Amerikas Highways (1)

I have a dream. Ich träume davon, mir endlich mal wieder eine Country-CD zu kaufen, die mir gefällt. Keine dieser Zusammenstellungen mit "Country Music", die ins Soft-Rock-Fach gehören - sondern eine, die schlicht und einfach country ist, brother!

Wie solche Zusammenstellung aussieht? Ganz einfach. Man nehme sich irgendein Thema - zum Beispiel das Thema "amerikanische Straßen". Da kommt sicherlich viel zusammen. An Musik und Gedanken. Denn die Highways in den USA sind eine unerschöpfliche Themenquelle für die Country Music, ebenso wie die Trucker und ihre Trucks, die Straßen, die Roads und die Truck Stops an der Interstates. So könnte das gehen:

"Hitze schmilzt die Luft über dem Highway. Wie immer niemand außer ihm unterwegs....er schaut auf den Tacho: noch 330 Meilen bis Sante Fé. Great - nur noch fünf Stunden, bis er bei seinen Kids ist! Er nimmt einen Schluck aus der Cola Dose" (DER SPIEGEL, 37/2001). Autofahren in Amerika - ein Erlebnis der besonderen Art. Autofahren in Amerika heißt: sich auf lange Strecken vorbereiten, das heißt stundenlang unterwegs sein, das heißt u.U. sogar Zeitzonen durchfahren, um eine andere Stadt zu erreichen. Autofahren in Amerika über lange Strecken in Amerika verlangt intensives Vorbereiten: Vorbereiten bezüglich der Fahrtroute, bezüglich der Eigenversorgung. Der nächste Exit liegt unter Umständen viele, viele Meilen entfernt, von Städten ganz zu schweigen. Und der nächste Rastplatz (rest area) an der Interstate liegt womöglich 80, 90 und manchmal noch viel weiter entfernt. Autofahren in Amerika ist eines der grossen Erlebnisse dieser Tage. Angeblich verbringen Amerikaner ja 10 Jahre ihres Lebens im Auto: Ohne Auto läuft drüben nämlich nichts. Wenn man sich nicht gerade in einem Touristenzentrum aufhält, versteht man das als Besucher nur zu gut. Der nächste Weg zum Supercenter, zu McDonald´s, zu Denny´s oder Burger King - immer ist man auf das Auto angewiesen.

Aber anders als bei uns - abgesehen von den Fahrten in den Zentren amerikanischer Städte - ist das Autofahren in den USA angenehm: wenig Streß, vergleichsweise zumeist rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer. Man rast nicht. Man fährt - auch in der Regel - seine gerade zulässige Höchstgeschwindigkeit von 65, 70 oder 75 Meilen pro Stunde. Große Überraschung: die einzigen "Geschwindigkeitskonkurrenten" sind die Trucks, ansonsten gehört es zu den Erlebnissen langweiligerer Art auf den Straßen Amerikas, daß man ein und dasselbe Auto schon mal für 20, 30 Minuten vor sich hat oder ein anderes im Rückspiegel. Und dann mag es irgendwann doch mal sein, daß einen der Geschwindigkeitsrausch packt. Jetzt oder nie! Irgendwann muß man das Auto nehmen, dessen Rückansicht man nun seit 40 Meilen kennt. Der Tempomat wird (kurzfristig) um einige Meilen höher gesetzt - und dann husch, husch vorbei - links oder rechts überholt, das alles spielt keine Rolle mehr, weil beides erlaubt ist. Nur schnell vorbei. Danach sieht die Welt wieder etwas anders aus. Allerdings nur so lange, bis der andere Fahrer dasselbe Spielchen mit dir selber treibt. Eigentlich könnte man auf Amerikas Highways Autofreundschaften schließen. Wenn schon nicht im Auto, dann vielleicht am nächsten Rastplatz. Denn dort trifft man sie alle wieder.
Nashville, Tennessee: Die Skyline
Wie bei uns sind auch die Straßen in den USA benummert. Unsere Autobahnen heißen drüben Interstates - oder kurz I. Daneben gibt es autobahnähnlich ausgebaute Straßen in den großen Zentren: die Freeways. Sie signalisieren einen kreuzungsfreien Verkehr ohne Ampeln. Die Interstates sind nach einem einfachen System benummert (ein- und zweistellig): Alle Interstates in Ost-West- bzw. in West-Ost-Richtung tragen eine gerade Ziffer, alle Interstates mit ungeraden Ziffern verlaufen demnach in Nord-Süd- bzw. Süd-Nord-Richtung. Ergänzend dazu haben sie den Zusatz West, East, South oder North.

Um viele Städte in den USA - zumal um die großen - zieht sich ringförmig ein großzügiges Interstate-Netz. Diese Stadtumgehungs-Interstates tragen eine dreistellige Ziffer, wobei die erste Ziffer eine gerade Anfangszahl ist. Dreistellige Ziffern mit ungeraden Anfangszahlen kennzeichnen Interstate-Highways, die als Stichstraßen in die Zentren der Städte führen. (hps-Bild: Blick auf die Interstate 65 in Nashville).

So stelle ich mir den Begleittext für eine schöne Country-CD vor. Fehlt nun nur noch die Musik. Und die könnte so klingen:

Joe Stampley - Roll On Big Mama
Ricky Skaggs - Highway 40 Blues
Moe Bandy - Streets Of Laredo
The Forester Sisters & The Bellamy Brothers - Drive South
Marty Stuart - Wheels
Jerry Jeff Walker - Hands On The Wheel
Dick Curless - Big Wheel Cannonball
Wilma Lee & Stoney Cooper - There´s A Big Wheel
Big Rig Jacknife - All Night Truckstop
Terry Fell - Truck Driving Man (der ursprünglichste aller Trucker-Songs)
Kathy Mattea - Eighteen Wheels And A Dozen Roses
Buck Owens - The Streets Of Bakersfield
Townes Van Zandt - Racing In The Streets
Merle Haggard - Too Many Highways
Erica Wheeler - Maryland County Road
Red Simpson - Roll Truck Roll
Chris Hillman - The Lost Highway
Rosie Flores - Bandera Highway
Porter Wagoner & Dolly Parton - Forty Miles From Poplar Bluff
Asleep At The Wheel -Miles And Miles Of Texas
Dan Seals - Big Wheels In The Moonlight
The Bellamy Brothers - Highway 2-18
Foxfire - Eight Lane Highway
Highwaymen - True Love Travels A Gravel Road

Zu America´s Highways Folge 2