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Vorbemerkung:
Die schöne, die angenehme Arbeit an dieser Homepage, die immer wieder mit Überraschungen der schönsten Art verbunden ist: Es vergeht keine lange Zeit, ohne daß sich ein Besucher bei mir meldet und schreibt: Kann es sein, daß ich Sie/Dich aus früheren Zeiten kenne? Da gab es doch mal einen Hauke Strübing, der die EUROPEAN HAYRIDE geschrieben hatte. Das war schon weit zurück in den 60er Jahren. Und COUNTRY CORNER in den 70er Jahren hat er auch gemacht. Sind Sie das vielleicht? Yes, Siree, das ist er! Und dann beginnt der Austausch von Erinnerungen. Und ich finde es so fesselnd, wenn dann jemand von sich aus seine Erlebnisse wiedergibt, vielleicht ein Erlebnis ganz besonderer Art, das ihn seither unzertrennlich an die Country Music bindet. Hier in der Rubrik "Memories/Erinnerungen" soll nun jeder Besucher dieser Seite die Möglichkeit haben, über ein außergewöhnliches Erlebnis zu berichten, das er in Bezug auf die Country Music hatte. Es spielt dabei keine Rolle, welcher Art das Erlebnis war und wie lange es auch zurückliegen mag. Den Anfang macht Armin Hennemann mit einem Beitrag über einen Besuch in Nashville im Jahre 1968, über einen denkwürdigen Besuch bei Hank Snow und über die warme Art der Amerikaner, wie sie mit ihren Besuchern umgehen. Hauke Strübing
 

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Hank Snow lud mich ein - es war wie im
Hillbilly Heaven
Armin Hennemann berichtet von seinen Erlebnissen am 9. und 10. März 1968 in Nashville

Im Herbst 1966 war Hank Snow auf Tour bei den US-Truppen in Deutschland und dabei u.a. auch in Würzburg. Es gelang mir, durch gutes Überreden aufs Gelände zu kommen und hinter der Bühne des Offiziersklubs Hank Snow, Armin Hennemann, 1968 in Nashvilleerstmalig und mit grossem Herzklopfen mit Hank Snow zu sprechen. Im Jahre 1968 reiste ich mit meinem damaligen Chef und Firmeninhaber in die USA. Ich war damals sein Exportleiter und hatte das Glück, dort gute Geschäftsverbindungen zu schaffen. Aufgrund dieser Dinge schenkte mir mein Chef anlässlich dieser Reise einen "Umweg über Jamaica" auf seine Kosten. Daraufhin bat ich ihn, ob ich anstelle dieser Reise übers Wochenende nach Nashville fliegen könne. Sofort stimmte er zu (es war für ihn als soliden Schwaben ja auch viel billiger). So kam ich dann nach Nashville und wohnte im damaligen Andrew Jackson Hotel. Aber - die Samstagvorstellung in der Grand Ole Opry im Ryman Auditorium war ausverkauft! Ich schilderte mein Pech dem Hotel-Manager. Dieser sorgte dafür, dass ich einen sehr schönen vorderen Tribünen-Platz bekam. Ich war nun dort, wo ich es Jahre vorher nie für möglich gehalten hätte: "Hillbilly Heaven"! Seit meinem 14. Lebensjahr war ich ein grosser Liebhaber der C & W Music, und jetzt war ich in Nashville!

An diesem Abend traten viele der ganz grossen Stars auf. In der Pause ging ich nach unten, um hinter die Bühne zu kommen. Grand Ole Opry-Ticket vom 9. März 1968Der Stage-Manager wollte mich jedoch nicht hineinlassen. Ich bat ihn, Hank Snow zu informieren, dass er mir den Eintritt ermöglichte - und dies geschah. Hank Snow begrüsste mich herzlich und stellte mich dem damaligen Chef der Opry, Ott Devine, vor. Der sagte: "Da machen wir `was draus". Als die Pause zu Ende war, ging Hank Snow mit mir auf die Bühne. Der Ansager wurde instruiert und ich wurde dann angekündigt als ein leidenschaftlicher Country Fan aus Deutschland, "der extra aus Deutschland eingeflogen war, um einer Vorstellung der Grand Ole Opry beizuwohnen". Ich wurde gefragt, warum ich die Country Music liebe, darauf antwortete ich :" Weil es die beste Musik auf Erden ist".

 Hank Snow 1968 in Nashville

Das volle Haus applaudierte heftig, und ich war ein überaus glücklicher Mensch, der es immer noch nicht richtig fassen konnte, was ablief. Ich konnte auch auf Vorstellung durch Hank Snow hinter der Bühne mit Ernest Tubb und Tex Ritter einige Worte wechseln, und Ott Devine gab mir dann noch einen Packen LPs mit Original-Aufnahmen in der Grand Ole Opry - alles für mich eine gewaltige Sache!  Hank Snow verabredete sich mit mir dahingehend, dass er mich am folgenden Tage um 13 Uhr im Hotel abholen würde, um mich zu sich nach Hause zu nehmen. Als ich Grand Ole Opry-Lpin der Opry an meinen Platz zurückkam, wurde ich von den Besuchern auf den umliegenden Plätzen mit unglaublicher Herzlichkeit empfangen, und es gab einige Leute, die sogar von mir ein Autogramm (!) wollten.

So war das damals, und es ist in der heutigen Zeit undenkbar, dass ein kleiner und unbedeutender Besucher eine solche Aufmerksamkeit geniessen würde. Hank gab mir noch die Empfehlung, um 11 Uhr sonntags eine christliche Sendung anzusehen, in der er live mit seinem Sohn - preacherman - im dortigen Kanal Country Gospel Lieder sang. Das sah ich dann auch. Den Nachmittag des 10. März 1968 verbrachte ich mit Hank Snow und seiner Frau auf seiner Rainbow Ranch in Madison bei vielen Gesprächen über alles in der Country Music und mit Kaffee und Kuchen. Er spielte mir dann noch mein damaliges Lieblingslied von ihm vor: "The Girl Who Invented Kisses". Dann brachte er mich zum Hotel, und von dort aus ging es zum Flughafen zurück nach New York. Ich war wie besoffen! Hank Snow schickte mir dann noch alle LPs von ihm, die ich nicht besass.

Die Jahre sind vergangen. Mein Beruf führte mich viel ins Ausland. In Nashville bin ich nie wieder gewesen, und ich möchte das heutige Nashville mit seinen jetzigen Interpreten und Erscheinungen nicht erleben. Anders ist es noch in Louisiana: dort findet man im Delta an manchen Orten die Cajun and Zydeco Music in unveränderter Form vor, so dass ich dort fast heimisch wurde.

Grand Ole Opry-Programm vom 9. März 1968
Bilder und Vorlagen: Armin Hennemann