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Im Laufe der Monate, Jahre und Jahrzehnte erfährt man sehr viele Dinge - Dinge die dann irgendwann einmal verloren gehen oder die man schlicht und einfach vergißt. FUNDSACHEN habe ich diese Seite getauft, auf der solche verlorengegangenen Meldungen, Erkenntnisse oder auch nur Weisheiten aus dem großen Gebiet der Country Music in Erinnerung gerufen werden sollen. Andererseits tauchen für viele Besucher dieser Seite vielleicht auch erstmals Informationen auf, von deren Inhalt sie noch nichts gewußt haben. Viele Beiträge über Interpreten klingen heute auch wie Nachrichten von einem anderen Stern. Manchmal fragt man sich auch: Was, den oder die gab es auch? Wo ist er, wo ist sie nach so kurzer Zeit eigentlich geblieben? Und auch werden Sie feststellen, daß mancher Kurzbeitrag interessanter ist als eine seitenlange  Abhandlung. Das kann also ganz schön interessant werden.

Die Datumsangaben unterhalb der Berichte kennzeichnen den Tag, an dem ein Beitrag veröffentlicht wurde bzw. an dem ich ihn in einer meiner Sendungen vorgetragen habe. Gelegentlich streifen die Beiträge auch nur am Rande die Country Music- sind aber nicht weniger interessant. Ich kann vorab schon sagen: Diese Fundgrube ist ein Faß ohne Boden. 
Hauke Strübing, 28. Juli 2002

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The Browns - The Three Bells
Die drei Glocken, Les Trois Cloches, "The Three Bells" mit den Browns - das war nun real der dritte Country Titel nach Tennessee Ernie Fords "Sixteen Tons" und Johnny Hortons "The Battle Of New Orleans", der in den Pop-Hitparaden auf Platz 1 Fuß fassen konnte. Für die 50er Jahre gar nicht so selbstverständlich, weil sich damals jede Musikrichtung, jedes Musikformat nach links und rechts abschottete. Dieses "Three Bells"-Aufnahme mit den Browns ist ein richtiger Country-Titel nach dem Geschmack der Kundschaft damals Ende der 50er Jahre. Dabei sind die "Three Bells" nun alles andere als die üblichen Töne aus der Country-Schmiede Nashville. Bereits 1945 erschien das französische Lied "Les Trois Cloches" in Frankreich und Edith Piaf machte es weltbekannt. 1948 schrieb Bert Reisfield den englischen Text zu diesem Lied. Les Compagnons de la Chanson, eine französische Gruppe, sang "The Three Bells" 1951 zunächst in England in die Hitparade und ein Jahr später landete das Lied schließlich auch in den USA, zunächst in der damals alles bedeutenden Ed Sullivan-Show.  

Ein Schüler namens Jim Ed Brown sah diese Show in Pine Bluff Arkansas, und er überzeugte seinen Schulchorleiter, dieses Lied in das Repertoire des Schulchors zu übernehmen. Aus dem Schüler Jim Ed Brown wurde schließlich Mitte der 50er Jahre der Star Jim Ed Brown, der mit seinen beiden Schwestern Maxine und Bonnie die Gesangsgruppe The Browns bildete. Eigentlich wollte das Trio sich Ende 1959 auflösen wegen unüberbrückbarer Schwierigkeiten, wie es bei solchen Anlässen ja immer heißt. Aber daraus wurde dann nichts, weil den Browns der Erfolg im Wege stand. So seltsam das nun auch klingt. Produzent Chet Atkins hatte Mitte 1959 aus dem anderthalb Jahrzehnte alten französischen Hit "Les Trois Cloches" einen Country-Hit arrangiert und produziert, der die Browns an alles andere, nur eben nicht ans Aufhören denken ließ. "The Three Bells" machte die Pace im August und im September 1959 - und am 24. August 59 stand der Titel das erste Mal von 4 Malen auf Platz 1 der Pop Charts.(24. August 1997)

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Ray Stevens - The Streak
Heute vor....Heute blicken wir zurück ins Jahr 1974. Das war damals, wenn Sie sich zurückerinnern, auch die Zeit der sogenannten Flitzer. Zum ersten Mal tauchten sie auf dem Campus verschiedener Universitäten in Amerika auf. Der Sänger, Komödiant, Texter und Musiker Ray Stevens las zum ersten Mal etwas über diese Leute, über die Streakers, wie sie drüben heißen, über die Flitzer, auf einem Flug von Nashville nach Los Angeles. Hier sammelte er ein paar Ideen für ein Lied, das sehr rasch aktuelle Bedeutung bekommen sollte. Alle Zeitungen berichteten plötzlich über das Phänomen Flitzer, und ehe man sich versah, war auch der Musikmarkt vollgestopft mit nahezu 40 Flitzer-Liedern. Aber nur eine Aufnahme wurde so ein richtiger Superhit: Ray Stevens  "The Streak" (auf der BARNABY-Single 600), ein Country-Hit und ein Pop-Erfolg -  heute vor 23 Jahren am 18. Mai 1974. (18. Mai 1997)

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Über die "Reinheit" der Country Music
Die Formate in der amerikanischen Musik, geprägt vor allem durch das amerikanische Radio waren in frühen Jahren stets eine in sich geschlossene Sache: Hier Pop, dort Jazz, hier Black Music, dort Beautiful Music und hier Country Music. Da hat niemand etwas anderes zugelassen, reingelassen. Da waren die Schotten dicht. Gelegentlich schwappte mal - aber ganz selten - eine Country-Aufnahme in die Pop-Sphäre rüber - und machte Karriere. Aber umgekehrt? Pfui Teufel, das bitte schön nicht. Davor standen die Puristen. Diese Haltung lockerte sich erst Anfang/Mitte der 70er Jahre die Country Music betreffend, als "Fremdlinge" wie Charlie Rich, John Denver und Olivia Newton-John in das Country-Land einbrachen. Und es wurde dann noch viel “schlimmer”, als Country-Menschen unaufhaltsam den Begriff Crossover für sich beanspruchten und solche Liedchen sangen, die so richtig poppig waren: Kenny Rogers führte die Liste der Namen derer an, die dazu zählten. Und als dann das Saturday Night-Fever allgemein ausbrach, gab´s auch in Nashville kein Halten mehr: Und der selbst  so country-linientreue Bill Anderson driftete davon im Disco-Sound. (19. Oktober 1997)

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Über Garth Brooks
Jay Leno hat den großen Meister in seiner Tonight Show am Freitag vor einer Woche gefragt, wenn er denn nun so durch Nashville fahre, ob er da noch etwas erkenne, was ihm nicht gehöre. Darauf lächelte der große Meister verschmitzt - und sagte nichts Garth Brooks-CD "Sevens"dazu. Wer weiß, was war, der wußte auch so Bescheid: Garth Brooks hatte nämlich in Nashville - wie man wohl so schön sagt - aufgeräumt. Das Management seiner Plattenfirma wurde kurzerhand ausgetauscht. Und nun ist seine neue CD endlich da: die siebte, das siebte Studio-Album, es erscheint im 7. Jahr eines Jahrzehnts. Und die Sieben hat noch mehr Bedeutung für Garth Brooks: Am 7. Februar ist er geboren und der 7. Buchstabe im ABC ist das G. G für Garth. Zweimal 7 Lieder enthält die CD. Und 7 ist überhaupt seine lucky number. - Die erste Single-Auskopplung ist eine traditionelle Nummer, viel Western Swing. Steve Wariner hat sie u.a. geschrieben, und er liefert auch ein außergewöhnliches Gitarrenspiel ab in der Aufnahme Longneck Bottle. Wenn Sie weiter zuhören, dann erfahren Sie nachher, was noch passierte mit dieser neuen CD, von der am 25. November 1997 satte 5 Millionen Stück in den Handel kamen in den USA. Bei uns ist sie übrigens auch erhältlich: Garth Brooks und seine neue CD Sevens.

Am 25. November 1997 sind wie gesagt 5 Millionen Stück dieser CD in die amerikanischen Läden gekommen, aber noch fand diese enorme Stückzahl keinen Eingang in die US-Album-Hitparaden. Das wird in der kommenden Woche passieren, und wo die CD landet, das kann sich jeder schon mal ausmalen - nämlich ganz oben. Aber da ist noch was anderes passiert in dieser Woche. In der Country Single-Hitparade von Billboard tauchen nämlich - man mag´s kaum glauben - 12 der insgesamt 14 Titel dieser Garth Brooks-CD auf. Das heißt, daß das amerikanische Country-Radio voll auf diese CD eingestiegen ist, und diese nun rund um die Uhr spielt. Das hat es vorher noch nie gegeben, daß ein Sänger gleichzeitig 12 Aufnahmen in der Hitparade hatte. Es gab vorher einen anderen Rekord, den übrigens auch Garth Brooks hält, als Ende 1995 acht Titel der Fresh Horses-CD in der Hitparade standen. Fresh Horses war übrigens die Vorgänger-CD von Sevens.

Dieser Mann ist wirklich für jede Überraschung gut. Seine Konzertkarten sind die billigsten in den USA, alle Konzerte sind restlos ausverkauft, 8 gibt er demnächst in Chicago, und annähernd 70 Millionen CDs hat er inzwischen insgesamt verkauft, so viel wie kein anderer Solist in den USA. Garth Brooks ist einer der besten Marketingstrategen, was das Management von Capitol in Nashville kürzlich bitterlich zu spüren bekam, und er legt jetzt eine CD vor, die wohl  auch seine letzten Kritiker verstummen läßt. Jene die sagen, daß sie seine Musik nicht verstehen und die sich mit seiner Musik deswegen nicht anfreunden können. (7. Dezember 1997)

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Die Seite FUNDSACHEN wird in den nächsten Wochen und Monaten laufend ergänzt.