Die Westküste meldet sich                                                            

Bei allen Zentralisationsbemühungen Nashville's mochte fast ein kleiner Affront sein, was sich 1963 in Bakersfield, California regte: Die Westküste meldete sich wieder einmal. Diesmal nicht mit WESTERN SONGS sondern mit der Musik eines Mannes namens Buck Owens (wenig später gesellte sich noch Merle Haggard dazu). Affront oder nicht, Reaktion auf Nashville oder nicht - auf jeden Fall traf er die Country-Anhänger mitten ins Herz, als er einen schon verlorengeglaubten Musikstil wieder aufleben ließ so ganz nach Manier alter Hillbillianer vordergründig mit Steel Guitar und Fiddle instrumentiert. Der Erfolg gab Buck Owens Recht: Nach der Aufnahme "Act Naturally" (1963) landeten alle nachfolgenden Singles auf Platz 1 der Country-Hitparaden. Immerhin 14 Stück!

Eine neue Generation wächst heran

Inzwischen machte sich nach dem Allerlei aus Tante Emmas Country-Laden auch in Nashville Ende der 60er Jahre eine neue Generation bemerkbar, "die mit dem ungetrübten Blick der Jugend (den) Verlust ihrer Eltern erkennt und nun versucht, der Country-Musik wieder mehr Substanz zu geben" (Walter Fuchs). Und dazu zählten auch die, die mit ihrer Musik immer schon eine Dekade voraus waren, um sich eher unverständlich als verständlich zu machen. Nehmen Sie Willie Nelson. Nach der Folk-Welle etablierte sich die Richtung Country-Folk, zu der damals auch Waylon Jennings, John Hartford, Gordon Lightfoot zählten. Die einst unverstandene Jugend wurde jetzt aufmüpfig und brachte sozialkritische und allgemeingültige Gedanken in die Songtexte ein. Zeilen, die zum Nachdenken zwangen und die Country Music wieder so einordneten, wie sie ursprünglich verstanden sein wollte: Der Hörer sollte den Melodienreichtum genießen und den Inhalt der Lieder verstehen. Und man besann sich auch auf ihre Ursprünge, auf die Wurzeln ihrer Herkunft.