist davon betroffen und weicht daher mehr und mehr auf die Satellitenprogramme und das Internetradio aus. Jetzt, seit der neuen Ausgabe des „Stern“ vom 25.08.2005, hat dieses Thema auch offiziell das Fernsehen erreicht. „Glotze aus! Warum das Fernsehen langweilig geworden ist“.

Dass es auch anders geht, habe ich bereits in meinem neuen Buch „Das neue grosse Buch der Country Music“ aufgezeigt mit einem Blick auf die Schweizer Szene, wo Hörfunk und Fernsehen die Freunde der Country Music seit Jahrzehnten regelmässig bedienen. Daraus resultieren grossartige, vielbesuchte Festivals, zum Beispiel in Gstaad oder Interlaken und dadurch werden auch wichtige ökonomische Impulse initiiert. Den endgültige Beweis, dass es auch anders gehen kann als in Deutschland und wie das funktioniert, liefert nun Bendicht Luginbühl, Programmleiter von DRS3:

F: Herr Luginbühl, was hat DRS3 bewogen, eine Partnerschaft mit der Country Night Gstaad einzugehen?

A: Die Country Night Gstaad zeichnet sich durch eine hochkarätige Programmierung und eine erstklassige Atmosphäre aus. Und: DRS3 hat im Berner Oberland viele Hörerinnen und Hörer. Für uns also Gründe genug, mit dabei zu sein.

F: Welchen Anteil nimmt Country Music am DRS3 Musikprogramm ein?

A: DRS3 zeigt mit seinem wöchentlichen zweistündigen Country Special sämtliche musikalischen Entwicklungen in diesem Musikbereich auf. Mit Geri Stocker als Redaktor und Christoph Schwegler verfügen wir über hochkarätige Fachleute in dieser Szene. Zusätzlich spielt DRS3 auch im Tagesprogramm immer wieder populäre, moderne Country-Songs. Dieser Musikstil kommt bei einem breiten Publikum sehr gut an. Der DRS3-Country Special ist einer der erfolgreichsten Specials überhaupt in der Schweiz.

F: Bendicht Luginbühl soll ein bekennender Country-Fan sein. Stimmt das?

A: In bin beruflich und privat regelmässig in den USA. Viele Freunde an der Ost- und an der Westküste der USA haben ihre musikalischen Wurzeln in der amerikanischen Country- und Rockszene. Über diese Freunde habe ich eine grosse Zahl von interessanten Songwriters und Bands kennen gelernt – auf Reisen, an Country Fairs, an Konzerten in Nashville und anderswo. Die Country- Szene interessiert mich auch inhaltlich. Wer die USA und deren historische Entwicklung besser kennt, der kann die Texte gut einordnen. Country-Songs sind ja häufig Poems, Kurzfilme. Sie erzählen einen Lebenslauf, eine Arbeitssituation, einen Trucktrip von Chicago nach San Diego oder die Geschichte einer gescheiterten Liebe. Und seit den Dixie Chicks ist wieder klar geworden, was Country eben auch sein kann: Widerstand, Aufstand, Klartext gegen die Administration von George W. Bush. Wer Country versteht, kann die Amerikaner besser lesen und verstehen. Für offene Europäer also fast schon ein „Must“.

Soweit Bendicht Luginbühl, der Programmleiter von DRS3, ein kluger Mann mit Weitblick und damit auch mit Erfolg. Es geht also anders in der Schweiz und vor allem  viel besser als in Deutschland – quod erat demonstrandum.