Ende der 50er Jahre und Anfang der 60er Jahre erschienen viele Lieder mit historischem Background, die in jenen Tagen eine bedeutende Rolle in der Country Music spielten. Damals putzte Jimmy Driftwood u. a. den alten Traditional "The 8th Of January" auf und betitelte ihn mit "The Battle Of New Orleans".
Der Songwriter und Sänger Jimmy Driftwood, der einen Teil
seines Lebens als Lehrer in Snowball, Arkansas, wirkte, brachte seinen Schülern
amerikanische Geschichte gelegentlich auch schon mal ganz praktisch bei, indem
er ihnen bestimmte Ereignisse anhand von Songs vortrug. Das Lied "The Battle Of
New Orleans" schrieb er zum Beispiel, um seinen Schülern den Krieg von 1812 näher
zu erläutern. Das Lied erzählt, wie Andrew Jackson die Armee des britischen
Commanders Pakenham besiegte. Die Schlacht, es war die letzte dieses Krieges,
fand am 8. Januar 1815 statt. Der Krieg war offiziell zwar schon beendet, beide
Seiten hatten indes von dem am 24. Dezember 1814 in Gent, Belgien, geschlossenen
Frieden noch nichts erfahren. General Andrew Jackson zu Ehren erfanden dessen
Soldaten ein Lied mit dem Titel "Jackson´ s Victory", woraus dann der
Traditional "The Eighth Of January" entstand.
Bekannt wurde "The Battle Of New Orleans" durch den Sänger Johnny Horton. Der am
30. April 1929 in Tyler, Texas, geborene Johnny Horton ging Ende der 40er Jahre
nach Kalifornien und Alaska, wo er u. a. in der Fischerei-Industrie jobbte. Dies
brachte ihm den Beinamen "The Singing Fisherman" ein. 1950 begann er seine
Karriere in Shreveport, Louisiana, an der damals berühmten Louisiana Hayride
[vergleichbar mit der Grand Ole Opry in Nashville]. Vom 11. Januar 1956 bis zum
9. August 1960 sang er um die 80 Aufnahmen ein, die aber zum Teil nicht verwendet oder
veröffentlicht wurden. Am 27. Januar 1959 entstand "The Battle Of New Orleans",
die dann am 6. April 1959 als Single veröffentlicht wurde [mit der B-Seite
"All For The Love Of A Girl"] und weltweit Furore machte. - Die Briten kommen in der
"Battle"-Aufnahme bekanntlich nicht gut weg. Das Lied, das auf Anhieb ein
Riesenerfolg war, wurde indes in Canada und vor allem in England nicht im Radio
gespielt. Der Grund: Die Textpassage "And we caught the bloody British" war
zuviel des Guten nach einer erlittenen Niederlage - vor 150 Jahren. Die Kanadier
nahmen es dann aber nicht ganz so ernst und ließen prompt ein Antwortlied vom Stapel,
das die Niederlage der Amerikaner heroisierte. [Mike Darrow: The Battle
Of Queenston Heights]. Auch die Engländer waren anfangs nicht konsequent
genug, wurde die "bloody"-Version doch zumindest auf der Erstauflage des
britischen Original-Albums
"Spectacular Johnny Horton" veröffentlicht. Auf späteren Pressungen fehlte "The
Battle Of New Orleans" und wurde durch ein anderes Lied ersetzt. Um aber
auch den Erfolg der Single in England sicherzustellen, mußte Johnny Horton am
13. Mai 1959 nochmals ins Studio.. An diesem Tag sang er eine zweite Version für
den britischen Markt der "Battle" ein, die "special version" . Wir damals
doch noch recht ahnungslosen Country-Anhänger erfuhren von all dem erst viel,
viel später. Ein Brieffreund in Grimsby, Great Britain, schenkte mir Anfang der
60er Jahre eine EP mit dieser inzwischen berühmt gewordenen "special version"
der "Battle Of New Orleans", die ich dann auch immer wieder in meinen Sendungen
eingesetzt habe. Doch zurück ins Jahr 1959: Noch bevor Johnny Hortons neue
Version der "Battle" greifen konnte, nutzte der Brite Lonnie Donegan den
Heimvorteil: Seine englische Version mit der Textzeile "And we caught the
bloomin´ British" wurde schnell ein nationaler Erfolg, während Johnny
Hortons neue Version nur auf dem 16. Rang landete. In den USA machte
indessen die Originalversion das große Rennen. Johnny Horton hatte im
Sommer 1959 seinen Riesenhit mit der "Battle Of New Orleans": 10 Wochen
die Nummer 1 in den Country Charts und 6 Wochen eine Nummer 1 in den Pop Charts.
Dieser Erfolg löste dann eine Lawine von anderen Saga-Songs aus. Die
bekanntesten: Hawkshaw Hawkins besang die "Soldier´s Joy", Carl Smith
sang von den "Ten Thousand Drums", von Lefty Frizzell kennen wir die "Ballad
Of The Blue And Grey". "The Battle Of New Orleans" war die
Wiedergeburt einer Gattung von Liedern, die schon in den 20er und 30er Jahren
Bestandteil der Country Music war: Die historischen Balladen oder kurz die
"Saga-Songs".
Jimmy Driftwood erzählte mir noch kurz vor seinem Tod im Jahr 1998 in Mountain
View, Arkansas, daß ihn die Queen anläßlich eines Besuchs in England trotz allem
in Gnaden empfangen habe.
Hier einige bekanntere Versionen des
Liedes:
Johnny Horton - The Battle Of New Orleans (Master)
Johnny Horton - The Battle Of New Orleans (british version)
Lonnie Donegan - Battle Of New Orleans
Nitty Gritty Dirt Band - The Battle Of New Orleans
Homer & Jethro-The Battle Of Kookamonga (Jux-Version)
Buck Owens - The Battle Of New Orleans
Hoyt Axton - The Battle Of New Orleans
Jimmy Driftwood - The Battle Of New Orleans
Und einige hörenswerte Saga-Songs (u.a.):
Jimmy Driftwood - The Battle Of San Juan Hill
Carl Smith - Ten Thousand Drums
Lefty Frizzell - Ballad Of The Blue And Grey
M. M. Murphey & Johnny Cash - Tennessee Stud
Hawkshaw Hawkins - Soldier´ s Joy
Jimmy Dean - P. T. 109
The Rarely Herd - The Union Mare And The Confederate Grey
Porter Wagoner - The Battle Of The Little Big Horn
Waylon Jennings-The Union Mare & The Confederate Grey
Johnny Horton - Sink The Bismarck
The Country Gentlemen - The Legend Of The Rebel Soldier
Lefty Frizzell - Long Black Veil
Marty Robbins - The Hanging Tree
Waylon Jennings/John Dillon/Steve Cash - Bring Up The 12 Pounders/They Laid
Waste To Our Land
Johnny Horton - Jim Bridger
Johnny Horton - Johnny Freedom
The Country Gentlemen - New Freedom Bell
Zu den Bildern: Jimmy Driftwood in jüngeren Jahren (oben rechts); das Cover der COLUMBIA-LP "The Spectacular Johnny Horton" (CS 8167), das Cover-Foto der LP wurde in Farmington, New Mexico, geschossen; das hps-Foto von Cleda und Jimmy Driftwood entstand im Backstage-Bereich seiner "Scheune" in Mountain View, Arkansas, einige Jahre vor seinem Tod.
Hauke Strübing, 2002
Lesen Sie auch: Erinnerungen an Jimmy Driftwood
Ein Bildbeitrag von Hauke Strübing anläßlich seines 5. Todestages
am 12. Juli 2003