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Election Day in den USA
Warum finden Wahlen in den USA immer am Dienstag statt?
Eine Blick zurück in die amerikanische Geschichte. Von Hauke Strübing

Am 2. November 2004 wählten die Amerikaner u.a. ihren Präsidenten. Unter dem Stichwort "Wahltag in den USA" habe ich vor längerem mal eine interessante Notiz gelesen, die ich Ihnen keinesfalls vorenthalten will. Doch zunächst einmal eine Frage: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, daß Wahlen in den USA immer an einem Dienstag stattfinden? Und immer auch im November eines Jahres? Warum finden die Wahlen in den USA immer ausgerechnet an einem Dienstag statt und nicht sonntags wie bei uns? Gute Fragen, nicht?

Die Geschichte verhält sich so: Der Election Day hat in den USA eine lange, lange Tradition. Bereits im Jahre 1845 hatte der US-Kongreß den Dienstag für die Wahl der Wahlmänner von Präsident und Vizepräsident und für die Wahlen von Gouverneuren, Senatoren, Kongreßabgeordneten usw. festgelegt. Der Grund ist heute zwar nicht mehr aktuell - aber er leuchtet dennoch ein: In dem Agrarland Amerika, so befanden die Abgeordneten damals, sollte der Wahltermin so liegen, daß die Ernte schon eingefahren ist - also im Spätherbst. Den Sonntag schlossen sie damals als Wahltag deswegen aus, weil dies der Tag des Herrn ist. Der Donnerstag kam als Wahltag überhaupt nicht in Frage, weil an diesem Tag die Briten wählten. Und die waren damals - anders als heute - recht unbeliebt in der noch jungen Neuen Welt. Der Freitag war als Wahltag auch ungünstig, weil man sich auf den Markt am Samstag vorzubereiten hatte. Es blieben somit nur drei Tage übrig: Der Montag, der Dienstag und der Mittwoch.

Die Entfernungen in den USA sind ja bekanntermaßen riesengroß (der Bundesstaat Montana ist 5mal so groß wie Deutschland), Entfernungen, die heute zwar dank der guten Infrastruktur und Motorisierung zu bewältigen sind, aber vor 1 1/2 Jahrhunderten waren die Ausmaße des Landes eine große Herausforderung für die Bewohner. Und da sich die Wahllokale nur in den Bezirkshauptstädten befanden, brauchte man einen Anreise- und einen Abreisetag. Der Montag galt dann als Anreisetag in das Wahllokal, als Wahltag  blieb nur noch ein Wochentag übrig - und das war der Dienstag! Am Mittwoch fuhr man schließlich wieder nach Hause.

Der Kongreß regelte damals vor knapp 160 Jahren, daß der Wahltag, der Election Day, auf den Dienstag nach dem ersten Montag im November zu fallen habe. Und das gilt auch heute noch.

Am Dienstag, 2. November 2004, sind also wieder Wahlen in den USA. Die Wahlbeteiligung, das liest man immer wieder, ist in der Regel relativ niedrig und das hat möglicherweise einen Grund darin, daß in den USA nur derjenige wählen darf, der sich vorab hat registrieren lassen. Und das wiederum bedeutet, daß man wegen einer Wahl zwei Gänge zu erledigen hat: Den Gang zur Registrierung und den eigentlichen Gang zur Urne. Die Registrierung ist übrigens deswegen erforderlich, weil es in den USA kein Melderecht gibt.

Doch noch viel weniger bekannt ist hier bei uns, daß diese Wahlen nicht nur die Wahlen zum Senat, zum Repräsentantenhaus oder die Präsidentenwahlen sind. Gewählt werden auch Gouverneure, an allen Ecken und Enden neue Gemeinderatsmitglieder, Bürgermeister, Richter in Städten und Landkreisen, ebenso auch Statsanwälte und vielerorts Leiter von Schulen und die Sheriffs. Schon Monate vorher werden Straßenmasten und Vorgärten in den bewohnten Gebieten vollgepflastert mit Wahlplakaten, und in den Zeitungen und noch viel mehr im örtlichen Fernsehen bewerfen sich die Kontrahenten auch schon mal alles andere als mit Frömmigkeiten und sonstigen Nettigkeiten. Da geht es wahrlich nicht zimperlich zu - gemessen an unserem Standard.

Und noch viel weniger bekannt ist bei uns, daß am Wahltag immer wieder auch Volksabstimmungen in den Bundestaaten stattfinden, die mit ähnlicher Härte, Giftigkeit, Vorwurf der Lügen und natürlich mit furchtbar viel Geld geführt werden. Ein Beispiel: Die Kalifornier stimmten vor einigen Jahren in der Proposition 5 darüber ab, ob Indianerstämme auch außerhalb ihrer Reservate Spielcasinos betreiben dürfen. Innerhalb der Reservate dürfen sie es schon immer dank der Verfassung. Doch nun wollten sie auch außerhalb der Reservate spielen lassen. Im Vorfeld gab es erheblichen Widerstand vor allem aus Kreisen des Spieler-Eldorado Las Vegas, weil man dort berechtigterweise hohe Verluste befürchtete, wenn die Indianerstämme nun flächendeckend zumindest in California einarmige Banditen und Spieltische aufstellen dürfen. Der 100-Millionen-Werbeaufwand auf Billboards, in Zeitungen und im Fernsehen lohnte sich damals für die Ureinwohner Amerikas: Ihrem Prop 5, ihrem Antrag 5 wurde nämlich mit 63% zu 37% zugestimmt. Dagegen mußten die Liebhaber von Pferdefleisch in Kalifornien damals eine Niederlage einstecken. Rund 60% der Wähler stimmten nämlich dafür, daß die Schlachtung von Pferden und der Verkauf von Pferdefleisch zum Verzehr verboten wird.