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Als die Country-Platten aktuell waren
Was die Kritiker damals über LP-Neuheiten schrieben (3)
Zusammengestellt von Hauke Strübing

3. Folge dieser Serie. Bei vielen Besprechungen werden Sie Meinungen und Ansichten wiedererkennen, von denen Sie heute bestimmt nicht mehr annehmen, daß es sie auch damals schon gab. Unterhalb der Besprechung einer LP ist der jeweilige Autor angegeben, dahinter in Klammern das Datum der Veröffentlichung.

 

Porter Wagoner  -  Today                     RCA AHL 1-3210   (USA)
I´m Gonna Feed ´Em Now - Ole Slew Foot - I´m Gonna Act Right - Tennessee Saturday Night - High Country -- Banks Of The Ohio - I Couldn´Care Less - I Guess I´m Crazy (For Loving You) - Old Love Letters - All I Need

The old hillbilly is back! Hierzulande wähnt man Porter Wagoner in Vergessenheit. Schließlich mißt sich seine Popularität auch an der Anzahl der veröffentlichten Platten - und die ist dürftig. Drüben in Amerika sieht die Sache um Porter Wagoner etwas anders aus: Er ist quicklebendig wie ein Fisch im Wasser, er ist ständiges Mitglied an der Opry, und er hat eine der populärsten TV-Shows im Business. Und die älteste dazu seit nunmehr 20 Jahren. Das alles reicht aus, die wohl bescheidenen Plattenumsätze auszugleichen. Zwar übt sich RCA hinsichtlich Porter Wagoner nicht gerade in Freizügigkeit, aber rund ein Album pro Jahr darf seine Anhänger ruhig mit Frohsinn erfüllen. Grund haben sie allemal, denn der Oldtimer bringt und singt, was sie wünschen. Diesmal zwei Hände voll alter Aufnahmen im neuen Gewand oder was so klingt - auch für Porter Wagoner ist die Zeit nicht stehen geblieben. Man sollte vielleicht einmal den sonst üblichen Vergleich mit der Vergangenheit sein lassen. Diese Zusammenstellung gefällt auch so. Das ist schlicht alles Porter Wagoner! Sämtliche Aufnahmen entstanden im Dezember 1977 in den Porter Wagoner-eigenen Fireside Studios. "I´m Gonna Feed ´Em Now/Ole Slew Foot" wurden am 13. Oktober 1978 auf Single RCA PB-11411 ausgekoppelt. Das Album "Today" ist seit Januar 1979 erhältlich; jedoch nicht in Deutschland, damit Sie nicht vergeblich suchen.    Hauke Strübing (03/1979)
Siehe auch "Ich bin ein Country Boy und singe Lieder über das Leben - Die Porter Wagoner Story"

 

Dolly Parton   -   9 To 5 And Odd Jobs    
RCA PL 13852 (Deutschland)
9 To 5 -  Hush-A-Bye Hard Times - The House Of The Rising Sun - Deportee (Plane Wreck At Los Gatos) - Sing For The Common Man -- Working Girl - Detroit City - But You Know I Love You - Dark As A Dungeon - Poor Folks Town

Zur Jahresmitte 1981 bestimmten wie selten zuvor die Country-Damen das Country-Geschehen in den USA: Charley McClain, Lacy J. Dalton (hierzulande mit dem Album "Hard Times" auf CBS im Geschäft), Gail Davies, Barbara Mandrell, Anne Murray und Dolly Parton heißt die neue Garde, die Loretta Lynn, Billie Jo Spears und Lynn Anderson den (Rückzugs-) Marsch bläst. Gemeinsam für sie steht allerdings, daß sie mehr auf der Kante zwischen der Country Music und dem Popgeschäft balancieren. Dolly Partons Album "9 To 5 And Odd Jobs" mit Arbeiter- und Arbeits-Songs war ihr erstes im Jahre 1981. Einige unverwüstliche Country-Standards (The House Of The Rising Sun / Detroit City / Dark As A Dungeon) mixt sie mit dem "9 To 5"-Filmtitel und dem Country/Pop-Erfolg der spätsechziger Jahre "But You Know I Love You" (1969 Kenny Rogers & The First Edition, Bill Anderson). Unüberhörbar das Bemühen der Produzenten Mike Post und Gregg Perry, das Country-Feeling erst gar nicht aufkommen zu lassen. Das Ergebnis: Zarter Dolly Parton-Rock auf der Erfolgswelle ihres (gemeinsamen) Films (mit Jane Fonda und Lily Tomlin) "Nine To Five" (in Deutschland: "Warum eigentlich bringen wir den Chef nicht um?").   Hauke Strübing (12/1981)

 

John Denver  -  J. D.   
RCA PL 13075 (Deutschland)
Seite 1: Downhill Stuff - Sweet Melinda - What´s On Your Mind - Joseph & Joe - Life Is So Good - Berkeley Woman
Seite 2: Johnny B. Goode - You´re So Beautiful - Southwind - Garden Song - Songs Of....

Rechtzeitig zu Denver´s Starparaden-Auftritt im ZDF und der dreitägigen Mini-Tournee im April (1979) erschien das neueste Album von John Denver, das wieder sechs Songs aus der eigenen Feder beinhaltet. Beim ersten Anhören macht sich etwas Enttäschung breit, denn keiner der 11 Songs vermag sich nachhaltig festzusetzen. Das schönste Lied vom Gesichtspunkt des Country Fans dürfte "Sweet Melinda" sein, demgegenüber wirkt die Aufnahme "Berkeley Woman" schon wegen des Live-Charakters mit Publikum irgendwie störend. Auch gibt es von "John B. Goode" sicher bessere Versionen als die Denvers, denn das ist nicht die Musik des Rocky Mountain Boys. John Denver ist immer dann am besten, wenn er seine so einprägsame Stimme in den Vordergrund stellen kann, und dies ist bei diesem Album zu selten der Fall. Bisweilen wird Denver von Sound zugedeckt. Und dennoch - auch die Musiker verdienen Beachtung, insbesondere Herb Pederson, Glenn D. Hardin, James Burton, Emory Gordy und Hal Blaine sind auch bei uns bekannt und u.a. mit Emmylou Harris zu sehen gewesen. "J. D." ist vielleicht nicht ein John Denver in Höchstform, doch dürfte auch dieses Album sicher seinen Weg machen, und es wäre nicht einmal verwunderlich, wenn es wegen der Denver-Tournee sein bisher erfolgreichstes würde - zumindest in Deutschland.  Manfred Vogel (04/1979)

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