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Bluegrass aktuell:
1. Internationales Bluegrass Festival in Bühl / Baden

Am 12. April 2003 fand in Bühl, Baden (Bürgerhaus Neuer Markt, Europaplatz) das erste internationale Bluegrass Festival statt. Folgende Gruppen traten auf: 

  Erste Hälfte: 14.00 - 18.00 Uhr
 
1. Groundspeed (GER)

  2
. Bluegrass
Stuff (I)
 
3. Four
Wheel Drive (NL)
 
4. Special
Consensus (USA)
          Moderation: Walter Fuchs 

  Zweite Hälfte: 19.00 - 23.00 Uhr
 
1. Four
Wheel Drive (NL)
 
2. Bluegrass
Stuff (I)
 
3. Groundspeed
(GER)
 
4. Special
Consensus (USA)
          Moderation: Walter Fuchs

Da wo mer schwäbisch schwätzet, da kommt die Bluegrass Music schon immer gut an. Für viele, viele Jahre war Güglingen der Inbegriff für eine gepflegte Bluegrass-Szene. Güglingen liegt bei Heilbronn, und das liegt bekanntlich im Schwabenland. Dann gerade noch so an der Grenze vor Bayern, da liegt Ulm - und in Ulm wirkt seit nun schon 3 Jahrzehnten Eberhard Finke für die Bluegrass Music. Er ist der geistige Vater und Macher der Zeitschrift BLUEGRASS BÜHNE, die mittlerweile auch schon um die 20 Jahre erscheint. "Eberhard Finke wurde in frühen Jugend vom AFN mit dem Hillbilly-Fever infiziert, und der letzte und endgültige "Anfall" brachte ihn Anfang 1974 zu COUNTRY CORNER. Seine Liebe gilt der Old Time- und Bluegrass Music": Und was dieser "Anfall" dann bewirkte, konnten die Leser von COUNTRY CORNER damals in sich aufsaugen und nun auf dieser Homepage viele Jahre später nochmals nachvollziehen. Und jetzt gesellt sich ein anderer Teil des Schwabenlandes hinzu, der eigentlich gar nicht schwäbisch ist sondern badensisch. Bühl in Baden heißt die neue deutsche Bluegrass-Metropole. Bühl in Baden - das kommt nicht so von ungefähr, denn mit Bühl verbindet sich der Name eines Mannes, der sich nun schon seit Lebzeiten für die Country Music einsetzt: Walter Fuchs. Der Autor des deutschen Standardwerkes "Das Buch der Country Music" (1990, HEEL-Verlag), der vielen auch bekannt ist als Moderator der langjährigen Sendung "Country Time" bei RPR 2, er und Rüdiger Schmitt sind auch der Motor des 1. Internationalen Bluegrass Festivals in seiner Heimatstadt Bühl.

Nun spüre ich es, wie sich hoch oben im Norden am Horizont die ersten Wolken auftürmen: Bluegrass nur im Süden? Das ist doch bloß die halbe Geschichte! Jawohl, Freunde, Ihr habt ja Recht. Was ich eben darstellte, ist tatsächlich nur die "neuere" Seite der Bluegrass-Historie in Deutschland. Es gibt da noch die "frühere" Seite, und die ist eng verbunden mit Oldenburg und dem nahe gelegenen Neusüdende. Ich nenne da einen Namen: Reinhard Pietsch - ein "true blue" (wie AFN-DeeJays zu sagen pflegten) Bluegrass-Anhänger, ein Mitorganisator der inzwischen historischen "Country Meetings" in Neusüdende im Gasthof "Lindenhof". Als ich kürzlich wieder einmal in mittlerweile vergilbten Papierbergen herumblätterte, fiel mir ein Heft im DIN-A-4-Format mit dem Titel "Die Stanley Brothers - Carter und Ralph Stanley - und die Clinch Mountain Boys" in die Hände, das Reinhard Pietsch im Februar 1967 veröffentlichte. Aus der Einleitung des 22seitigen Werkes dieses Zitat:

Die amerikanische Volksmusik hat in den letzten Jahren in der ganzen Welt und besonders auch in Deutschland viele neue Anhänger gefunden. Diese Musik mit ihren vielfältigen Formen und Stilen wurde besonders in Europa durch amerikanische Sender nach 1945 bekannt. Hinzu kommt die steigende Beliebtheit und das allgemeine Interesse an Volksmusik in unserer Zeit.

Die Bluegrass Music ist eine Form der amerikanischen Volksmusik, die nur mit unverstärkten Saiteninstrumenten gespielt wird. Wie andere Musikarten entwickelte sie sich in Jahrzehnten. Aber erst durch eine besondere Art des Banjospielens, den 3-Finger-Stil von Earl Scruggs, wurde die heutige Form ermöglicht. Das schnelle Spielen des 5-saitigen Banjos, das "5-string-banjo picking", unterscheidet den Bluegrass wesentlich von anderer Musik. Auch die besondere Gesangsart ist typisch. Die weiteren Instrumente des Bluegrass sind Fiedel (fiddle), Gitarre, Mandoline, Bass; einige andere Saiteninstrumente wurden im Laufe der Zeit von verschiedenen Bands noch hinzugenommen.

Die Stanley Brothers und die Clinch Mountain Boys sind eine der Gruppen, die diese Musik unverfälscht und in der traditionellen Art spielen. Ihre Musik reicht von alten Volksliedern und Mountain Ballads bis hin zu Sacred Songs.

Es folgt eine Biographie der Stanley Brothers und ein "Schallplattenverzeichnis der Stanley Brothers 1946 - 1966". Reinhard Pietsch schuf damals ein Werk, das heute bei der bedeutenden Rolle, die Ralph Stanley in der derzeitigen Country Music spielt, von unermeßlichem Wert ist. Ich frage mich heute auch immer wieder, welcher Teufel die Protagonisten damals geritten haben mag, Abhandlungen, Beiträge, Zusammenstellungen und Artikel tiefgründig in dieser Fülle zu verfassen, in Jahren - wie Georg Fuhrmann es im August 1973 einmal beschrieb - in denen "Platten mit C & W Musik damals in den Geschäften hierzulande so selten (waren) wie Schnee in der Sahara, und die einzigen "ländlichen" Rundfunk-Programme einheimischer Sendestationen in jenen Tagen deren "Landfunk"-Sendungen (waren)".

Neusüdende im Norden Deutschlands steht auch noch für ein weiteres Ereignis. Es brachte nicht nur den Bluegrass-Experten Eberhard Finke und den Verfasser dieser Zeilen für einige Jahre zusammen auf einen gemeinsamen Weg in der Zeitschrift COUNTRY CORNER, Neusüdende war 1973 vor allem der Beginn der Karriere der deutschen Gruppe BLUEGRASS EXPRESS - Vorläufer von GROUNDSPEED. Jener Gruppe also, die am 12. April dieses Jahres beim 1. Internationalen Bluegrass Festival in Bühl auftritt.

Über diese Geschichte, über GROUNDSPEED und die anderen teilnehmenden Gruppen in Bühl mehr in den nächsten Tagen auf dieser Homepage.

Hauke Strübing, am 12. Februar 2003

Und weiter geht es mit einem Bericht über die Gruppe GroundSpeed