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Als die Country-Platten aktuell waren
Was die Kritiker damals über LP-Neuheiten schrieben (5)
Zusammengestellt von Hauke Strübing
5. Folge dieser Serie. Bei vielen Besprechungen werden Sie Meinungen und Ansichten wiedererkennen, von denen Sie heute bestimmt nicht mehr annehmen, daß es sie auch damals schon gab. Unterhalb der Besprechung einer LP ist der jeweilige Autor angegeben.
JOHN DENVER THE BEST OF JOHN DENVER /DEUTSCHLAND/ RCA CLP 0374
Take Me Home, Country Roads/Follow Me/Starwood In Aspen/For Baby/Rhymea And
Reasons/Leaving, On A Jet Plane//The Eagle And The Hawk/Sunshine On My
Shoulders/Goodbye Again/Poems, Prayers And Promises/Rocky Mountain High
(hps). Eigentlich ist John Denver gar nicht so eng mit der Country Music
verbunden, wie es mancher glauben mag. Er ist dann auch der erste, der es
zugibt. Dennoch muß man ihn heute mit in die Gruppe der "Folk-Country"-Sänger
einstufen. Seit 1967 steht er bei RCA unter Vertrag, und spätestens seit diesem
Zeitpunkt hat er gezeigt, daß er mehr als andere einem Pop-Song einen
Folk-Anstrich, einem Folk-Song einen Country-Touch geben kann. Nie läßt er den
Hörer darüber im unklaren, daß er Anfang der 60er Jahre ein Mitglied einer
Folkgruppe, des berühmten Chad Mitchell Trios, war. In vielen seiner eigenen
Kompositionen vermittelt er uns musikalisch die Schönheit seiner Heimat Aspen in
Colorado (hier: Foggy Mountain High/Starwood In Aspen). Die jetzt in Deutschland
veröffentlichte Lp 'The Best" (insgesamt seine 7. RCA-Lp und seine dritte in
Deutschland veröffentlichte Lp) bringt einen Querschnitt seiner erfolgreichsten
Aufnahmen, von denen "Leaving On A Jet Plane" die erste und "Take Me Home,
Country Roads" die wohl herausragendste war. (Hauke Strübing, COUNTRY CORNER
Ende der 70er Jahre)
GUNS AND COWBOYS
/DEUTSCHLAND/RCA INTS 1454
Hank Snows The Man Behind The Gun/Eddy Arnolds Johnny Reb, Thats Me/Jesse
James/Boot Hill (Partners)/Jimmie Driftwoods The Battle Of New Orleans/Git Along
Little Yearlings/The Marshal Of Silver City/On Top Of Shilo's Hill/ He Had A
Long Chain On/Jim Reeves Partners (After Awhile)/Sons Of The Pioneers El
Paso/Pecos Bill
(ef). Diese Platte wurde in COUNTRY CORNER schon kurz vorgestellt, mitsamt dem
Hinweis, die Originalplatte sei vor 10 Jahren "von vielen C&W-Clubs zur besten
Western-Veröffentlichung gewählt" worden und dürfe 'in keiner C & W-Diskothek
fehlen!" Gilt das vor 10 Jahren Gesagte, als es herzlich wenig
Western-Veröffentlichungen gab, heute noch? Zuerst muß festgestellt werden, daß
die Platte um zwei Songs gekürzt wurde; allerdings sind zwölf Titel für 10 DM
heute schon viel. Das Cover ist neu, die Titelidee ist hübsch und erinnert an
den 'Gunfighter-ballads and trail-songs'- Zyklus von Marty Robbins. Die Liste der
Interpreten ist recht verlockend; bei näherem Zusehen zeigt es sich, daß von den
als Zugpferden gedachten SNOW und REEVES nur je ein Song vorhanden ist. Die
große Überraschung kommt erst beim Anhören: Statt der vermerkten
Goldgräberballade "Partners" singt Jim Reeves das recht fade und zum Thema
überhaupt nicht passende "After Awhile"! Wenn man die Platte trotzdem zu Ende
hört, kommen die "Partners" doch noch ganz zum Schluß: gesungen von Eddy Arnold,
der eigentlich "Boot Hill" bringen müßte. Nun, auch diese Version läßt sich
hören, paßt sowieso besser in diesen Rahmen. Sonst ist die Auswahl der Stücke
gut gelungen: Hank Snow bietet eine schwungvolle Story im Dreivierteltakt. Eddy
Arnold ist in "Johnny Reb" etwas weinerlich, sonst aber erträglich und durchaus
country. An Jimmie Driftwood, wenn man ihn noch nicht kennt, muß man sich erst
gewöhnen, seine Stimme klingt etwas bärbeißig-grimmig. Seine "Battle" hat
etliche Strophen mehr als die von Johnny Horton, und das ist schön. Für mich
fallen die Sons Of The Pioneers etwas ab: "El Paso" kommt recht abgehackt und
fast stumpfsinnig - Marty Robbins kriegt die Melodienbögen besser hin. "Pecos
Bill" ist stilistisch zu verworren und klingt eher nach deutschem
Pseudo-Hillbilly. Die Titel sind schlicht instrumentiert, meist nur mit Gitarre
und Baß. So gesehen und wenn man die Songs nicht schon auf anderen Platten hat,
besitzen die "Guns And Cowboys" durchaus ihre Reize; der Werbeslogan von damals
scheint heute aber überzogen. (Eberhard Finke in COUNTRY CORNER Ende der 70er
Jahre)
TOMMY OVERSTREET / HEAVEN IS MY WOMAN'S LOVE Dot DOS-26003
Heaven Is My Woman's Love/To Get To You/Your Love/How Do I Tell You
Good-bye/Baby's Gone/Love Don't Live Here Anymore//A Seed Before The
Rose/Forget Him/I Believe In You/It's Gonna Take A Little Bit Longer/Don`t Be
Afraid To Give My Love
(hps). Ich wette mit jedem Leser, daß der Name TOMMY OVERSTREET in dieser
Ausgabe von COUNTRY CORNER erstmals in einem größeren Zusammenhang zitiert wird.
Und dabei ist Thomas Cary Overstreet Insidern schon lange kein Unbekannter mehr.
Seit 1967 steht er bei Dot unter Vertrag, sein erster ganz großer Hit hieß
"Gwen" - erschienen Mitte 1971 und erhältlich auf der Lp DOS 25992. Es folgten
'I Don't Know You (Anymore)' -ebenfalls enthalten auf der Lp DOS 25992.- 'Ann,
Don't Go Runnin' und "A Seed Before The Rose". 1972 erschien nun die vorliegende
'Heaven Is My Woman's Love'-Lp. Eine aktuelle Langspielplatte, so meine ich.
Sind doch einige ausgezeichnete Aufnahmen im guten modernen Country-Gewand zu
hören. Originell, abwechslungsreich und transparent instrumentiert und
arrangiert und natürlich mit seiner in meinen Augen bisher besten Aufnahme
'Heaven Is My Woman's Love'. Just auch vor einigen Wochen in deutscher Sprache
als 'Etwas Glück gehört dazu' veröffentlicht (siehe an anderer Stelle dieser
Ausgabe). Man sollte T. 0. nicht aus den Augen lassen. Auf einen Blick noch
einmal seine komplette DOT-Disco: GWEN-DOS 25992/This Is Tommy Overstreet - DOS
25994/Heaven Is My Woman's Love -DOS 26003 und My Friends Call Me T.O. - DOS
26012. (Hauke Strübing in COUNTRY CORNER Mitte der 70er Jahre)