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Verrückt nach der Musik von Waylon Jennings
I´ve Always Been Crazy - A Tribute To Waylon Jennings
Doch stelle ich mir die Musik von Waylon Jennings so vor? fragt Hauke Strübing

Waylon Jennings war eine jener ausdrucksstarken Sänger-Persönlichkeiten, die die Country Music heute kaum noch kennt. Das Manko der Country Music liegt im allgemeinen darin, dass sich die Sänger und noch mehr die Sängerinnen seit Anfang der 90er Jahre kaum voneinander unterscheiden – von einer Crème abgesehen. Waylon Jennings zählte wie Hank Williams, Jim Reeves, Lefty Frizzell, Buck Owens, Merle Haggard, Dwight Yoakam, Randy Travis, John Anderson u.a. dazu. Was bei Hank Williams-Liedern noch am ehesten, bei Jim Reeves-Liedern ebenso, bei Lefty Frizzell-, Buck Owens- und Merle Haggard-Liedern indes schon viel weniger gelang und gelingt, das stellt heute fast jeden Interpreten vor die Schwierigkeit, ein Waylon Jennings-Lied zu singen: Die Original-Lieder von Waylon Jennings sitzen in zu tiefer Erinnerung, als dass man sich fürs erste für Cover-Versionen seiner Lieder interessieren könnte. Einmal wird der Sound nicht getroffen, das andere Mal sind die Cover zu eigenwillig und damit zu entfernt interpretiert. Und dann ist es natürlich die Stimme von Waylon Jennings, die kaum einen Vergleich zuläßt.

Nach langer, langer Wartezeit ist nun endlich am 19. August 2003 das ersehnte Album „I´ve Always Been Crazy – A Tribute To Waylon Jennings” bei RCA erschienen. Vorschußlorbeeren en masse hatte es schon erhalten, als die erste Interpretenliste bekannt wurde: John Mellencamp, Travis Tritt, Kenny Chesney, Kid Rock, Hank Williams Jr.und Brooks & Dunn. Dann auch Dwight Yoakam, Pinmonkey, Deana Carter, Sara Evans, Ben Harper, Alison Krauss, Andy Griggs, Stargunn, James Hetfield und Jessi Colter. Alle Namen klingen gut, jeder hat vielleicht mehr oder weniger (von Jessi Colter mal abgesehen) eine engere Beziehung oder doch einen Bezug zu Waylon Jennings gehabt. Die teilweise eigenwillige Interpretation der altbekannten Weisen ihres Vorbilds, der fehlende stimmliche Bezug, der fehlende Drawl und der fehlende baß-betonte Rhythmus der Originalmusik, der sich wie ein roter Faden durch sämtliche Waylon Jennings-Aufnahmen hindurchzieht, läßt mich dann doch eher zu Jennings-Original-CDs greifen. Der gewünschten Vorstellung zur Originalmusik am nächsten kommen in der 14er Tribute-Zusammenstellung noch Travis Tritt („Lonesome, On´ry And Mean“), Deana Carter & Sara Evans („Mammas Don´t Let Your Babies Grow Up To Be Cowboys“), Andy Griggs („This Time“) und Stargunn („I´ve Always Been Crazy”) mit ihren Tributes.

Wer Waylon Jennings Musik liebt, schätzt oder auch nur gern hört, der wird beim Hören dieser CD nicht unbedingt in Begeisterung ausbrechen. Den einsamen Höhepunkt liefert der Meister dann auch selber mit seinem – wie es im Begleittext heißt – letzten Lied „The Dream“, das er am 28. Februar 2000 in Franklin, TN, aufnahm und das noch einmal die ganze Größe dieses Sängers unter Beweis stellt. Es reiht sich ein in die Klasse der „Closing In On The Fire“- CD von 1998 und rührt zu Tränen. Waylon Jennings starb am 13. Februar 2002.

Ach ja, dann habe ich da noch eine - vielleicht wesentliche - Frage zu dieser CD: Wo ist eigentlich Willie Nelson???

Und ich hätte noch einen anderen Tipp: Vielleicht hätte man die Produktion dieses Werkes in die Hände eines Texaners in Texas legen sollen. Das mögen die Texaner vielleicht auch so sehen. Denn „passend“ zur Veröffentlichung war  jetzt  an anderer Stelle nachzulesen, dass am 19. und 20. September 2003 in der Saengerhalle in New Braunsfels, Texas, THE RED RIVER TRIBUTE zu Ehren von Waylon Jennings stattfindet. Mit dabei: Billy Joe Shaver, Ray Wylie Hubbard, Jessi Colter und Sohn Shooter Jennings u. v. a. Noch vor Weihnachten soll eine Live-Doppel-CD von diesem Konzert veröffentlicht werden. 

Are You Sure Hank Done It This Way - John Mellencamp / Lonesome, On'ry And Mean - Travis Tritt / Luckenbach, Texas (Back To The Basics Of Love) - Kenny Chesney/Kid Rock / Stop The World (And Let Me Off) - Dwight Yoakam / Storms Never Last - Jessi Colter / Only Daddy That'll Walk The Line - Hank Williams Jr. / Are You Ready For The Country – Pinmonkey /  Deana Carter & Sara Evans – Mammas Don´t Let Your Babies Grow Up To Be Cowboys / Waymore's Blues - Ben Harper / You Asked Me To - Alison Krauss / This Time - Andy Griggs / I've Always Been Crazy – Stargunn / I Ain't Living Long Like This - Brooks & Dunn / Don't You Think This Outlaw Bit's Done Got Out Of Hand - James Hetfield / The Dream - Waylon Jennings (bonus track)
I´ve Always Been Crazy – A Tribute To Waylon Jennings RCA 82876 54395