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Songwriter, Platten-Produzent, gelegentlich Sänger - Aspirant für die Country Music Hall Of Fame
Jack Clement
Er schrieb das Horn-Arrangement zum Cash-Hit "Ring Of Fire". Von Hauke Strübing

Als wir damals ab Mitte der 50er Jahre anfingen, uns die ersten Kenntnisse über die Country Music via AFN Radio anzueignen, legten wir noch keinen Wert darauf, gleichzeitig mit dem Lied den Komponisten des Liedes in Erfahrung zu bringen. Das Lied war es und natürlich der Sänger, die Sängerin, die Gruppe - sie standen im Fadenkreuz unseres Interesses. War es denn nicht ohnehin schon schwierig genug, manche Namen zu erahnen - geschweige denn überhaupt zu schreiben? So war Buck eine Zeitlang "Bug" (Owens) und Roy "Sorowsky" war auch lange das Synonym für Drusky. Dieser Roy Drusky war damals Ende der 50er Jahre recht populär. Die US-Radio-DeeJays konnten sich natürlich auch nicht vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten wir damals zu kämpfen hatten. Warum auch. Ihnen war sowieso alles klar. Sie erfüllten einen Job - und für uns trotz allem einen ganz tollen.

Also die Songwriter, diese Gruppe von Menschen bekam für uns erst in den Jahren nach der ersten Eroberung des neuen Musik-Terrains eine größere Bedeutung. So nebenbei fiel schon mal das eine oder "Ten Years": SUN-Single # 26 (Golden Treasure Series), ursprünglich am 9.4.1958 aufSUN # 291 veröffentlichtandere Wort, daß Sänger ihre Lieder teilweise auch selbst schreiben. Doch Namen wie Hank Cochran und Harlan Howard blieben uns zunächst einmal verschlossen. Erst mit Jimmy Driftwood ging uns die Bedeutung des singenden Songwriters so richtig auf. Ich erinnere mich noch zu gut, wie speziell in der Morgensendung des AFN, "Hillbilly Reveille" hieß sie, das RCA-Album "Westward Movement" von Jimmy Driftwood hoch und runter gespielt wurde: Vom singenden Schulmeister war die Rede, na toll, den hatten wir nicht erlebt im richtigen Leben. Und dann war da ein Mann namens Jack Clement, der mit einem einzigen Lied das Kunststück fertig brachte, uns so richtig verrückt zu machen -mit "Ten Years", so hieß dieser flotte Titel. Und dieses "Ten Years" lief sich auf AFN förmlich heiß, nicht tot. Immer wieder war "Ten Years" Wunschtitel der "Hillbilly" Reveille" und "Stickbuddy Jamboree"-Hörer. Kein Wunder auch, denn es gab so gut wie keine Möglichkeit bei uns, diese Aufnahme auf Platte zu ergattern. Noch schrieben wir nicht das Jahr 1980 oder 1998 oder 2003. "Ten Years" war einer jener typischen bei AFN hochgepushten Titel (wie Skeets McDonalds "Welcome Home" oder Tommy Collins "I Guess I´m Crazy" oder "Don´t Laugh" der Louvin Brothers), die man auch später in keiner Hitparaden-Zusammenstellung wiederfand. Und doch war "Ten Years" bekannt wie ein bunter Hund - und damit war es auch der Sänger Jack Clement, der gleichzeitig auch Songwriter war, wie wir erfuhren. Denn Jack Clement hatte auch die damals äußerst populären Johnny Cash-Titel "Ballad Of A Teenage Queen" und "Guess Things Happen That Way" geschrieben. Und das galt etwas! Der Name Jack Clement war Begriff geworden.

Den Sänger Jack Clement betreffend war es das allerdings erst einmal. Denn außer "Ten Years" hörte man nichts weiter, nicht einmal die B-Seite der Single SUN 291 ("Your Lover Boy"). Daß die beiden Lieder auf einer SUN-Single veröffentlicht wurden, ergab sich für uns erst sehr viel später. Immerhin: Seinen Namen hatten wir uns eingeprägt. Und das war gut so, denn in späteren Jahren lernten wir viel hinzu über ihn:

Jack Clement begann seine Schallplatten-"karriere" 1953 bei Sheraton Records Einzige Langspielplatte von Jack Clement: "All I Want To Do In Life" (Elektra 6E-122)in Boston weit entfernt von seinem Geburtsort Memphis in Tennessee (Geburtstag: 5. April 1931). Ein Jahr später kehrte er nach Memphis zurück und spielte Steel Guitar in einer Country Band. Mit Slim Wallace gründete er das Label Fernwood. Ab 15. Juni 1956 arbeitete er bei SUN Records in Memphis als Produzent. Am 1. Juli 1957 produzierte er die beiden Johnny Cash-Titel "Home Of The Blues" und "Give My Love To Rose" und ab November 1957 bis zum Wechsel von Cash zu COLUMBIA Records sämtliche weiteren Cash-Aufnahmen - darunter die schon eingangs erwähnten Cash-Hits und Clement-Kompositionen  "Ballad Of A Teenage Queen" und "Guess Things Happen That Way" sowie die damaligen AFN-Renner "Come In Stranger", "You´re The Nearest Thing To Heaven", "Story Of A Broken Heart", "Katy Too", "The Ways Of A Woman In Love", "Thanks A Lot", "It´s Just About Time", "I Forgot To Remember To Forget" und "Down The Street To 301". In späteren Jahren trafen sich die Wege von Cash und Clement dann noch mehrmals: 1963 schrieb er das eindrucksvolle Horn-Arrangement der Cash-Aufnahme "Ring Of Fire", 5 weitere Alben produzierte er auch für Johnny Cash.

1959 gründete Jack Clement seinen ersten Musikverlag (Jack Music Inc.) und unterstützte den Karrierebeginn von Allen Reynolds, Bob McDill, Townes Van Zandt und Don Williams (als Songwriter), zwei Jahre später hob er gemeinsam mit Bill Hall den Musikverlag Hall-Clement aus der Taufe. In Beaumont, Texas, beteiligte er sich an einem Aufnahmestudio. 1963 produzierte er den Millionen-Seller "Patches" mit Dickey Lee. Ab 1. Februar 1965 konzentrierte Jack Clement seine Tätigkeiten in Nashville und produzierte ein Jahr später die ersten Platten von Charley Pride (13 Langspielplatten insgesamt).  Zwischendurch schrieb er immer wieder Riesen-Hits, u.a. "I Know One" (Jim Reeves) und "Miller´s Cave" (Hank Snow/Bobby Bare/Don Williams). 1970 eröffnete Jack Clement die Jack Clement Recording Studios in Nashville (1980 umbenannt in Sound Emporium). Gemeinsam mit Allen Reynolds gründete er 1971 seine eigene Plattenfirma J-M-I Records, bei der die drei ersten Don Williams-Alben erschienen (Volume I, Volume II und Volume III) und mit denen Don Williams seine Karriere einleitete. Einen weiteren  Meilenstein setzte Jack Clement mit der Produktion des letzten Albums von Louis Armstrong ("Country & Western"), das eine Reihe Country-Standards enthält und im August 1970 erschien. 1978 veröffentlichte Jack Clement sein erstes Album als Sänger: Die LP "All I Want To Do In Life" (Elektra 6E-122) ist auch heute noch ein Geheimtip. Mitte der 80er Jahre kehrte Clement nach Memphis zurück und produzierte im Sun-Studio Aufnahmen mit der Rock Gruppe U2. Der Billie Holiday-Tribute-Song "Angel Of Harlem" und die gemeinsame Aufnahme von U2 mit B. B. King "When Love Comes To Town" wurden 1988 bzw. 1989 Hits in den US-Pop-Charts.

Nach überstandener Krebs-Erkrankung fühlt sich Jack Clement inzwischen wieder stark genug, ein neues "Abenteuer" einzugehen: Gemeinsam mit Shawn Camp und Billy Burnett gründete er "Cowboy Jack´s Ragtime Band". Ein Album ist geplant.

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Und am 14. September 2004 erschien das oben erwähnte Album. Lesen Sie die Rezension in Cowboy Jack Clement -  Guess Things Happen That Way (Dualtone 01187)