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Als die Country-Platten aktuell waren
Was die Kritiker damals über LP-Neuheiten schrieben (2)
Zusammengestellt von Hauke Strübing

2. Folge dieser Serie. Bei vielen Besprechungen werden Sie Meinungen und Ansichten wiedererkennen, von denen Sie heute bestimmt nicht mehr annehmen, daß es sie auch damals schon gab. Unterhalb der Besprechung einer LP ist der jeweilige Autor angegeben, dahinter in Klammern das Datum der Veröffentlichung.
 

JOHNNY CASH – Greatest Hits Volume 3        CBS 83 274 (Deutschland)
There Ain´t No Good Chain Gang (with Waylon
Jennings) – Oney – Any Old Wind That Blows – Old Time Feeling (with June Carter Cash) – I Would Like To See You Again – I Wish I Was Crazy Again (with Waylon Jennings) – One Piece At A Time – After The Ball – Lady – It´s All Over

Als einzige aus einem ganzen Paket von in den USA veröffentlichten “Greatest Hits”-Langspielplatten hat CBS zu Jahresbeginn 1979 die Cash-Zusammenstellung übernommen für den deutschen Markt. Wer den deutschen LP-Vorgänger „I Would Like To See You Again“ verpaßt hat, findet drei Aufnahmen in der „Greatest Hits“-Kopplung wieder („I Would Like To See You Again“ und die beiden Duette mit Waylon Jennings). Auch der „Rambler“ (CBS-LP 82 156) ist stark vertreten mit  „After The Ball“ und „Lady“ – hier allerdings mit den Single-Versionen. Neu für uns ist allenfalls die bisherige Single-Version von „It´s All Over“. Verschlossen bleibt den deutschen Cash-Fans bis dato immer noch das „Gone-Girl“-Album – nebst etwaiger Single-Veröffentlichungen (siehe Rezension COUNTRY CORNER, Januar 1979).  Hauke Strübing (03/1979)

 
Und diese Rezension liefere ich hier gleich mit: 

JOHNNY CASH -  Gone Girl  
Columbia KC 35
646 (USA)
Gone Girl – I Will Rock And Roll With You – The Diplomat – No Expectations – It Come And Goes - - It´ll Be Her – The Gambler – Cajun Born – You And Me (with June Carter Cash) – A Song For The Life (with Rosanne Cash)

Sein zweites Album im abgelaufenen Jahr (1978): Nach “I Would Like To See You Again“ (CBS 82 676) hat sich Cash jetzt noch mehr von der Vorstellung entfernt, er müsse unbedingt selbst seine eigenen Lieder singen. Sicherlich ist der Qualitätsgewinn in der Tatsache zu suchen, daß sich Cash ausgiebig dem Songmaterial einiger Top-Composer in und um Nashville widmet. Nur noch zwei Lieder stammen aus eigener Feder, der Rest von Jack Clement, Roger Bowling (Songwriter von „Lucille“), B. R. Reynolds, Don Schlitz, Joel Sonnier und Kermit Goell, Rodney Crowell – und man staunt: Mick Jagger und Keith Richards. Entsprechend weit gespannt ist das musikalische Angebot vom derzeitigen Single-Erfolg „I´ll Be Her“ über Jack Clements „Gone Girl“, den Sun-Reminiszenzen „I Will Rock And Roll With You“, dem Rolling Stone-Titel „No Expectations“ und „It Comes And Goes“ (Cash-Pianist Earl Ball bringt diese Aufnahme in den Nahbereich vieler früherer Sun-Erfolge) bis hin zum Riesenhit „The Gambler“, den Stilist Johnny Cash streckenweise im Sprechgesang vorträgt. Noch bleibt die bereits 1976 entstandene Aufnahme „Beautiful Memphis“ der Öffentlichkeit und vor allem seinen Anhängern vorenthalten, dafür gibt es eine Cajun-Premiere auf diesem Album. „Cajun Born“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von Joel Sonnier und Kermit Goell. Das Original erschien 1977 auf der Mercury-Single 55002 (Joel Sonnier – Cajun Born). Das variabelste aller Cash-Alben in jüngster Vergangenheit entstand in den Jack Clement Recording Studios und in den Sound Spectrum Studios in Nashville. Interessant die Besetzungsliste: Marshall Grant, W. S. Holland, Bob Wootton, Jerry Hensley, Earl Ball, Joel Sonnier, Jack Clement und andere. Cash-original – so wie man ihn auch bei uns von den Bühnen her kennt!    Hauke Strübing (01/1979)

 

JERRY LEE LEWIS & Friends  -  Duets   
Bellaphon BBS 2568 (Deutschland)

Save The Last Dance For Me – Sweet Little Sixteen – I Love You Because – C. C. Rider – Am I To Be The One – Sail Away – Cold Cold Heart – Hello Josephine – It Won´t Happen With Me – What´d I Say – Good Golly Miss Molly

Im goldgelben Vinyl glänzt eines der rätselhaftesten Alben seit langer Zeit, gibt Anlaß zu mancherlei Spekulationen und wird sicher seine Abnehmer finden. Im stilechten Monosound der großen Sun-Tage vom Memphis werden ausnahmslos Duette angeboten, bei denen nur eines feststeht: Jerry Lee Lewis singt bei allen Aufnahmen mit. Um seine jeweiligen Partner gibt es Rätselraten, das Cover greift mit keinerlei Angaben unter die Arme. Dennoch ist der Kreis der Mitsänger leicht abzustecken, denn es gab ja nicht sehr viele Interpreten bei Sun Records, als diese Aufnahmen entstanden. Elvis Presley beispielsweise dürfte bei einer Reihe von Songs noch am ehesten herauszuhören sein. Auch Carl Perkins gehört zu dem in Frage stehenden Personenkreis, es können auch hier und da Begleitmusiker mitgesungen haben, vielleicht auch Produzent Jack Clement und manch einer tippt sogar auf Bob Luman. Wie auch immer, diese LP bringt herzerfrischende, bisweilen herrlich improvisierte Rockabilly Music der großen, der frühen Sun-Tage und ist beileibe nicht nur wegen der heiß diskutierten Frage nach den Interpreten ein Schmuckstück für den Plattenschrank.  Manfred Vogel (03/1979)

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