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Bits and Pieces
Geschichten und Geschichtchen rund um die Country Music

Vorwort
So habe ich diese neue Seite getauft, auf der ich ab heute (23. Oktober 2002) solche Geschichtchen - die sind es zumeist nur - erzähle, die keinen ganzen Artikel hergeben. Auch solche Dinge, die mir bei irgendeiner Gelegenheit kurz einfallen, und bevor sie wieder in Vergessenheit geraten, hier nun ihren Platz finden. Sie kennen das vielleicht. Da schreiben Sie irgendeine Zeile oder sprechen mit irgendjemand über irgendetwas, und dann kommt die Sprache auf diese Kleinigkeit, die im nächsten Augenblick schon wieder vergessen ist. Zu schade eigentlich, diese Gedanken im Papierkorb zu versenken. Und da ich weiß, daß es von diesen "Bits and Pieces" viele gibt, empfehle ich Ihnen, täglich hereinzuschauen auf "Bits and Pieces". Die neuesten Einträge stehen jeweils zu Beginn der folgenden Ausführungen. Und wenn Sie schneller zu den Themen kommen wollen, klicken Sie auf einen der Namen. Hauke Strübing
Faron Young    Garth Brooks     Jim Carter/Arizona Train     Billy Sherrill/Tammy Wynette     Marvin Rainwater     Porter Wagoner     Dwight Yoakam     Warren Smith     Don Williams     Johnny Cash/Man Comes Around     Cowboys & Indians

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(14. Mai 2003) Ein weiterer Beitrag aus einer meiner früheren Sendungen - fast auf den Tag ist er inzwischen 6 Jahre alt. Es drehte sich damals am 11. Mai 1997 um das aktuelle Thema "LeAnn Rimes und ihre neue CD UNCHAINED MELODY: THE EARLY YEARS”. Die Geschichte um diese CD lief ursprünglich so ab: Die Aufnahme Blue war 1996 der Überraschungshit von LeAnn Rimes (beste Position # 4 in BILLBOARD), das wissen wir inzwischen alle, und die lief so gut, dass sich die amerikanische Supermarkt-Kette TARGET für das Weihnachtsgeschäft 1996 eine CD-Single mit dem früheren Righteous Brothers-Hit Unchained Melody und der Weihnachtsaufnahme Put A Little Holiday In Your Heart  hatte pressen lassen und diese allerdings nur als Bonus-CD-Single mit dem Kauf ihrer 1. CD BLUE abgab.

Das entdeckte nun das Country-Radio drüben und spielte Unchained Melody so heftig, daß sich die Plattenfirma von LeAnn Rimes entschloß, eine CD mit dem Titel UNCHAINED MELODY: THE EARLY YEARS zu veröffentlichen. Und die raste dann auf Anhieb gleich in der 1. Woche nach Erscheinen auf Platz 1 der Pop- und auch der Country-Album-Hitparade. Dabei war diese CD eigentlich nur als Lückenfüller zu relativ niedrigem Preis vorgesehen, weil in den USA mittlerweile eine regelrechte LeAnn Rimes-Manie ausgebrochen war. Ja, und was tut man nun in solch einer Situation als gut funktionierendes Wirtschaftsunternehmen? Man verkloppt die CD zum Normalpreis. Blöd wär´ man ja, wenn man´s nicht täte.

LeAnn Rimes blickt (im Jahr 1997) auf das stolze Alter von 14 Jahren zurück. Sie hat inzwischen so viele Awards gewonnen, wie andere in ihrem langen Leben nicht, und selbst eine Biografie gibt es schon. Die Aufnahmen ihrer 2. CD hat sie übrigens mit einer Ausnahme mit sage und schreibe 11 Jahren eingesungen. Was eigentlich wünscht man sich mehr als junger Teenager?!

LeAnn Rimes - Blue       MCG/Curb 77821  (Juli 1996)
Blue - Hurt Me - One Way Way Ticket (Because I Can) - My Baby - Honestly - The Light In Your Eyes - Talk To Me - I´ll Get Even With You - Cattle Call (with Eddy Arnold) - Good Lookin´ Man - Fade To Blue  (BILLBOARD 28 Wochen auf Platz 1)

LeAnn Rimes - Unchained Melody/The Eraly Years      Curb 77856  (1. März 1997)
Cowboy´s Sweetheart - I Will Always Love You - Blue Moon Of Kentucky - River Of Love - The Rest Is History - Broken Wing - Yesterday - Sure Thing - Share My Love - Unchained Melody (BILLBOARD  10 Wochen auf Platz 1)

LeAnn Rimes: Blue / The Light In Your Eyes Curb 76959 (Vinyl)
LeAnn Rimes: Unchained Melody / Put A Little Holiday In Your Heart Curb 1308 (CD Single)

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(12. Dezember 2002) "World Famous Holiday Inn" oder "World Famous Paradise Inn"?
Es gibt da eine Besonderheit bei den vielen Veröffentlichungen von Buck Owens - speziell bei den Single- Veröffentlichungen. 1976 wechselte Buck Owens von Capitol Records zu Warner Bros. Records. Seine ersten Singles bei Warner hießen

>>> 8223 Hollywood Waltz / Rain On Your Parade (am 26. Mai 1976)
>>> 8255 California Oakie / Child Support (am 18. August 1976) und
>>> 8316 World Famous Holiday Inn / He Don't Deserve You Anymore (am 19. Januar 1977).

Das ist alles richtig - in einem Punkt allerdings nicht ganz richtig. Denn die  von Norro Wilson produzierte  A-Seite der Single Warner 8316 hieß zwar ursprünglich "World Famous Holiday Inn", die Single wurde dann aber nach der Veröffentlichung sofort zurückgezogen aus Gründen, die heute nachvollziehbar wären aber nicht belegt sind. Sie wurde ersetzt durch die Single "World Famous Paradise Inn / He Don´t Deserve You Anymore". Als "World Famous Paradise Inn" wurde sie dann auch in den Charts geführt. Sie tauchte allerdings nur sehr, sehr kurz auf und brachte es bis zum Platz 90 (von 100). Nur wer damals schnell handelte und die ursprüngliche Single sofort in den USA orderte oder wer zufällig Anfang 1977 in den USA weilte und in den Plattenläden kramen konnte, wie wir es taten, der hatte das Glück, sie zu erhalten.

Auf seiner 1977 veröffentlichten zweiten Warner Bros.-LP "Our Old Mansion" (BS 3087) befindet sich auch nur das "World Famous Paradise Inn" ( alle Titel der LP: Let The Good Times Roll, Cinderella, Our Old Mansion, He Don't Deserve You Anymore, Texas Tornado, Let Me Touch You, Feel Good Again, Different Kind Of Sad, How Come My Dog Don't Bark, World Famous Paradise Inn). In den Buck Owens-Diskographien - auch in der eigenen auf seiner Homepage - wird überall die "World Famous Holiday Inn"-Aufnahme aufgeführt. Der Witz ist nur: Gehört hat sie kaum jemand. Hören können Sie diese Aufnahme hier auch nicht - aber Sie können sich das Label dieser Rarität betrachten:

Buck Owens: World Famous Holiday Inn, die zurückgezogene Warner-Single

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(10. Dezember 2002) 64 Jahre alt geworden ist ein Country Music Veteran, der in den 50er und 60er Jahren mit seiner Musik triumphierte, dessen Popularität indes nicht bis in unsere Tage reichte. Faron Young starb am 10. Dezember 1996 in Nashville an den Verletzungen, die er sich selbst einen Tag zuvor durch einen Schuß in den Kopf beibrachte. Nachdem Faron Young sich ein Jahr zuvor aus dem Business zurückgezogen hatte, klagte er vor Freunden, daß er es nicht mehr ertrage, von jungen Leuten überholt zu werden, die heute mehr Geld verdienen als er es tat. Faron Young war mit 89 Liedern in den Charts vertreten, seine größten Erfolge lagen allerdings schon Jahrzehnte zurück: "Goin´ Steady" / "Alone With You" / "The Yellow Bandana" / "It´s Four In The Morning" und natürlich ein Lied, das Willie Nelson geschrieben hatte zu einer Zeit, als Willie Nelson praktisch noch niemand kannte: "Hello Walls" heißt es. Vor einer ganzen Reihe von Jahren hatte mir Martin Haerle aus Stuttgart einmal erzählt, der später in Nashville Fuß faßte, für das Label STARDAY tätig war und noch viel später die Plattenfirma CMH gründete, daß man Faron Young, bevor er HELLO WALLS aufnahm, quasi abgeschottet in einen Raum steckte, damit er die typische Willie Nelson-Phrasierung lernt, die ja damals noch so ganz neu war. Wie man es in dieser Aufnahme hören kann, hatte Faron Young seine Lektion gelernt! Denn HELLO WALLS singt auch Willie Nelson nicht typischer. Faron Young war Ende der 70er Jahre noch einmal auf Deutschland-Tournee, wo er u. a. in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe auftrat. Er war viele Jahre mit einer Deutschen verheiratet.

Faron Young, geboren am 25. Februar 1932 in Shreveport, Louisiana - gestorben am 10. Dezember 1996 in Nashville, Tennessee.

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(20.11.2002) Diesen kleinen Wortbeitrag habe ich - um genau zu sein - schon am 23. November 1997 für eine Ansage meiner damaligen Sendung Stars´n´Stripes geschrieben, in deren Verlauf (2 Stunden am Sonntagabend) ich nur 4 Country-Titel spielen durfte bzw. sollte, doch manchmal habe ich den einen oder anderen noch zusätzlich reingemogelt. Und schon damals - zu Glanzzeiten von Garth Brooks - gab es Schwierigkeiten mit der Country Music. Um genau zu sein: Mit der traditionelleren Spielart der Country Music:

In Amerika, so scheint´s, haben einige Country-Stationen die Nase voll von all dem, was ihnen das offizielle Nashville an Musik so anbietet: Country-Pop-Mischmasch, teils unanhörbarer Tonsalat und mehr nicht, meinen sie. Das Ende vom Lied: Mehr und mehr Radio Stationen lassen sich nicht mehr von Nashville sagen, was sie zu spielen haben. Sie ignorieren ganz einfach die Singles aus Nashville und suchen sich ihre Musik aus dem vorhandenen Repertoire selbst aus. Und zumeist greifen sie dann zu den traditionelleren Country-Aufnahmen. Letztes Beispiel: Die Aufnahme THE NOTE, gesungen von Daryle Singletary. Nashville hatte diesen Titel nämlich nicht eingeplant zumindest nicht als Singleaufnahme - und nun ist man in Music Row verwirrt darüber, daß einige etwas tun, was man dort so nicht haben möchte. Kein Einzelfall übrigens: Wenn Sie die Country-Hitparade durchschauen, dann tauchen immer mehr Titel auf, die von Radio-Stationen "eigenmächtig" gespielt werden und zwar von vorhandenen CDs: Sie sind in den Chart als Album Cuts näher bezeichnet.

"The Note" erschien dann etwas später doch noch auf einer Vinyl-Single (Giant 17268). Aber das Phänomen blieb bestehen: Immer wieder tauchen in den "Hot Country Singles & Tracks" von BILLBOARD Album-Cuts auf - in der Ausgabe vom 16. November 2002 insgesamt  35 Hit-Positionen von 60! Das ist zunächst einmal kein negatives Zeichen, könnte aber bedeuten, daß Nashville sich mehr und mehr dem Diktat des US-Country-Radios beugt. Während sich aber früher die Album-Cuts mehr auf den hinteren Rängen drängelten, stoßen sie derzeit sogar bis in die Spitzenposition vor. Am 16. November 2002 notiert BILLBOARD

Auffällig ist die Häufung von Cuts aus einem einzelnen Album, wenn Superstars sie veröffentlichen. Als Garth Brooks zum Beispiel Ende 1995 sein Album FRESH HORSES veröffentlichte, standen zeitweise 5 Aufnahmen dieser CD in der Single-Hitparade (It´s Midnight Cinderella / The Change / The Old Stuff / Rollin´ / That Old Wind), wobei die von Capitol Records gleichzeitig veröffentlichte Single (#19022) "The Beaches Of Cheyenne / Ireland" zunächst keinen Fuß in die Ränge bekam: Sie schleppte sich fünf Wochen auf den Rängen 65-67-69-72-57 herum, um dann im Verlauf der nächsten 10 Wochen auf Rang 1 zu "spurten" (16. März 1996).

Noch ein Wort zu dem Titel THE NOTE:  Das wunderschöne Lied von Buck Moore & Michele Ray ist eigentlich schon älteren Datums: Viermal wurde es schon aufgenommen - von Conway Twitty im Jahre 1984, von Tammy Wynette im Jahre 1989 und von Doug Supernaw 1995. Und wenn man sich die Daryle Singletary-Version von THE NOTE anhört, wenn man mal ganz genau hinhört:  Klingt da nicht ein bißchen Conway Twitty mit???

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Arizona Train, Metronome Single von 1962(8. 11. 2002) Im März 1963 schrieb ich in meiner "EUROPEAN HAYRIDE" (Nummer 4/Jahrgang 1): "Soweit wir auch zurückblicken, sind die beiden Aufnahmen aus der RCA LP 2529 "Porter Wagoner And Skeeter Davis Sing Duets" die ersten von Porter Wagoner bei einer deutschen Plattenfirma veröffentlichten Lieder: "Rock-A-Bye Boogie / Violet And A Rose".......Die Reihe der interessanten Neuerscheinungen möchten wir mit der METRONOME-Single 335 abschließen. Diese METRONOME-Platte dürfte eine Novelty in der deutschen Hillbilly-Geschichte sein! Denn die von JIM CARTER´s TEXAS RANGERS dargebotenen Titel "Steel Guitar Boogie / Arizona Train" sind die ersten in einem deutschen Studio produzierten COUNTRY SONGS mit originalem Country Background."

Hillbilly-Geschichte hieß das damals also noch vor nunmehr 40 Jahren. Aber interessant ist auch die Feststellung, daß diese beiden (übrigens Instrumental-) Titel die ersten in einem deutschen Danke schön, bitte schön, wiedersehen - Eddie Wilson-Single von 1961Studio produzierten Country Songs mit originalem Country Background waren. Die erste deutsch gesungene Country-Single war es indes nicht, denn da dürfte der ehemalige Ludwigsburger Eddie Wilson alias Armin Edgar Schaible die Krone halten. Seine TOP RANK International-Single  75 217 "Danke Schön - Bitte Schön - Wiedersehen / Ich bin froh" stammt aus dem Jahr 1961 und wurde in den USA bei Starday Records produziert. Der ehemalige AFN-Deejay Jim Carter (AFN Munich) darf also die erste in einem deutschen Studio aufgenommene Country-Single für sich in Anspruch nehmen. Was nicht bedeutete, daß nicht auch er als Amerikaner dem Western-Image huldigte. Das signalisieren der Name der Schallplatten-Band TEXAS RANGERS und der Titel "Arizona Train". Hinter dem "Arizona Train" verbirgt sich schlicht und einfach der "Orange Blossom Special", während seine Band normalerweise die "Bavarian Hayriders" waren.

Was aus dieser Single wurde? Ich weiß es nicht. Ein Hit auf jeden Fall nicht, denn sie tauchte nicht einmal in den deutschen Charts auf. Eddie Wilson konnte seine Single im Mai 1961 in der deutschen Hitparade platzieren: "Danke schön - bitte schön - wiedersehen" beste Position # 17 / "Ich bin froh" beste Position # 25.

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(06. 11. 2002) Kürzlich habe ich die Aufnahme "Apartment # 9" mit Tammy Wynette in einem Film als Background Music gehört, jene Aufnahme, die mit einer breiten Steel Guitar beginnt. Unverkennbar. Aus dem Billy Sherrill im Columbia-Studio in NASHVILLE, 1977Jahre 1966 stammt sie. Und da kam mir die Zeit Anfang der 70er Jahre wieder in den Sinn. Jene Jahre, als der Kampf der Meinungen auf heißer Flamme brodelte: Charlie Rich, John Denver und Olivia Newton-John hatten die Country-Szene betreten. Charlie Rich und seine Aufnahme "Behind Closed Doors" - meine Güte, da flogen die Fetzen. Billy Sherrill hatte diese wie auch viele andere Charlie Rich-Aufnahmen produziert, und es gab nicht wenige, die diesen Mann im Verdacht hatten, daß er der Country Music nicht gut tut, um es gelinde auszudrücken. Ich war damals so erbost, daß ich in meinen vier Wänden vor Zeugen schwor, nie, nie, nie, nie eine der Billy Sherrill-Aufnahmen zu kaufen! Darunter litt dann auch Das Columbia-Studio in NASHVILLE, 1977, die Owen Bradley BarnTammy Wynette. Und ich muß zugeben: Das klappte auch einige Jahre - bis zu jenem Tag in Nashville, Tennessee, als uns (das waren außer mir noch Monika, Manfred Vogel und Kurt Rokitta) die Gelegenheit geboten wurde, einen Blick in die "Scheune" zu werfen, in die CBS-Studios, die früher mal die "Owen Bradley Barn" war. In jene Studios, wo Country Music-Geschichte geschrieben wurde. Oder besser: gesungen wurde. Und wen glauben Sie wohl nun, sahen wir im Regieraum bei der Arbeit? Richtig. Es war Billy Sherrill, der gerade die Tanya Tucker-Aufnahme "You Are So Beautiful" nachbearbeitete ("You Are So Beautiful/Almost Persuaded", Columbia 10577). Es haute uns förmlich um. Und vergessen sind seither alle Schwüre von damals. Das Haus steckt inzwischen voller Tammy Wynette und Charlie Rich-Platten und mit dem, was Billy Sherrill sonst noch produzier hat. Und nicht zu vergessen: auch voller John Denver und Olivia-Newton John-Platten. Die Musik ist halt doch schön, man muß nur den nötigen Abstand dazu finden oder ein einschneidendes Erlebnis haben. Und da fällt mir noch etwas ein: Billy Sherrill verriet uns damals Anfang April 1977, daß der Eingangsmelodie irgendeiner Tammy Wynette-Aufnahme ein Walzerthema von Johann Strauss zu Grunde liegt. Und wissen Sie was, ich kriege das einfach nicht raus. Entweder hat der Sherrill das so schlau angefangen, oder Strauss hat zu viele Walzer geschrieben. Fotos: Hauke Strübing (oben: Billy Sherrill/unten: Blick in die "Scheune")

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(04.11.2002) Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, seitdem ich im Internet bin, ist das Herumblättern in den Auktionsseiten von ebay unten dem Stichwort "Country und Folk" - sowohl bei den CDs und eigentlich noch viel lieber bei den Schallplatten. Marvin Rainwater, Gonna Find Me A BluebirdGestern nun wurde eine Lanpspielplatte der Güteklasse 1a versteigert, für die auch ein stolzer Preis erzielt wurde. Ein Preis allerdings, der diese LP auch wert ist: Marvin Rainwater - Songs By Marvin Rainwater, MGM E 3534. "Platte sehr gut/Bestens erhalten! Rar!" hieß es in der Beschreibung - und das ist wirklich wahr. Diese Langspielplatte ist mit allem Respekt ein Kleinod der Country Music. Den Preis von 27,26 Euro hat sie schließlich erzielt gestern. Ganz schön stolz, dieser Preis. Aber sie ist es wert! Zu hören sind einige der Superklassiker, die uns damals vor den alten Mittelwellenempfängern ausflippen ließen: Der "Tennessee Houn´ Dog Yodel", "Get Off The Stool", " ´Cause I´m A Dreamer" und "Gonna Find Me A Bluebird" (Gonna find me a bluebird, let him sing me a song, cause my hearts been broken, much too long, gonna chase me a rainbow, thru a heaven of blue, cause I´m all through crying over you). AFN schlug damals zu, machte uns mit Marvin Rainwater bekannt, den Gary Harmon vom AFN Bremerhaven mit Vorliebe als Marvin Queekwater ankündigte, und uns armen Schülern blieb nichts anderes übrig, als sehnlichst zu hoffen, daß die Mono-Tonbandgeräte mal billiger werden. Mit der Bandgeschwindigkeit 4,75 m/sec war dann ja einiges an Taschengeld zu sparen, wenn man nur so´n Grundig- oder Telefunken-Spulentonbandgerät haben könnte. Irgendwann klappte das dann auch. Und keiner vermag sich heute noch vorzustellen, was das für uns damals bedeutete (Erzählen Sie Ihrem Enkel mit 8 mal heute, daß er für einen PC mit CD-Rom und Brenner noch zu jung wäre. Der lacht Sie ja glatt in die Ecke!). Und nun sind wir schon im Jahr 2002 - und was glauben Sie? Es gibt tatsächlich noch Leute, die Marvin Rainwater kennen. Und die Musik, die uns damals verrückt machte, die gibt es immer noch! Sogar auf einer nagelneuen Vinyl-Platte: Rockin´ Rollin´ Marvin Rainwater  (BFX 15079), und wer alles von Marvin Rainwater bevorzugt, auf  4 CDs:   Classic Recordings 4-CD-Box & 36-Page Book  (BEAR FAMILY BOXSET  BCD 15600).  

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(31.10.2002) Ich bereite im Augenblick einen großen Bericht mit noch größerer Diskographie über den Sänger vor, der am 6. November 2002 in die Country Music Hall Of Fame aufgenommen wird. Ich hatte mir vorgenommen, keinen bösen Seitenhieb zur Frage zu verteilen, warum ein Mann wie Porter Wagoner bislang übergangen wurde. Sicherlich, es gab ganz bestimmt wichtigere Menschen in der Country Music - wie zum Beispiel Brenda Lee - die den Einzug früher verdient haben. Aber wie gesagt: Ich will keinen bösen Seitenhieb verteilen! Ich möchte aber Manfred Vogel ein dickes Lob aussprechen, mit dem ich in den 70er Jahren lange Jahre zusammen an COUNTRY CORNER gearbeitet habe. Gemeinsam waren wir mit Eberhard Finke, Kurt Rokitta und Manfred Rauschenbach zuletzt die treibenden Kräfte bei COUNTRY CORNER. Und Manfred Vogel schrieb damals im Jahr 1975 einen Aufsatz über Porter Wagoner, der so bahnbrechend und heute noch gültig ist, daß ich ihn zu Ehren von Porter Wagoners Einzug in die Country Music Hall Of Fame auf meine Homepage setze. Wenn mich heute jemand fragt, welche Musik, welchen Künstler ich besonders schätze, dann ist die Liste der genannten Titel und erwähnten Künstler lang - aber Porter Wagoner steht ganz vorne: A Satisfied Mind / Eat Drink And Be Merry / A Good Time Was Had By All / I´ve Known You From Somewhere / Good Mornin´ Neighbor / I Thought I Heard You Call My Name / Heaven´s Just A Prayer Away / Haven´t You Heard / The Battle Of Little Big Horn / Your Kind Of People / Legend Of The Big Steeple / An Old Log Cabin For Sale / Your Old Love Letters / Misery Loves Company / I Cried Again / Cold Dark Waters. Jede dieser Aufnahmen verbindet sich mit irgendeiner Erinnerung. Das könnte eine der schönsten Zusammenstellungen werden - wenn es sie dann so gäbe. Und vergessen will ich nicht all die herrlichen Duettaufnahmen mit Dolly Parton - voran "Daddy Was An Old Time Preacher Man" und "Forty Miles From Poplar Bluff". An Poplar Bluff in Missouri bin ich dann eines Tages vorbeigefahren und habe die Auto-Lautsprecher überdreht - mit "Forty Miles From Poplar Bluff". Was man nicht schon alles getrieben hat!

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(30.10.2002) Dwight Yoakam: Es gibt wohl kaum einen Namen, den man falscher schreiben kann. Und es gibt wohl kaum einen anderen Sänger, der derzeit mehr unterbewertet wird. Allerdings macht er es uns nicht gerade leicht, ihn in irgendeine Richtung zu drücken. Auf jeden Fall hat er einige Lieder gesungen, die nicht in Vergessenheit geraten: "Turn It On, Turn It Up, Turn Me Loose" zum Beispiel. Oder "Buenas Noches From A Lonely Room". "Er singt alte Schule, dennoch ist seine Musik voller Gegensätze", schrieb ich mal vor Jahren. Er wird, auch wenn es heute noch keiner glauben mag, einmal in die Country Music Geschichte eingehen - aus zwei Gründen: Als Randy Travis 1986 erstmals auftauchte, war Dwight Yoakam sein Zeitgenosse. Beider Musik kam damals gleichzeitig bei uns an, und wir sogen sie in uns auf. Seither gilt das Jahr 1986 als Zäsur in der Country Music, denn damals begann eine neue Ära, die Ära der new traditional country music. Randy Travis ist bei weitem nicht vergessen, aber er hat sich mittlerweile auf speziellere Themen besonnen. Nicht so Dwight Yoakam, der immer noch gut ist für eine CD-Überraschung. Und dann brachte Dwight Yoakam Ende der 80er Jahre ein anderes Kunststück fertig: Er holte einen Mann wieder ins Bewußtsein und in die Realität zurück, der sich eigentlich schon zurückgelehnt hatte im Schaukelstuhl seines Imperiums, den Nashville nie liebte: Buck Owens begann mit seinem 1988er Album "Hot Dog" (Capitol 91132) nochmals eine kurze Plattenkarriere, die dann nach der CD "Act Naturally" (Capitol 92893) und nach der CD "Kickin´ In" (Curb/Capitol  95340) endgültig endete. Von Dwight Yoakam erscheint nun am 12. November 2002 die 4-CD-Box  "Dwight Yoakam - Reprise Please Baby, The Warner Brother Years" (Reprise 76100).

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(29. 10. 2002) "Bits And Pieces" dieser Titel ist mir deshalb eingefallen, weil er irgendetwas mit der Country Music zu tun hat: "Bits And Pieces" ist der Untertitel eines klassischen Country Songs, mit dem uns AFN damals aus den Federn jagte. Federn jagte? Ja, richtig, denn Country Music hörte man damals um 6.05 Uhr morgens. Und damals, das war auch im Jahr 1961. Und wer sang das Lied "Odds And Ends (Bits And Pieces)"? Jawohl, es war Warren Smith. Mit viel Steel (Ralph Mooney) und noch mehr Fiddle (Bobby Bruce und Harold Hensley), so richtig nach unserem Geschmack. Dabei war Warren Smith alles andere als ein echter Hillbilly. Er kam aus der Rockabilly-Bewegung (Rock And Roll Ruby), machte dieses umwerfende Liberty-Album 1961 mit einer Reihe von Klassikern (I Don´t Believe I´ll Fall In Love Today/After The Boy Gets The Girl/Foolin´ Around/Pick Me Up On Your Way Down/Kissing My Pillow u. a. und natürlich Odds And Ends (Bits And Pieces). Und als Ende der 70er Jahre in Europa ein Rockabilly-Revival einsetzte, erinnerte man sich auch an Warren Smith. Er tourte 1977 und 1978 in Europa, eine dritte Tournee war für April 1980 geplant. Indes, das Schicksal schlug zu: Warren Smith starb am 31. Januar 1980. Er wurde nur 47 Jahre alt. Und was die Frühmorgens-Sendung des AFN damals betrifft: Lieber Country am frühen Morgen als heute kaum noch Country im Radio! Und dann noch dies: Alle erwähnten Aufnahmen und einige mehr sind noch erhältlich auf der BEAR FAMILY Records-CD "Warren Smith - Call Of The Wild" (BCD 15495).

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(27.10.2002) In diesen Tagen habe ich in der Rubrik "Country aktuell" einige Berichte über Don Williams eingestellt. Der neueste Beitrag ist die "Don Williams Diskographie (3) - Die 90er Jahre". Zu seinen in DDon Williams, Time On My Hands, das Cover der langen Versioneutschland erschienenen Aufnahmen hier eine kleine Geschichte, die damals fast untergegangen ist. ARIOLA und speziell Harald Steinhauer haben sehr viel für Don Williams Erfolg bei uns beigetragen - und auch einige gute Ideen gehabt. Eine war die, den Country Star für einen ganz bestimmten Anlaß in ein Studio in Nashville zu schicken. Der Anlaß hieß: "Time On My Hands", die Aufnahme, die bei uns auf der Single ABC Records 11 936 AT mit der Aufnahme "Falling In Love" gekoppelt wurde. Das war 1977. Die Fassung von "Time On My Hands" auf dieser Single ist nämlich nicht die Fassung, die sonstwo auf dieser Welt auf Single, EP oder LP erschien. Es ist eine spezielle Version ausschließlich für den deutschen Markt, eine Version, die sich in der Länge der Spieldauer vom Original unterscheidet: Das Original = 2:31 Minuten, diese spezielle Version 2:58 Minuten.

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(25.10.2002) Seit ich im Internet bin, bin ich noch informierter als vorher. Besonders e-Bay macht mich klüger. Als ich mir die "American III: Solitary Man" von Johnny Cash vor zwei Jahren direkt drüben einkaufte an dem Dienstag, als sie erschien, meinte ich perfekt ausgestattet zu sein. Jetzt muß ich erfahren, daß es die CD sogar als Vinyl gibt. Da war aber damals nicht die Rede von, ihr Hersteller! Und in die Läden habt ihr sie auch nicht gestellt! E-Bay macht also klug. So klug, daß mich die neue CD von Cash "Man Comes Around" auf beiden Füßen erwischte. Das heißt, die CD nicht, denn die gibt es erst am 5. November - also in gut zwei Wochen: Die Vinyl-Pressung ist es, denn die gibt es diesmal auch wieder und erstaunlicherweise schon früher als die CD. In der großen Welt spricht auch diesmal wieder keiner über dieses Doppel-Album - aber bei e-Bay, da wird es angeboten wie warme Semmeln. Stolze Preise werden erzielt. Die das zahlen, haben ja auch vollkommen Recht: Johnny Cash ist nicht mehr der Jüngste, seine Gesundheit nicht die beste, aktuelle Langspielplatten per se schon etwas Besonderes, und so ist jedes "Sanges"-Zeichen von Cash natürlich hoch willkommen - auf Vinyl ohnehin. Zwei Fragen beschäftigen mich in diesem Zusammenhang allerdings unablässig: Woher haben diese Herrschaften, die die Doppel-Lps zur Freude der Sammler in die Auktionslisten stellen, ihre Weisheit und dann natürlich auch die guten Stücke? Und warum erfährt ein hundsgewöhnlicher Country-Fan, wie ich einer bin, nichts über die Existenz solcher Goldstücke? Komisch, nicht? Pst! Ich habe mir so´n Ding heute auch ersteigert.

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(22.10.2002) Auf die Idee von "Bits and Pieces" hat mich gestern (21.10.2002) ein Telefonat mit einem früheren Hörer meiner Sendung bei Radio Regional in Heilbronn (so hieß der Sender früher mal) gebracht, der nun partout der Meinung war, daß ich ihm als einziger noch (das schmeckte mir gut) zu einer Aufnahme der Cowboys & Indians verhelfen könnte. Recht hatte der Manfred aus Ludwigsburg, denn die Aufnahme "Say Pardner" habe ich! Nicht das Original auf der ABC- Paramount Single 45-9941 (veröffentlicht am 21. 7. 1958) Cowboys & Indians, Say Pardner auf der LP Country Meets Rock´n´Rollmit der Rückseite "How", aber auf einer Langspielplatte. Und diese LP ist nun wiederum genau das, was hier auf diese Seite paßt. Die Aufnahme und die spätere LP haben nämlich eine Geschichte. Und die geht so: AFN spielte "Say Pardner" Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre immer wieder: Eigentlich ist das gar keine Aufnahme im üblichen Sinn. Da pfeift einer, ein anderer fragt nach dem Weg nach Texas, der nächste antwortet, daß er es nicht wüßte, eine andere weiß es auch nicht besser, zwischendrin immer wieder Pfeifen und Pferdegetrappel und dann der zuletzt Befragte. Er weiß es: Eine Meile nach vorne, zwei nach hinten, dann rechts rum. Oder geht´s nach links? Und dann die verblüffende Antwort: Es gibt gar keinen Weg nach Texas von hier! Bums die Geige. Show me the way home. Aus ist das Lied. Verblüffend einfach. Aber so ist das nun mal. Man hört so etwas. Es gräbt sich ein. Und irgendwann in den 70er Jahren fragte mich jemand, der bei einer Plattenfirma arbeitete, nach Aufnahmen, die man auf eine Country-LP bringen könnte. Auf diese Chance hatte ich ja nur gewartet: "Say Pardner", sagte ich ihm. Und was für ein Wunder. Dieser Teufelskerl hatte die eingangs erwähnte Single!! Da es keine Originalbänder von diesem Novelty-Song mehr gab, wurde kurzerhand die auch schon angekratzte Single-Aufnahme übernommen für die LP "Country Meets Rock´n´Roll - 16 Super Rare Tracks From The Fifties" ABC Mono 28082 ET (ARIOLA). Und da ist sie nun verewigt. Ich könnte mir vorstellen, daß die LP noch  in irgendwelchen Archiven von Sammlern vor sich hindämmert. Wenn jemand "Country Meets Rock´n´Roll" findet, kennen Sie jetzt auch die Geschichte von "Say Pardner".
 

Und da fällt mir noch etwas ein: Letzthin gab es in der MDR-Sendung "Music City USA", diese viel erwähnte und einzige Country-Sendung im Fernsehen, ein Video mit Brad Paisley. "Sharp Dressed Man" heißt das Video, das Teil einer Hommage auf die Southern Rocker ZZ TOP ist. Ich hatte mich den ganzen Abend darauf gefreut, den Brad Paisley zu sehen, den ich kurz zuvor in LA auf der Bühne sah: Als einen der letzten Vertreter der Garde mit dem Zusatz Country Sänger. Ich gebe zu, daß ich die CD mit den ZZ TOP-Titeln bislang gar nicht beachtet hatte. Also Schwamm drüber. Aber ich weiß nicht, ob unsere Country-Freaks genau hingeschaut haben auf den Ablauf des Videos und beobachteten, wer neben Brad Paisley und ZZ TOP noch vor der Kamera herumturnte. Mal sehen, wo die Kenner sind. Eine kleine Hilfe: Dieser Mann hatte eine rote Jacke an, eine ganz besondere rote Jacke, eine Jacke - ganz kurz geschnitten, die sozusagen sein Erkennungszeichen ist. Keiner trägt solch kurzes Jäckchen (vielleicht noch Littly Jimmy Dickens), und rote schon mal gar nicht. Na, erraten? Wenn ich mir überlege, daß Brad Paisley eine persönliche Grundhaltung zur Country Music hat, dann verwundert es auch nicht, daß Bill Anderson der Mann ist, von dem ich gerade spreche. Bill Anderson schrieb das Lied "Too Country", er sang "Too Country" auch zuerst auf seiner CD "A Lot Of Things Different", im Jahr 2000 auf TWI-100 erschienen, und dann hatte Brad Paisley mit seiner Fassung von "Too Country" zwar keinen Riesenerfolg aber der Album-Cut aus "Part II" weckte die Neugier vieler, denn mit von der Partie sind George Jones, Buck Owens und Bill Anderson. Das spricht doch Bände!