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Man versäumt in Deutschland auch heute noch keine Gelegenheit, die Country Music in die Nähe des Lagerfeuers zu bringen
Marty Robbins und das Lagerfeuer. Das Lagerfeuer?
Bei Feuerlicht betrachtet von Hauke Strübing

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igentlich wollte ich meine Beiträge über Marty Robbins anläßlich seines 20. Todestages ganz anders beginnen. Doch dann kam mir das Nachfolgende in die Quere: Kennen Sie meine Abhandlung "Über die Country Music"? Sie können die Abhandlung auf dieser Homepage nachlesen. Und da lesen Sie dann auch die folgenden Sätze:

Es war schon schlecht bestellt um die Country Music - um ihr Image ohnehin! Begann man doch schon damals in den 50er Jahren in Deutschland, der Country Music ein äußeres Kleid zu verpassen, das ihrem Inhalt und ihrer Herkunft nicht gerecht wurde: Country Music sei Cowboy Musik! Sie sei die Musik der Cowboys im Wilden Westen Amerikas. Von allen Vorstellungen über die Country Music konnte sich dieses Klischee bei uns am längsten halten. Gestern, heute und möglicherweise noch morgen. Der Informationsmangel wird zum Teufelskreis: Plattenzusammenstellungen mit frühen traditionellen Musikstücken erinnern an die Eroberer-Zeiten eines Kolumbus, beim Abhören einer John-Denver-Platte hört man das Prairiegras wachsen, und Tanya Tuckers Musik versetzt den Kritiker in echte Lagerfeuer-Idylle! Die Phantasie nimmt ihren Lauf.

Bei John Denver-Musik hört man also das Präriegras wachsen, und bei Tanya Tuckers Musik knistert das Lagerfeuer. Nein doch, wie kann man nur auf solche Ideen kommen! Meinen Sie. Und Sie meinen weiter: Na ja, das war ja mal vor 25 Jahren, als diese Zeilen niedergeschrieben wurden. Mittlerweile hat sich vieles verändert. Das denken Sie. Ich kann Ihnen da ganz was anderes erzählen.

Beim Vorbereiten einer Serie von Beiträgen über den Country Sänger Marty Robbins habe ich mir viele seiner unterschiedlichsten Aufnahmen angehört, zur Einstimmung sozusagen. Marty Robbins ist am 8. Dezember 2002 20 Jahre tot. Marty Robbins, dieser große Country Sänger und Songwriter, der Hawaiian Sänger, der Western Sänger, der Rock´n´Roll Sänger. Marty Robbins, das musikalische Genie. Marty Robbins hat auch eines der ganz, ganz wenigen Lieder gesungen, die ein Non-American - in dem Fall der Österreicher Udo Jürgens - geschrieben hat: "Buenos Dias Argentina" heißt es (ein anderes stammt von James Last, und gesungen wird "When The Snow Is On The Roses" von Sonny James). Mich hat nun mal interessiert, ob das heute überhaupt noch bekannt ist: Daß Udo Jürgens und James Last diese beiden Lieder geschrieben haben. Und so habe ich mich etwas im Netz umgeguckt und stellte fest: Jawohl, es ist bekannt. Da gibt es zum Beispiel eine Seite udofan.de,
auf der berichtet wird, daß Udo Jürgens im Jahr 1980 in Hollywood den "Country Music Award" für sein Lied "Buenos Dias Argentina" erhalten habe und daß der große Country Sänger Marty Robbins dieses Lied in den USA bekannt gemacht habe. Richtig: "Buenos Dias Argentina" kletterte auf Platz 25 der Billboard Country Charts, und das war im November 1979.

Alles in Ordnung. Warum also wieder der Aufruhr mit Lagerfeuer und so, fragen Sie? Dann würde ich Ihnen empfehlen, die nächsten Sätze in udofan.de im O-Ton weiterzulesen:

"Buenos Dias Argentina" in der Version von Robbins war bis vor einiger Zeit nur auf Vinyl erschienen und zwar auf einer Single (Nr. 1-11102) sowie auf den beiden LPs "Encore" und "All Around Cowboy" (1979). Im Rahmen von Neuauflagen auf CDs wurde im Jahr 2000 nun auch die LP "All around Cowboy" endlich in Digitalversion veröffentlicht. Wenn man diesen großen Hit von Udo Jürgens in dieser englischen Version hört, weiß man auch, warum Udo so eine hohe Auszeichnung zuteil wurde. Eine absolut perfekte Version, die hier zu hören ist und die wirklich die Lagerfeuerromantik in das traute Heim bringt."

Also wirklich, das haut dem Faß den Boden raus! Wir schreiben inzwischen das Jahr 2002. Oder irre ich mich da? Kann mir vielleicht mal irgendeiner zur Seite springen, der vielleicht auch schon einmal "Buenos Dias Argentina" von Marty Robbins gehört hat und mir bestätigt, daß ich nicht ganz so blöd bin und doch noch etwas von der Country Music verstehe? Ist da vielleicht jemand, der mein Ego wieder etwas aufrichtet? Ich habe doch nun schon so gelitten, als ich als einer der wenigen am 26. Oktober nicht im Cowboy-Karnevalskostüm in Giessen erschien. Bitte helfen Sie mir. Bitte, bitte.

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Lagerfeuerromantik hin, Lagerfeuerromantik her: In den nächsten Tagen lesen Sie auf dieser Homepage einen Bericht über Marty Robbins, ein Interview mit Marty Robbins, das Manfred Vogel 1975 in London mit ihm machte, Sie können auch eine LP-Diskographie nachvollziehen, und Sie lesen einen Beitrag über das berühmte Alamo in San Antonio.


Zum 20. Todestag von Marty Robbins am 8. Dezember 2002

Marty Robbins: Ein Interview von Manfred Vogel

Marty Robbins: Seine Langspielplatten

Was ist eigentlich....Alamo? Von Manfred Vogel mit einem Update von Hauke Strübing